laut.de-Kritik

Nachtschattengewächse aus Balkanistan.

Review von

Shantel, der Mann, der nie schläft. Der Knilch, der gefühlte 300 Gigs im Jahr gibt und dazu 500 Gastspiele als DJ absolviert, findet zwischendurch tatsächlich Zeit, wieder ein Album einzuspielen.

Nach dem famosen "Disko Partizani" folgt nun "Planet Paprika". Die Ingredienzen zum feurigen Abhott-Eintopf made in Germany sind dieselben wie noch Anno 2007. Einige Rhythmus-Patterns und Songideen schlüpften vom Vorgänger mit hinüber, machen aber auch in neuem Outfit jede Menge Spaß. Der Bürger des außerirdischen Planeten zeigt dem, der sie sehen will, seine "beautiful paprika". Absurdistan in Reinkultur, wie schon im Titeltrack zum Vorgängeralbum.

Es wird mir jedoch auf ewig ein Rätsel bleiben, wie man ein Produktions-Tool des Teufels wie Autotune einsetzen kann: Es hört sich schlicht und ergreifen scheiße an. Punkt. Keine Diskussion. Leider muss Stefan Hantel beim Griff in die Producer-Zauberkiste ausgerechnet diesen kleinen schmierigen Kothaufen zu Rate ziehen, um seine Sounds auszukleiden. "Binaz In Dub" fällt der kompletten Verhunzung anheim, aber wir greifen vor.

Etwas irritierend wirken zum einen "Being Authentic", lässt man sich von der doch sehr einfachen Gesangsmelodie der Strophe zu sehr ablenken. Das instrumentale Getröte wiederum schmeckt äußerst lecker. Zum anderen klingt der Text des Titelsongs doch arg nach DJ Bobo: "This planet is a mess, we have to interfere / Now we are here so have no fear / You had to be stopped because enough is enough / While fighting for oil we forgot about love / There's a war in the east, a war in the west, there's too much death and too little sex." Ja, ne?

Abseits dieser marginal zu nennenden Kritikpunkte feiert Shantel wieder einmal eine mitreißende Balkan-meets-sonstwas-Party. Ob der verschiedenen Einflüsse fällt es schwer, die geeignete Genre-Schublade aufzumachen. Vielleicht hätte Hantel einige Reibungspunkte zum Vorgänger einbauen sollen, um "Planet Paprika" etwas mehr Eigenständigkeit zu verleihen. Dennoch: Daumen hoch!

Trackliste

  1. 1. Good Night Amanes
  2. 2. Planet Paprika
  3. 3. Wandering Stars
  4. 4. Bucovina Original
  5. 5. Beeing Authentic
  6. 6. Citizen Of Planet Paprika
  7. 7. Sura Ke Mastura
  8. 8. Usti, Usti Baba
  9. 9. Eyes Of Mine
  10. 10. Binaz In Dub
  11. 11. Beauties From Athina
  12. 12. Ex Oriente Lux
  13. 13. Good Morning Amanes

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9 Kommentare

  • Vor 14 Jahren

    Das ist der Stoff, aus dem die Balkan Disko geboren wurde, und das bleibt auch der Stoff, der jetzt wieder auf "Planet Paprika" geboten wird.

    http://soulgurusounds.blogspot.com/2009/09…

  • Vor 14 Jahren

    @liesewiese (« jaja, es mag in mancher ohren banal klingen, aber was ist mit samba, brazil und der ganzen massen-scheiße????
    kaum kommt da mal wer her und verwurstet etwas ungewohntes (weil wer von all den pennern da draußen hat sich bitte bisher mal wirklich mit traditioneller musik vom balken befasst??? und wir reden hier nicht von kusturioca-soundtracks...)
    shantel macht massentauglichen balkan-dico-sound, die konzerte sind super-parties und mehr will der typ vermutlich gar nicht... »):

    Naja. Was denn nun? Eher ungewohnt oder eher massentauglich?

    Ich denke, eher letzteres. Sehe das aber gar nicht so negativ, wie ich das in einigen aktuellen Besprechungen zu "Planet Paprika" vorgefunden habe. ("Shantel probiert, was in puncto Intelligenzbeleidigung noch so reingeht", "Jede Balaton Combo ist lustiger"). Shantels Eigenwerbung "Absolutely Inauthentic" geht bei mir völlig in Ordnung. Party-Spaß, Slivovitz und Abhotten geht auch in Ordnung.

    Aber "A Hawk And A Hacksaw" etwa sind eben doch eins (unter vielen) Beispielen von den "Pennern da draußen", die wirklich Ungewöhnliches verwurstet haben. Und vor allem kommt bei denen das melancholische Moment nicht zu kurz.

  • Vor 14 Jahren

    An sich tolles Album!
    Autotune-Effekt = "Produktions-Tool des Teufels": Besser könnte man es kaum sagen! "Binaz in Dub" wird allein deswegen, obwohl alle guten Voraussetzungen da wären, zum TOTALAUSFALL!

    Wann werden die Leute endlich damit aufhören, diesen Effekt angenehm, cool und modern zu finden?!?