laut.de-Kritik

Weniger Dream Theater ist manchmal mehr Rush.

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Die ganze Klasse von Subsignal zeigt sich im Track "The Passage". Dieses Stück ist - ob man es nun als Neoprog, Artrock oder AOR bezeichnet - erstklassig komponiert und punktet insbesondere im Mittelteil mit seinen neoklassischen Piano-Läufen und einer Meat Loaf-mäßigen Abfahrt.

Subsignals Kern besteht aus Markus Steffen und Arno Menses. Der Gitarrist und Komponist Steffen prägte für zwei Jahrzehnte das Neoprog-Antlitz aus deutschen Landen und veröffentlichte mit Sieges Even bahnbrechende Alben wie "A Sense Of Changes" oder "The Art Of Navigating By The Stars". Arno Menses stieß bei der Reunion 2004 dazu und setzte mit seiner markanten Stimme direkt eigene Akzente.

Führten Subsignal zu Beginn auf "Beautiful & Monstrous" und zuletzt auf "The Beacons Of Somewhere Sometime" das Prog-Erbe in ihrem Sinne weiter, lockerte das Duo auf "Paraíso" und insbesondere nun auf "La Muerta" die proggigen Fesseln in Sachen Anspruch und Technik. Nun musiziert die deutsch-holländische Formation verstärkt in Gefilden, die Yes in den 80ern, Asia oder insbesondere Rush zwischen "Power Windows" und "Hold Your Fire" zelebrierten. Weniger Dream Theater ist manchmal mehr Rush.

Mit einem eingespielten Lineup und einer druckvoll-nuancierten Produktion des RPWL-Gespanns Wallner/Lang im Rücken legt der Fünfer auf "La Muerta" sein Meisterstück ab. Geriet der Vorgänger als melancholisches Momentum über Trauer und Verlust, feiert die Band auf La Muerta das Leben, ähnlich dem Dias de Muerte in Mexico, der ein fatalistisches Freudenfest darstellt. Einzig der Closer "Some Kind Of Drowning" mit der iamthemorning-Frontelfe Marjana Semkina im Duett zeigt, dass jedem Aufbruch ein 'per aspera ad astra' vorangeht.

Steffens Gitarrenarbeit zählt mit zum Besten und vor allem Eigenständigsten, was die derzeitige Szene zu bieten hat. Menses charismatischer Klargesang veredelt in facettenreichen Vocal-Arrangements die gnadenlos guten Melodien, und Keyboarder Markus Maichel entlockt seinem Instrument genau die Töne, die die Klippen des Kitsches gezielt umschiffen.

Die Texte geraten sehr vielschichtig und vermitteln neben Emotionen auch Geschichten. Subsignal entwickeln trotz prägnanter Refrains die Lyrics und Parts stets im Verlauf eines Songs weiter. So kommt trotz eingängiger Sonnenschein-Momente nie Langeweile auf, wie "Even Though the Stars Don't Shine" und "As Birds on Pinions Free" eindrucksvoll unter Beweis stellen. Daneben arbeitet die Band mit Sprachsamples wie im kryptischen Intro "271 Days" und Soundscapes wie in "Trains".

AOR mit Anspruch scheint derzeit die Losung zu sein, den angestaubten Prog wieder für eine breitere Hörerschar zu polieren. Steffen und Co. haben ähnlich wie Steven Wilson auf "To The Bone" die Zeichen der Zeit erkannt und setzen mit "La Muerta" ein Ausrufezeichen.

Trackliste

  1. 1. 271 Days
  2. 2. La Muerta
  3. 3. The Bells of Lyonesse
  4. 4. Every Able Hand
  5. 5. Teardrops Will Dry in Source of Origin
  6. 6. The Approaches
  7. 7. Even Though the Stars Don't Shine
  8. 8. The Passage
  9. 9. When All the Trains Are Sleeping
  10. 10. As Birds on Pinions Free
  11. 11. Some Kind of Drowning

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