laut.de-Biographie
Rosanne Cash
Selten schaffen es die Kinder Prominenter, den Ruhm oder Erfolg der Eltern zu erreichen. Zu hoch ist die Erwartung, zu groß der Druck. Rosanne Cash gehört zu den eher seltenen Ausnahmen.
1955 als Tochter Johnny Cashs und seiner ersten Frau Vivian Liberto geboren, kriegt sie während der Kindheit hauptsächlich die Schattenseiten ihres Vaters mit. "Ich wollte nie berühmt werden", erinnert sie sich, "er war sehr berühmt, und es war so viel Selbstzerstörung im Spiel, seine Drogensucht und die Scheidung meiner Eltern. Ich dachte, Berühmtheit sei das Schlimmste, was einem passieren könne".
Mit elf zieht sie mit ihrer Mutter nach Los Angeles, studiert später als Schauspielerin in Nashville und am renommierten Lee Strasberg-Institut. Der Kontakt zu ihrem Vater bricht jedoch nicht ab, in der zweiten Hälfte der 70er begleitet sie ihn mehrere Jahre lang auf seine Roadshows. Sie unterschreibt einen Vertrag mit dem deutschen Label Ariola, 1978 erscheint in Europa ihr erstes, selbstbetiteltes Album, das mittlerweile als Rarität gilt.
Obwohl sie sich eher zum Punk bekennt und die Stücke größtenteils in London entstehen, geht sie für drei Lieder in ein Studio nach Nashville. Am Mischpult sitzt ihr zukünftiger Ehemann Rodney Crowell, der ihr einen US-Vertrag bei CBS in der Countrysparte besorgt. Nach ersten Erfolgen 1979 kommt zwei Jahre später mit "Seven Year Ache" der endgültige Durchbruch: Drei ausgekoppelte Singles führen die Country-Charts an, das Album schafft es in die nationalen Top 30.
Während ihr Vater in den 80er Jahren in der Versenkung verschwindet, sammelt Rosanne eine Erfolgsmeldung nach der anderen. Obwohl sie sich weniger als Countrysängerin, sondern eher als Künstlerin sieht, erreicht sie immer wieder die Spitze der Genrecharts und gewinnt 1985 mit "Rhythm And Romance" einen Grammy.
Die Krise und spätere Scheidung ihrer ersten Ehe erzeugen Anfang der 90er Jahre die persönlich gehaltenen Alben "Interiors" (1990) und "The Wheel" (1993), die an vergangene Erfolge anknüpfen und eher Singer/Songwriter- als klassisches Nashville-Material enthalten.
1996 begibt sie sich wieder ins Studio, um einige neue Lieder aufzunehmen. Während der Aufzeichnungsphase kommt ihr Plattenchef zu Besuch und ist von dem Rohmaterial so begeistert, dass er sie überredet, es in diesem Zustand heraus zu bringen. "Ten Song Demo" bringt ihr Vergleiche mit Liz Phair, Tori Amos und PJ Harvey ein, "Frauen, die ich sehr bewundere, auch wenn es bei letzterer schwieriger war, sie zu verstehen", wie sie in einem Interview zugibt.
Cash heiratet den Produzenten John Leventhal, siedelt nach New York um und verliert infolge ihrer dritten Schwangerschaft ihre Stimme. Erst 2000 schafft sie es mit Hilfe eines Therapeuten, wieder einigermaßen zu singen. In dieser Zeit veröffentlicht sie eine Sammlung an Kurzgeschichten ("Bodies Of Water") und ein Kinderbuch ("Penelope Jane: A Fairy's Tale"). Dazu verfasst sie Beiträge für verschiedene Publikationen, darunter New York Times und Rolling Stone.
2002 begibt sie sich wieder ins Studio, um das 1998 begonnene Album "Rules Of Travel" zu Ende zu führen. Neben Gastauftritten von Sheryl Crow und Steve Earle fällt vor allem das erste Duett mit ihrem Vater auf. "Als ich ein Kind war, sah ich nur einen Vater in ihm. Jetzt, wo ich älter bin, bemerke ich, was für ein fabelhafter Dichter und Sänger er ist, was für zeitlose Qualitäten er in sich trägt. Wir haben mittlerweile eine tolle Beziehung und ich bin sehr glücklich, dass wir das getan haben", erzählt sie zum Duett "September When It Comes".
Klar, dass sein Tod 2003 sie stark mitnimmt. Das schlägt sich auch auf ihre folgenden Werke nieder. "Black Cadillac" (2006) handelt von ihm und anderen verstorbenen Menschen in ihrem Umfeld, "The List" (2010) versammelt 12 Stücke aus einer Best Of-Liste, die sie zum 18. Geburtstag 1973 von ihrem Vater erhielt.
Ihre Memoiren mit dem Titel "Composed", die ebenfalls 2010 erscheinen, erhalten begeisterte Kritiken. "Eine der besten Aufzeichnungen eines amerikanischen Lebens, die man jemals lesen wird", schreibt etwas die Chicago Tribune. Um Erinnerungen und Stimmungen geht es auch auf ihrem nachfolgenden Album "The River & The Thread", das 2014 erscheint.
Eine persönlich gehaltene Website stellt den Kontakt zu ihren Fans dar, denn als Familienmensch sind ihre Liveauftritte eher rar.
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