laut.de-Kritik
Muckermucke vom Blues-Nikolaus.
Review von Maximilian SchäfferMucker sind Menschen, die haupt- oder nebenberuflich den Sport Musik betreiben. Sie spielen meist in mehreren verschiedenen Kapellen gleichzeitig, um ihr leidenschaftliches Handwerk adäquat zur Entfaltung zu bringen. Mucker sind gefragte Bandmitglieder, sie halten den Takt und halten den Mund. Feinmotorik in den Bereichen Saitenzupfen und Trommelschlagen begeistert diese unentbehrlichen Kumpel aller Künstler, ohne sie funktioniert kein Konzert.
Steve Wold alias Seasick Steve ist ein Mucker mit Gimmick, noch dazu mit einem halbwegs authentischen. Als Jugendlicher zog er als tagelöhnender Wanderarbeiter durch die Vereinigten Staaten von Amerika, danach war er als Sessionmusiker und Produzent aktiv. Ein rauer Kerl mit Rauschebart ist dekorativ, ein Landstreicher ist wenig mimosenhaft, ein Studiomucker ist zuverlässig - Seasick Steve, der Traum eines jeden Konzertveranstalters.
Deswegen darf der Mann auch auf keinem europäischen Festival mehr fehlen. Rock im Park, Hurricane, Sziget, Lollapalooza - sein erdiger Bluesrock ist der kleinste gemeinsame Nenner nach dem zwanzigsten Bier. Schließlich meint, sich mit einem echten Hobo identifizieren zu können, wer sich eine knappe Woche lang nicht wäscht, in einem Zelt wohnt und sich mit billigem Fusel besäuft. So ereignislos wie ein Wochenendgelage der Freiwilligen Feuerwehr Ostwestfalen ist dann auch das zehnte Album von Herrn Wold mit dem einfallsreichen Namen "Love & Peace" geraten.
Knapp 57 Minuten lang bekommt man Handfestes fürs Geld, echte Manufakturware aus Blut und Schweiß für jede Rockkneipe, für jeden Gitarrenladen geeignet. Steve hat die "Toes In The Mud", denn er ist ein "Regular Man". Ständig tönt es nach verschiedenen Generationen Rockmusikverwertung des Blues: Jimi Hendrix und Canned Heat, The White Stripes und The Black Keys. Alles äußerst solide gespielt, arrangiert und gesungen, jedoch viel langweiliger und ausgeleierter als die genannten Vertreter ihrer Zunft. Wüsste man nicht, dass der Interpret gerne auf selbstgebastelten Instrumenten zupft, sympathisch mit dem Fuß dazu spielt und aussieht wie Santa Claus in Alabama, man würde es für die austauschbarste Muckerplatte aller Zeiten halten.
"Clock Is Running" geht mittelmäßig nach vorne, handelt vom Reisen, dem Teufel, dem Staub. "Church Of Me" und "Mercy" sind kaum zu unterscheiden und liefern die gleiche atheistische Geste im religiösen Gewand. Americana mit liberalen Hippietexten ist kältester Kaffee, noch dazu, wenn man eigentlich aus Oakland, Kalifornien kommt. Zumindest retten die verträglichen Lyrics dieses Album davor, allumfassend reaktionär zu sein. Vielleicht mag es hierbei für einige Leser einschläger Bluesrock-Fachzeitschriften das Manna vom Himmel regnen, der Rest gähnt.
1 Kommentar mit einer Antwort
Sorry für's Ausbuddeln. Aber wie konnte mir durchgehen, was für ein missgünstiger und selbstüberschätzender Hurensohn man für so einen Text sein muss. So, jetzt geht's mir besser.
"Rock im Park, Hurricane, Sziget, Lollapalooza - sein erdiger Bluesrock ist der kleinste gemeinsame Nenner nach dem zwanzigsten Bier. Schließlich meint, sich mit einem echten Hobo identifizieren zu können, wer sich eine knappe Woche lang nicht wäscht, in einem Zelt wohnt und sich mit billigem Fusel besäuft."
Offensichtlich hat das Craze geschrieben.