Porträt

laut.de-Biographie

Sunn O)))

Seattle ist nicht nur der Geburtsort von Grunge. Es ist auch die Heimat von Metal-Innovator und Drone-Papst Stephen O Malley. Unter seinen zahllosen anderen Projekten (etwa Earth) ist Sunn O))) das mit Abstand bekannteste und renommierteste seiner Art. Aus dem Urschlamm prähistorischer Doomwurzeln (St. Vitus, Candlemass) entwickelt er mit Sunn O))) eine Spielart und Kompositionsweise, die weit über die Grenzen des Metal bei Avantgardisten und Liebhabern unkonventioneller Gitarrenmusik ankommt.

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Typisch für O'Malleys sehr minimalen Stil sind die extrem übersteuerten Gitarren und die zeitlupenhaft langsamen, meist freien Rhythmen. Seine Gitarren sind tiefer gestimmt. Der Großteil des erzeugten Klangraums bewegt sich im unteren bis untersten Frequenzbereich. Gesang und Schlagzeug fehlen mitunter.

Ein Hauptmerkmal der Band ist der stehende Ton, lang ausklingende Gitarren, die durch Feedback-, Echo- oder Hall-Effekte verstärkt werden. Doch am wichtigsten für den Sound sind die verwendeten Verstärker. Die Gitarren schließt O'Malley nicht selten an Bass-Verstärker an, um den typischen Drone-Effekt zu erreichen. Damit begibt er sich musikhistorisch direkt in die Tradition Velvet Undergrounds im Allgemeinen und von Drone Erfinder John Cales im Besonderen.

Die exzentrische Darstellung des Namens der Combo geht auf ihr Bandemblem zurück, das hinter dem Schriftzug Sunn von einem Zentrum ausgehende Schallwellen darstellen soll. Der Schriftzug ist eine Abwandlung des Logos von Verstärkerhersteller Sunn, dessen Geräte im Genre weite Verbreitung finden. Mit traumwandlerischer Sicherheit liefern Sunn O))) über die Jahre ein Meisterwerk nach dem anderen ab. Die zu Anfang noch irritierten Medien bemerken bald, dass sie es hier mit einem echten Genius zu tun haben.

Für gelegentliche Vocal-Einlagen sorgt u.A. Mayhem-Sänger Attila Csihar. Auf "White 2" sowie "Monoliths & Dimensions" sowie live steuert er den Gesang bei. Vor allem in Europa wächst der Fankreis durch diese beiden Alben ständig. Der gute Ruf bei Kollegen führt 2014 zu einer bahnbrechenden Kollaboration mit den norwegischen Ulver. Stephen O'Malley und deren Mastermind Kristoffer Rygg sind einander zu diesem Zeitpunkt bereits in gegenseitiger Bewunderung ergeben.

So liegt nichts näher, als die Drone-Könige mit der Band der tausend Gesichter zu kreuzen. Das Kind dieser Vermählung heißt "Terrestrials" und erfüllt die hoch gesteckten Erwartungen optimal in fast schon aufreizender Lässigkeit. Ambient, Klassik und Metal paaren sich hierauf miteinander zu einer untrennbaren Einheit.

Das tolle Album scheint nicht topbar. Doch genau das gelingt ihnen noch im selben Jahr. Auf "Soused" arbeiten sie mit Kultfigur, Bowie-Idol und Avantgardekönig Scott Walker zusammen. Die Platte offenbart sich als schwer verdauliche aber faszinierende Reise in Richtung Schwermut, Aggression und Gewalt. Das Dreieck Walker/Anderson/O'Malley erschafft in totaler künstlerischer Harmonie einen Brocken absoluter Disharmonie. Als verdienter Lohn klettern nicht nur die Verkaufszahlen Sunn O)))s nach oben. Auch das bürgerliche Feuilleton zeigt weltweit endlich deutliches Interesse an ihnen. Die Tage als Nischenband im Underground sind vorbei.

Ihr durch beide Kollaborationen gewonnener Erfahrungsschatz mündet im folgenden Jahr im nicht minder beeindruckenden "Kannon". Mit diesem siebten Studioalbum verschmelzen sie konzeptionell Buddhismus mit Metal. Trotz der omnipräsenten Symbolik bewegt sich die Musik hierbei wieder etwas mehr auf der reinen Drone/Doom-Schiene.

So auch auf "Life Metal" von 2019, das jedoch auch majestätische und helle Momente prägen. Der Nachfolger "Pyroclasts", der noch im selben Jahr erscheint, klingt dagegen ruhiger und meditativer. Beide Werke bilden so etwas wie eine untrennbare emotionale Einheit. Sie spiegelt die tiefe Freundschaft zwischen Stephen O'Malley und Greg Anderson, die Ausgangsbasis für die Musik von Sunn O))). "Es braucht bei einem solchen Lebensprojekt viel Aufgeschlossenheit, Kameradschaftlichkeit und auch Entmutigung, bis man die Ziele erreicht, die man sich setzt", so der Erstgenannte.

News

Alben

Sunn O))) - Life Metal: Album-Cover
  • Leserwertung: 3 Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2019 Life Metal

Kritik von Toni Hennig

Von der Schönheit erdrückender Gitarrendrones. (0 Kommentare)

Sunn O))) - Kannon: Album-Cover
  • Leserwertung: 3 Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2015 Kannon

Kritik von Ulf Kubanke

Metal und Buddhismus? Warum nicht! (0 Kommentare)

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