laut.de-Kritik

Mäßige Beats und zu viele Filler denn Killer.

Review von

Was ein Theater. Wer die Ankündigung des vierten Game-Studioalbums mitverfolgte, stand irgendwann am Rande der Verzweiflung. Satte zehn Mal verschob er das Release-Date, versprach Produzenten wie No I.D., Swizz Beatz, Will.I.Am oder Hi-Tek, wollte zwischenzeitlich mit seinen Idolen N.W.A. ins Studio, ging zurück zu Dres Label Aftermath und dann wieder doch nicht und auch Gäste wie Nas, Lady Gaga und Kanye West schafften es trotz Ansagen nie auf die Platte. Nach all dem Wirrwarr ist "The R.E.D. Album" jetzt aber da.

Mit "The City" trifft Game genau den Hip Hop-Nerv eines jeden Rap-Verliebten. Ein beängstigender, atmosphärischer Beat aus der Feder von Cool & Dre verhelfen dem Gift und Galle speienden Jayceon Terrell Taylor zu Höchstleistungen: "I'm the lost angel knocking on Satan's door". Wohl wahr.

Wer darf bei einem Song über Drogen nicht fehlen? Na klar, der Dogfather und Entdecker und Mentor von Game verhelfen "Drug Test" zu einem akzeptablen Track, der durchaus seine Daseinsberichtigung besitzt. Trotzdem hätte der Doktor ruhig mal den einen oder anderen Beat springen lassen können, als nur im Intro, Outro und den zwei Skits ein wenig über das Leben des Drogenbarons zu berichten.

Denn der eine oder andere Beat-Kracher hätte der Platte nicht geschadet. Auch Pharrell Williams hätte als leitender Produzent mehr als nur den einen musikalischen Hintergrund zu "Mama Knows" mitbringen können. Der kann zwar einiges, trotzdem bleiben die Beats ein Manko auf der 21 Track starken Scheibe.

Nach guter alter West Coast-Manier, bringt Game hier fast alles unter, was Rang und Namen hat. Das funktioniert mal schlechter und mal besser. "Martians Vs. Goblins" gehört definitiv zu letzterem: Diese tiefe, fast schon kratzig rauchige Stimme von Tyler, The Creator passt perfekt auf den recht simpel gehaltenen Beat, fast besser als auf seine eigenen: "Bruno Mars is still sucking dick and fucking male butts / In the same closet that Tyler Perry gets clothes from". Dieser Track ist ein Tritt in die Fresse.

Leider zeigt sich auch hier ein weiterer Makel des roten Albums: Durch die vielen, größtenteils hochkarätigen Gäste lässt sich Game von der Sturmspitze verdrängen und mutiert zum Auswechselspieler. Er versucht diesen kranken Flow von Tyler nachzuahmen, anstatt zu zeigen, was er selbst auf dem Kasten hat. So schießt er sich manchmal so sehr ins Aus, dass man schon genau hinhören muss, um den eigentlichen Hauptakteur zu erkennen.

"Red Nation" stampft sich mit einem "Kernkraft 400"-Sample in Richtung West Coast-Sound. Das kommt geil, allerdings setzt Lil Wayne die Hook voll in den Sand. Überhaupt gelingen nur wenige Hooks: Für "Hello" und "All The Way Gone" sollte sich der Mann aus Compton in die Ecke stellen und schämen. Und diese Malträtierung der Gehörgänge kommt noch bevor Chris Brown autogetunend ins Mikro sabbelt ("Pot Of Gold"). Alarmglocken läuten Sturm!

Da wirkt das "Love Theme"-Sample in "Born In The Trap" wie eine Massage nach einem Hexenschuss. DJ Premiers Simplizität und Klarheit in der Instrumentalisierung machen diesen Song zu einem Höhepunkt. Auch und gerade weil keine Features darauf zu hören sind. "Ricky" präsentiert sich ebenfalls ohne Gäste und mit der rappenden Durchschlagskraft, die man von Game gewohnt ist.

Unterm Strich bleibt ein Longplayer, der durchaus seine schönen Moment aufweißt. Allerdings hätte die Gäste- sowie die Trackliste gekürtzt deutlich mehr bewirkt und besser gefallen. Um mit den radiotauglichen Singles in den Charts zu landen, dafür aber das Gesülze eines Lloyd zu ertragen, tut dem Fan und Musikliebhaber einfach weh. Die Kasse wird klingeln, aber das kann nicht das einzige Ziel eines Rappers dieses Kalibers sein. Und dass er es besser kann, wird sich mittlerweile herumgesprochen haben!

Trackliste

  1. 1. Dr. Dre Intro
  2. 2. The City
  3. 3. Drug Test
  4. 4. Martians Vs. Goblins
  5. 5. Red Nation
  6. 6. Dr. Dre 1
  7. 7. Good Girls Go Bad
  8. 8. Ricky
  9. 9. The Good, The Bad, The Ugly
  10. 10. Heavy Artillery
  11. 11. Paramedics
  12. 12. Speakers On Blast
  13. 13. Hello
  14. 14. All The Way Gone
  15. 15. Pot Of Gold
  16. 16. Dr. Dre 2
  17. 17. All I Know
  18. 18. Born In The Trap
  19. 19. Mama Knows
  20. 20. California Dream
  21. 21. Dr. Dre Outro

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13 Kommentare

  • Vor 13 Jahren

    Fand The Game schon immer überhyped...ganz gute Stimme, aber 0815-Lyrics + Technik, dazu ein extremer Compton/Dre-Dickrider. Aber der Track mit Lil Wayne und Tyler ist ganz cool (trotz Lil Wayne)...aber schon unverschämt, wie Game Tylers Flow bitet.

  • Vor 13 Jahren

    @Django77 (« Fand The Game schon immer überhyped...ganz gute Stimme, aber 0815-Lyrics + Technik, dazu ein extremer Compton/Dre-Dickrider. Aber der Track mit Lil Wayne und Tyler ist ganz cool (trotz Lil Wayne)...aber schon unverschämt, wie Game Tylers Flow bitet. »):

    hast recht, tyler the creator bringt da etwas gutes rein. ist n ganz nettes album

  • Vor 13 Jahren

    Features mit Gaga und Kanye WOOT WOOT? Das hätt ich gern gesehnen. :(