laut.de-Kritik
Bretthartes Debüt der Thrash-Veteranen.
Review von Michael EdeleMit "Part Of A Sick World" legen Surgical Strike aus Hannover endlich ihr Debüt vor. Endlich, weil die Truppe um Fronter Jens Albert bereits in den 90ern mit zwei Demos auf sich aufmerksam machte, sich danach aber sang- und klanglos auflöste, um erst 2014 einen zweiten Anlauf zu wagen.
Hieß es bezüglich der vorhergehenden EP 2016 vereinzelt noch, dass sich die Nummern in Sachen Songwriting kaum unterscheiden würden, kann man das von "Part Of A Sick World" nicht mehr behaupten. Ganz im Gegenteil, denn die Niedersachsen thrashen sich auf "Part Of A Sick World" durch sämtliche Bereiche des US Thrash Metals. Typisch deutsch klingt - bis auf die gelegentliche Intonation des Fronters - gar nichts.
Vor allem Exodus haben es den Herren angetan, was nicht zuletzt an Jens' fiesem Gekeife liegt. Allerdings ist der Mann weit davon entfernt, Steve Souza einfach nur kopieren zu wollen, dazu variiert er seine Shouts zu sehr. Und ganz ehrlich: Es gibt deutlich schlechtere Vorbilder. Zumal auch Machine Head, Testament und von der Gitarrenarbeit her Forbidden als Reminiszenzen herhalten können.
Warum man aber ausgerechnet "Not In This Life" als Single für ein Studiovideo wählte, erschließt sich nicht ganz. Ein straighte Nummer, die zwar ordentlich auf die Zwölf gibt, aber es finden sich weitaus stärke Songs - etwa der Opener "Dead End Gone": Vom rasenden Geknüppel bis hin zum Akustikpart gibt es alles, und das sehr gut arrangiert. Was die beiden Gitarristen Marcelo Vasquez Rocha und Frank Ruhnke hier abliefern, ist ebenfalls weltklasse.
Wer die alte Exodus-Axt vermisst, ist bei "Failed State" bestens aufgehoben. Zudem lassen Titel wie "Politicians" oder "Confrontation" keinen Zweifel daran, dass die Jungs nicht auf metallische Plattitüden setzen, sondern auf sozialkritische Texte. Das sorgt zumindest für einen weiteren Sympathiepunkt.
Das herrlich groovende "Lambs To The Slaughter" hat nur dem Namen nach etwas mit Kreator zu tun, "Sorrow Of War" treibt dann mit Doublekick nach vorne weg und glänzt zwischendrin mit ein doppelten Gitarrenleads. Für Abwechslung ist hier auf jeden Fall gesorgt.
Als Rausschmeißer kommt mit "The Breed" noch ein echter Knüppel: Einerseits hört man fast schon hymnische Melodien, auf der anderen Seite brettert einem Bloodwork-Drummer Moritz Menke ein paar Blastbeats um die Ohren, die sich gewaschen haben. Im Zusammenspiel mit der fetten, aber klaren Produktion, wird "Part Of A Sick World" zu einem echt starken, wenn auch verspäteten Debüt.
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