laut.de-Biographie
Rover
Ein junger Franzose, der sich ausgerechnet Rover nennt? Was ist denn da schief gelaufen? Angeblich haben die Vorliebe seiner Eltern für klassische englische Autos und, nachweislich, sein Faible für Britpop Timothée Regnier dazu verleitet, sich nach der insolventen britischen Automarke zu benennen. Natürlich kann Rover nur das Projekt eines hemmungslosen Nostalgikers sein.
Eine Familie, die Wert auf musikalische Früherziehung legt. Mitte der neunziger Jahre ein Umzug nach New York, als der Junge gerade einmal sieben Jahre alt ist. Später besucht Timothée Regnier dort, wie zuvor Mitglieder der Strokes, das renommierte Lycée Français. Einen allzu starken französischen Akzent wird Regnier so nie ausbilden – sicherlich kein Hindernis für eine internationale Pop-Karriere.
In seiner Jugend begeistert sich Regnier, 1986 geboren, für die Beatles. "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" avanciert zu seinem ersten Lieblingsalbum. Auch den Indie-Rock von Interpol und die rauchigen Chansons von Bertrand Belin bezeichnet er später als Inspirationsquellen für Rover.
Gerade der düstere Sound von Interpol klingt nach, als Timothée Regnier 2004 zunächst im Libanon mit seinem Bruder Jeremie die europäisch-arabische, regimekritische Band The New Government gründet, die es bis 2009 auf immerhin drei Alben bringt. Die Band tourt in Frankreich und spielt auch Konzerte in Beirut, bis Timothée Regnier 2010 keine Einreiseerlaubnis in den Libanon erhält.
Daraufhin verschanzt sich der Mann, der unter dem Moniker Haussmann Tree auch experimentell-poppige Filmmusik macht, einen ganzen Winter lang in einem Haus in der Bretagne und schreibt dort neue Songs. Stücke, die nach den Aufnahmen in Paris wegen ihrer Betonung der Hammond-Orgel an den theatralischen Psychedelic-Pop der späten Beatles erinnern, bisweilen auch an deren zottelige, jaulende Apologeten aus den neunziger Jahren: die Super Furry Animals, The Coral, Badly Drawn Boy.
Les Inrockuptibles zeigt sich voll des Lobes für Rover: Das französische Musikmagazin bezeichnet Regnier nicht nur als einen "Giganten mit einer Engelsstimme" (was für eine Übertreibung!), es wählt auch die Single "Aqualast" zu einem der 100 besten Songs des Pop-Jahres 2012. Im Frühjahr 2013 erscheint das selbstbetitelte Debütalbum von Rover – es dürfte so manchem Oasis-Fan gefallen.