laut.de-Kritik

Arme in die Luft, Sljivovitz in den Hals, und ab dafür.

Review von

Der Wind dreht sich. Mussten wir uns geraume Zeit vor Samplern in Sicherheit bringen, die Sounds aus Südamerika - in welcher Form auch immer - in aufdringlicher Form an uns heran trugen, bläst uns nun eine stramme Brise aus Südosten um die Ohren. Goran Bregovic, Boban Markovic, Fanfare Ciocarlia, Taraf De Haidouks heißen die Protagonisten, die den Trötensound aus seiner folkoristischen Ecke heraus zerren und einer Modernisierung unterziehen.

Shantel setzt hier den Clubhebel an und führt dem Hörer sanft, aber bestimmt die Paprika in den Hintern ein. Folge: unkontrolliertes Zappeln auf der Tanzfläche mitteleuropäischer Clubs. Tröten und sonstige Bläser treffen auf sachte Beats, die den Balkan-Klang für die Disse zurecht päppeln. Shantel verzichtet dabei darauf, die Remix-Keule heraus zu holen. Ein technoiderer Touch würde dem Ziel, die Emotionalität und Ausgeflipptheit der Kompositionen zu erhalten, ohnehin nur zuwider laufen. So bleiben aufgedrehte Polka-Nummern wie "Da Zna Zora" in ihrem Ursprung erhalten, gehen aber Dank des Extra-Wummses ordentlich ab.

Den Anfang machen die dicken Backen des Boban Markovic Orkestars ehe Jony Iliev über einem pumpenden Rhythmus sein "Ya Rayah" setzt und zum deftigen Hüftschwung animiert. Es bedarf natürlich einer gewissen Empfänglichkeit für ungewöhnlich klingende Sounds, um an der Eingangskontrolle zum Club vorbei zu kommen. Nur Zugucken ist aber nicht. Arme in die Luft, Sljivovitz in den Hals und ab dafür. Da ist es letztendlich egal, wenn man nicht der begnadete Schwoofer ist; Tanzschritte interessieren hier sowieso keinen.

Stefan Hantels stilsicherer Mix aus Eigenkompositionen, Remixen und Fremdbeiträgen machen "Bucovina Club Vol. 2" zu einer absolut runden Sache. Lediglich das leidlich interessante "Duj Sandale" aus dem Soundtrack zu "Schwarze Katze, Weißer Kater" zieht ein recht kleines Stück Knoblauchwurst vom Teller.

Dem stehen aber Monster der Marke "Mahalgaeska" und "Borino Oro" gegenüber, die unweigerlich nach vorne treiben. Ganz zu schweigen davon, wenn die Ciocarlias zum "Ailili"-Remix antreten. Ganz großen Groove-Sport präsentiert das Trio Rona Harner, DJ Click und Shantel himself mit dem dubbigen Burner "Inel Inel Aur". Um die omnipräsente Bassline schwirren Fidel und Quetschkommode im Verbund. Über den entspannten Sound entschwebt Ronas Stimme dem Sternenhimmel entgegen. Guten Flug! Zum Abschluss kommen natürlich der unvermeidliche Goran Bregovic respektive Saban Bairamovic zu Wort, die mittels "Maki, Maki" den Kehraus markieren.

Bleibt nur zu hoffen, dass dem Bucovina Club noch einige euphorische Partys bevor stehen und Shantel auch dem Brazil-Wahnsinn mittels Tuten und Blasen zuleibe rückt.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Ya Rayah – Balkan Mix
  3. 3. Bucovina - Haaksman & Haaksman Soca Bogle Mix
  4. 4. Da Zna Zora – Shantel Remix
  5. 5. Duj Sandale
  6. 6. Mahalageasca – Bucovina Dub
  7. 7. Ailili - Shantel Remix
  8. 8. Bulgarian Chicks
  9. 9. Borino Oro
  10. 10. Ciganka Medley
  11. 11. Hocemo li u Sabac?
  12. 12. Sabacko Kolo
  13. 13. Godzilla
  14. 14. Dunarea
  15. 15. Inel Inel de Aur - Bucovina Dub
  16. 16. Maki, Maki

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