laut.de-Kritik
Garstige Texte im Countrypop-Rausch.
Review von Kai ButterweckDerzeit bekennen immer mehr Prominente Farbe: Schauspieler*innen, Sänger*innen und Sportler*innen marschieren vorneweg, wenn es um Themen wie Umweltzerstörung, Rassismus und Unterdrückung geht. Auch Natalie Maines streckt während der aktuellen Sturms der Dummheit den Kopf aus dem Fenster und teilt regelmäßig ihren Ärger mit der Welt.
Die Leadsängerin der erfolgreichsten Frauenband der Welt trägt auch vierzehn Jahr nach der Veröffentlichung des letzten (Dixie)-Chicks-Albums "Taking The Long Way" noch viel Frust mit sich herum. Da wäre beispielsweise das Südstaaten-Anhängsel im Bandnamen, das im Sommer 2020 nun aus dem Bandnamen gestrichen wurde.
Ebenfalls ganz oben auf Natalies Blacklist stehen Klimaschutzgegner, gewaltbereite Staatsdiener und ihr Ex-Mann Adrian Pasdar. Der Schauspieler und männliche Gegenpart eines Hollywood reifen Scheidungskriegs nimmt auf dem Comebackalbum der Chicks eine ganz besonders unschöne Rolle ein. Im rohesten Moment schrammelt Natalie auf einer alten Akustikklampfe und wünscht dem Ex die Pest an den Hals ("Tights On My Boat").
Die Frontfrau der Chicks nimmt nie ein Blatt vor den Mund. Egal, ob sich die Probleme in den eigenen vier Wänden oder vor der Haustür abspielen: Natalie und ihre beiden Mitstreiterinnen nennen die Dinge Namen, freilich eingehüllt in hübsch inszenierten Satzgesang. So rau es bisweilen inhaltlich zugeht, so vehement hält die Musik mit viel Liebreiz und künstlicher Süße dagegen. Von Starproducer Jack Antonoff (Lorde, Taylor Swift, Lana Del Rey) in die richtige Form gepresst, heften sich die zwölf neuen Tracks an die Swift'schen Fersen und vermählen Country mit Pop.
Impulsive und opulent arrangierte Rhythmen vereinen sich mit Melodien für Millionen, dazu pointiertes Gefiedel und Banjozupfen. Songs wie "Gaslighter", "Sleep At Night" oder die aufmüpfige Anti-Apokalypse-Hymne "March March" sind sofort im Ohr. Auf dem Silbertablett reichen die Chicks, was es braucht, um rund um die Uhr im Mainstreamradio gefeiert zu werden: Ergänzt durch zwei, drei solide Balladen ("Everybody Loves You", "My Best Friend's Weddings", "Young Man") markiert das Album ein gelungenes Comeback, das durchaus das Zeug dazu hat, der einen oder anderen Pop-Blockbuster-Produktion den Rang abzulaufen.
4 Kommentare
dem dresdner gefällt das nicht.
Gutes Album. Muss nur laut gehört werden.
Abwechslungsreich, fern von Nashville-Country. Die machen das richtig gut!
Gigantisches Album. Starke Texte. Top Sound.