laut.de-Kritik
Todesmetall mit hohem intellektuellem Anspruch.
Review von Jürgen LugerthRevocation aus Boston genießen schon lange den Ruf, eine Death Metal-Band der besonderen Art zu sein. Zum einen weil ihre gedankliche und textliche Bandbreite weit über die vermeintlichen Grenzen des Genres hinaus geht. Zum anderen weil die Band auch musikalisch kaum Einschränkungen akzeptiert und neben Einflüssen von Jazz über Flamenco bis Prog auch mal ein paar Bläser oder ein dezentes Banjo im Soundgefüge unterbringt.
Auf ihrem sechsten Album belegen Revocation mit elf von einem losen Konzept zusammengehaltenen Stücken ihre technische Klasse und musikalische Souveränität. Bis auf den rauen, nicht zu extremen Growl-Gesang und das unaufhörlich vorwärts knüppelnde, oft auch abwechslungsreiche Schlagzeug von Ash Pearson ist der Terminus Death Metal alter Schule bei der Band aber kaum angebracht, was höchstens beinharte Puristen stören dürfte.
Stattdessen erinnert der flotte Vierer in seiner Anlage eher an Kult-Truppen wie die verflossenen Nevermore, an die schrägen Voivod, die neuen Helden Gojira oder auch an die ehemals sensationellen Ackercocke, ohne jedoch deren dämonische Magie zu erreichen. Die waren einfach einzigartig und hinterlassen nach ihrer Auflösung immer noch eine schmerzliche Lücke im extremen Bereich des Heavy Metal.
Dennoch glänzen Revocation mit eigenen Trademarks. Allen voran die fantastischen Gitarren von David Davidson und Dan Gargiulo, die teilweise fast schon losgelöst von irdischen Zwängen solieren und jubilieren. Ein Paradebeispiel für die hohe Spielkunst der beiden ist der Track "Only The Spineless Survive", in dem sich flächige, sphärische Gitarrenteppiche, Riffgewitter und schwindelerregende Soli die akustische Klinke in die Hand geben, dass es nur so eine Freude ist.
Grundsätzlich ist wirklich jeder einzelne Song dieser Scheibe gespickt mit technischen Paradestücken dieser Saitenhexer. Man höre nur einmal intensiv in "Crumbling Imperium" hinein. Das klingt dann schon wie ein Al Di Meola, der irgendetwas ganz böse Wirkendes zu sich genommen hat. Verheerend gut! Dass der legendäre Gitarrren-Shredder Marty Friedman das Stück "The Exaltation" mit einem Solo veredelt, setzt dem Ganzen dann die Krone auf.
Mit dem episch angelegten "Cleaving Giants Of Ice" endet ein ziemlich meisterhaftes Werk, das die Höchstnote nur wegen des manchmal etwas eindimensionalen Gesangs und den nicht immer völlig zwingenden Songs verfehlt.
3 Kommentare
Mmm das Album brauch glaube ich noch ne Weile bis es wirklich bei mir ankommt. Größter Kritikpunkt sind bis jetzt die Klargesangpassagen. Die wollen so garnicht in den Kontext passen. Ansonsten aber eine durchweg gute Gitarrenarbeit und vor allem saugeile Drums. 4/5
Find den Klargesang gar nicht so störend, ist ja relativ rau gehalten. Beim ersten Hören auf jeden Fall sehr interessant, wird wohl einige Durchläufe brauchen.
"das die Höchstnote nur wegen des manchmal etwas eindimensionalen Gesangs und den nicht immer völlig zwingenden Songs verfehlt"
Die beiden Punkte stören mich mehr, deshalb nur verwässerte 3/5.