laut.de-Kritik

Irgendwo zwischen Tori Amos und Portishead.

Review von

"Es sollte nur gut klingen. Und ich finde, es klingt gut" sinniert Susi Hyldgaard über "Blush". Gut klingt es zweifellos, auch wenn sich der Klangkosmos eventuell nicht beim ersten Kontakt erschließt. Ihren eigenwilligen Songvorstellungen verpasst die Dänin auf ihrem vierten Soloalbum eine intensive, intime und reduzierte Ästhetik. Irgendwo zwischen Björk, Tori Amos, Portishead und Massive Attack bewegen sich die Songexperimente.

"Ich wollte ein möglichst einfaches Album machen. So wenig Instrumente wie möglich, wenig Beats" erläutert sie die Herangehensweise. Dieses Vorhaben ist gelungen - und wie! Susi Hyldgaard setzt auf Nahbarkeit und minimalistische Instrumentierung, um ihre Songperlen direkt dort zu platzieren, wo sie hingehören: nahe am Herzen! Damit bewegt sie sich in erfreulicher Nähe zu den Duoeinspielungen von Bugge Wesseltoft und Sidsel Endresen, die einem ähnliche Schauer über den Rücken jagen.

Unterstützt wird sie dabei von Jannik Jennsen am Tieftöner und Steve Arguelles an der Batterie. Beide rahmen ihre unkonventionellen Eskapaden in - wie soll es anders sein - unorthodoxe Playbacks. "Kühle Grooves mit Handbremse" titelt deshalb Tim Jonathan über Blush. Trip-Jazz ohne Hop lautet seine Genreschublade, der ich mich mit der Erweiterung 'Ambient-Folk (fast) ohne Elektronik' anschließe.

Die Violinparts steuert Dickon Hinchcliff bei, den Susi nach einem Tindersticks-Konzert in Kopenhagen kurzer Hand für die Streicherarrangements verpflichtet. Aufgenommen wurde mit 16 'echten' Streichern in London. Auch Susis englische Verbündete und Texterin Charlotte Garner trägt ihren Teil zum Ganzen bei. "Blush ist dieses Erröten, das jeder kennt. Obwohl ich zwei Jahre lang wusste, dass das Album so heißen sollte, kriegte ich einfach keinen Titelsong hin. Charlotte hat mich gerettet, indem sie kurz vor Deadline aus meinem hektischen Gestammel einen wunderbaren Text zauberte, der mich dann wiederum zum eigentlichen Song inspirierte."

Die zehn gelungenen Songperlen komplettieren zwei Remixe von Matthew Herbert (Moloko, R.E.M.) und DJ Opiate (Björk). Insgesamt ein außergewöhnliches und wertvolles Album für Schatzjäger und Perlentaucher, die sich im weiten Ozean zwischen Ambient, Jazz, Folk, Trip Hop und Pop wohlfühlen.

Trackliste

  1. 1. Blush
  2. 2. Take Your Time
  3. 3. Seeking
  4. 4. Suck The Bone
  5. 5. Follow
  6. 6. Sometimes
  7. 7. Thai Food Chililimit
  8. 8. The Little Island
  9. 9. Could This Be The Reason
  10. 10. Sisters In Shame
  11. 11. Seeking (Remix)
  12. 12. Blush (Remix)

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