laut.de-Kritik

Wann wird es mal wieder richtig Sommer?

Review von

Moment, läuft da nicht das alte Kooks-Album? "See The Sun"? Ach nee, hieß ja "See The World" damals. Kann man aber auch sofort mitsingen und baut sich irgendwie auch genauso auf mit diesem allmählich ansteigenden Tempo. Gut, muss man wenigstens keinen verkopften Stuss über Weiterentwicklung und so verzapfen.

Vielleicht nicht Kalkül, eine ordentliche Portion Raffinesse möchte ich den britischen Kooks bei ihrer neuen Vorstellung hier allerdings schon unterstellen. Was am wirklich rundum gelungenen Debütalbum "Inside In/Inside Out" vor zwei Jahren die Welt bezauberte, so dachte man wohl, kann heute ja nicht plötzlich schlecht sein.

Ist es auch nicht. Die seit Wochen offensiv rotierende und sogar schon bei Sat.1 gelandete Single "Always Where I Need To Be" ist noch nicht mal angelaufen, da will man den engelsgelockten Sänger der Brighton-Truppe schon wieder an sich drücken für sein niedliches Konsonantenspucken ("plastic cup") und das schier überschäumende, sonnendurchflutete Harmoniegespür.

Und doch ertappt man sich als Fan im Laufe des Albums leider eine Spur zu oft bei der Frage, ob es der Refrain des laufenden Songs wohl mit einem "Sofa Song" oder mit "She Moves In Her Own Way" aufnehmen kann bzw. ob gleich noch irgendwas Spannendes passiert, was der gerade gebildeten Meinung vielleicht noch einen unerwarteten Dreh mitgeben könnte. Und ehrlich gesagt ist das auf Dauer recht anstrengend, denn wenn ich raten will, guck ich Günther Jauch.

Schon "Always Where I Need To Be" mit seinem penetranten "Dup-du-dup-du-du-dup"-Part klingt, gemessen am Talent der Gruppe, geradezu nachlässig. Liest man sich dann ein bisschen hinein in den Entstehungsprozess des nach dem Ray Davis-Studio benannten Albums "Konk", erfährt man zwar nichts vom nun also doch drogenbedingten Rauswurf des Ex-Bassisten Max Rafferty, dafür aber, dass das Quartett tatsächlich rund 80 Songs geschrieben hatte.

Da muss die Frage schon erlaubt sein, wie zur Hölle es dann ein lyrisch wie musikalisch platter Song wie "Do You Wanna" auf "Konk" schaffen konnte. Und auch beim Powerchord-Langweiler "Down To The Market" verweigern sich die guten alten Neurotransmitter der für sie vorgesehenen Arbeit und lassen die Synapsen unangetastet.

Dass ich die letzten sechs Absätze nach dem Beginn von "Sway" nicht mit einer einzigen Mausmarkierung wieder gelöscht habe, ist auch nur meiner langsamen Reaktionsfähigkeit geschuldet: Was für ein Monster! Sänger Luke Pritchard jault zum Verlieben und alleine was da selbst noch im Hintergrund an der Gitarre abgeht, lässt sämtliche Mäkeleien geradezu grotesk erscheinen.

Des weiteren wären da noch die Akustikgitarren-Perlen "Shine On" und "Mr. Maker", deren "Shalalala"- und "Oh yeaaahhh"-Singalongs alleine schon ausreichen, um sie dem nahenden 08er Sommer lauthals in den Rachen zu brüllen. Im kurzen "One Last Time" konfrontiert uns Pritchard dann erstmals mit seiner Kopfstimme, die ebenfalls äußerst angenehm klingt.

"Tick Of Time" schließlich zeigt die Band, ebenfalls eine Parallele zum Debüt, gewollt rauh und unproduziert in einer Art Jam-Situation inklusive Proberaumgeschnatter, Raucherhusten und Songeinzählen. Was danach kommt ist eine Art Kooks-Ska mit Akustikgitarren und spaßeshalber integrierter Bassdrum. Auf dem Silbertablett bekommt man auch hier brühwarm den Trumpf der Briten mitgeliefert: ihren mitreißenden, mehrstimmigen Gesang.

Eins jedenfalls ist sicher: Festivalveranstalter, die dieses Jahr ohne die Kooks planen, handeln grob fahrlässig.

Trackliste

  1. 1. See The Sun
  2. 2. Always Where I Need To Be
  3. 3. Mr. Maker
  4. 4. Do You Wanna
  5. 5. Gap
  6. 6. Love It All
  7. 7. Stormy Weather
  8. 8. Sway
  9. 9. Shine On
  10. 10. Down To The Market
  11. 11. One Last Time
  12. 12. Tick Of Time

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60 Kommentare

  • Vor 16 Jahren

    Monate nach dem Release habe ich sie mal wieder aus dem CD-Regal geholt und mittlerweile finde das Album ziemlich schwach. Die langsamen Songs wie Gap, Sway, Tick of Time, All over Town oder auch See the Sun wissen zu überzeugen.
    Der Rest klingt dann doch zu ähnlich. Die Beats gleichen sich, die Rhythmen der Gitarren ebenso und immer ist es so ein gewolltes 'Draufhauen'. Stimmlich markant, aber sehr eintönig.

  • Vor 15 Jahren

    am Anfang war ich noch recht gut auf die Scheibe zu sprechen, aber nach mehrmaligem anhören klingen die Lieder insgesamt irgendwie alle gleich o_O...
    naja, aber an sich finde ich eigentlich schon, dass sie recht gut geworden ist... Seaside ist aber dennoch mein Favourite von allem, was sie gemacht haben ;-)

  • Vor 13 Jahren

    was ist mit mr. maker? .. also ich find das debut hat eben mit sofa song den absoluten killer, aber ich mag das 2. auch sehr..