Porträt

laut.de-Biographie

The Kinks

Berühmt, vergessen, gewürdigt, vergessen, mittlerweile aber längst als 'Vorreiter' und 'Ikonen' gefeiert. Die Geschichte der Kinks gilt stellvertretend für die vieler Bands oder Musiker der 60er Jahre. Die Gründung der Kombo findet kurz nach dem Beginn des Beatles-Booms statt. Englische Bands sind gefragt, die Mischung aus Rock'n'Roll, Rebellion und Verwegenheit kommt gut an. Eine Kerbe, in die zur gleichen Zeit auch The Who und die Rolling Stones schlagen. Bestehend aus Bandleader Ray Davies (Gesang, Gitarre, Klavier), seinem Bruder Dave Davies (Gesang, Gitarre), dem Bassisten Peter Quaife und dem Schlagzeuger Mick Avory, ist schon ihre zweite Single ein Hit. "You Really Got Me" positioniert sich 1964 ganz oben in den Charts, macht die Kinks berühmt und gehört nach wie vor zu den berühmtesten Songs der 60er Jahre. Schlag auf Schlag folgen "Tired Of Waiting For You," "All Day and All Of The Night" und "Sunny Afternoon," das "Paperback Writer" von den Beatles von der Spitze der britischen Hit-Parade verdrängt.

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Bis 1967 bringen sie die sogar für die 60er Jahre ungewöhnlich hohe Zahl von acht LPs auf den Markt. Das abwechslungsarme Leben aus Studio und Touren hinterlässt seine Spuren. Der zur Egomanie neigende Ray Davies verkracht sich mit allen möglichen Leuten, die Band benimmt sich auf einer US-Tour 1965 so daneben, dass ihr ein vierjähriges Auftrittsverbot auferlegt wird. Auch bewegt sich Davies' Songwriting weg vom rauhen R'n'R der Anfangszeiten in Richtung konzeptueller Musik. Angesichts ähnlicher Werke von den Beach Boys, den Beatles und The Who floppen die späteren Klassiker "The Kinks Are The Village Green Preservation Society" (1968) und "Arthur Or The Decline And Fall Of The British Empire" (1969) komplett und die Band steht vor dem Aus.

1970 finden sie sich plötzlich wieder im Rampenlicht: Die Single "Lola" rockt und erreicht sowohl in Großbritannien als auch in den USA Spitzenpositionen in den Charts. Die darin erzählte Geschichte eines Transvestiten stößt beim Label RCA, das mit Lou Reed und David Bowie schon die Speerspitze der aufkommenden Glam Rock-Welle unter Vertrag hat, auf offene Ohren. Davies ist mittlerweile jedoch drogensüchtig, die Auftritte der Band werden immer mittelmäßiger, das Material zunehmend realitätsfremder. In den folgenden Jahren schreibt Davies vier Musicals, von denen nur "Soap Opera" in Erinnerung bleibt (eine Best-Of mit Stücken aus dieser Zeit gibt es mit dem Titel "Celluloid Heroes" seit Februar 2002 auch auf CD).

1976 verlieren sie ihren Plattenvertrag. Die Kinks besinnen sich ihrer Anfänge und bringen mit "Sleepwalker" (1977) und "Misfits" (1978) zwei rockige und erfolgreiche Alben raus. Anders als die meisten Dinosaurier der 60er und 70er Jahre werden sie von der aufkommenden Punkbewegung wohlwollend angesehen und erleben ein kleines Revival. Ray Davies ist zudem drei Jahre lang mit Chrissie Hynde von den Pretenders liiert.

In der ersten Hälfte der 80er Jahre feiern sie mit den Singles "Come Dancing" (1983) und "Do It Again" (1984) ihre letzten Erfolge. Ihre nachfolgenden Alben lassen qualitativ immer mehr nach und werden kaum wahrgenommen. Mit der Ausnahme einer ganzen Reihe an Best Of-Alben ist "To the Bone" (1994) mit semiakustischen Versionen ihrer berühmtesten Lieder ihr bislang letztes Album.

Anschließend lösen sich die Kinks faktisch auf. Die Gebrüder Davies veröffentlichen ihre Autobiografien ("X-Ray" und "Kink") und giften sich gegenseitig an. Zu ihren großen Fans zählen neben Damon Albarn nicht zufällig auch Liam und Noel Gallagher von Oasis.

Seit Mitte der 90er Jahre geht Ray Davies immer wieder mit "The Storyteller," einer Liveshow, die Auszüge aus seinem Buch mit Musik der Kinks verbindet, auf Tour. Im Januar 2002 erklärt er in einem Interview, dass ein Kinks-Album vertraglich noch anstünde. Aber: "Ich will nicht einfach eine nostalgische Platte machen. Ich will erst Material zusammen kriegen und anhören, um zu sehen, ob es überhaupt zeitgemäß ist." Mit dabei wären Bruder Dave und Ursprungsdrummer Avory. Ob es zu dieser Scheibe kommt, scheint zumindest fraglich, da Dave 2004 einen Schlaganfall erleidet. Zwar erholt er sich langsam wieder, aber an Auftritte ist nicht zu denken.

Immer tiefer beschäftigt sich der mittlerweile in New Orleans lebende Ray Davies dann aber mit der Überlegung eines Soloalbums. Zwischendurch gibt es Ehrungen: Am Neujahrstag 2004 adelt die Queen den Sänger mit dem Titel "Commander of the British Empire" und nur eine Woche später gerät Davies erneut in die Schlagzeilen. Als er bei einem Spaziergang in seiner Heimatstadt die Tasche seiner Begleiterin vor einem Dieb schützen will, schießt ihm der Täter ins Bein. Glimpflicher Ausgang.

Zwei Jahre später vollendet er sein Soloalbum "Other People's Lives" und spielt einige ausgewählte Konzerte in Europa. Zu wenige allerdings, um für seine Sache zu werben: Das erste Soloalbum seiner Karriere steigt hierzulande nur auf Rang 48 ein und fällt schon in der zweiten Woche weit ab. Dennoch ist es die beste Chartposition für Davies seit der Kinks-Hitsammlung "Ihre Größten Hits" von 1979 (Rang vier).

"Other People's Lives" führt den Davies'schen Storytelling-Stil konsequent weiter, ohne sich von den frühen Kinks-Erfolgen beeindrucken zu lassen. In Amerika strömen die Zuschauer in seine Konzerte und der Meister bedankt sich u.a. mit neuen Versionen der Evergreens "Lola" und "You Really Got Me".

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Während die Herren in die Jahre kommen, lässt eine offizielle Reunion auf sich warten. Es kursieren immer wieder Gerüchte in diese Richtung, teils von Ray und Mick selbst gestreut. Mick tourt parallel mit gealterten Lokalen Session-Musikern immer wieder im Quartett Kinks Kast Off, allerdings nur in England. 2018/19 ist die Band gezwungen, sich wegen Todesfällen umzubesetzen. Im Juni 2018 legt Ray Davies nach psychischen Problemen und weiteren durchwachsenen Studioalben die Fortsetzung von "Americana" vor.

Mit "Our Country (Americana Act II)" wirft er einen in London produzierten Blick auf die Staaten zwischen "Louisiana Sky" und "Oklahoma U.S.A.", wie er als Ex-South-East Coast-Bewohner sie sieht. In einem der Highlights, "March Of The Zombies", unternimmt er einen Trompeten-getragenen Ausflug in die Songwriting-Kunst von Dr. John und Tom Waits Er übt sich in Voodoo-Thematik und Musical-Sound.

Im Herbst 2018 bringt sein Bruder Dave sein lange unter Verschluss gehaltenes Americana- und Classic-Rock Album "Decade" mit bluesigen Elementen heraus. Die Songs waren in den Siebzigern entstanden. Einen Rückblick in diese Zeit gewähren auch die Wiederveröffentlichungen der Konzeptalben "Lola Versus Powerman And The Moneygoround", "Muswell Hillbillies" und "Everybody's In Show-Biz - Everybody's A Star".

Anfang 2023 feiern The Kinks im Windschatten des 60. Geburtstags des Beatles-Debüts ihr eigenes 60. Jubiläum, und zwar den Jahrestag ihrer Gründung unter dem Namen 'The Ravens'. Hierfür zerteilt das Label BMG Rights die Musik der starken Album-Strukturen und löst bekanntere und weniger bekannte Klassiker aus den größeren Storylines heraus. Die Box "The Journey - Part 1" ist quasi sowas wie die rote Doppelplatte der Kinks, um in der Beatles-Terminologie zu bleiben. Zwei CDs oder vier LPs sortieren die Lieder zum 'Nice Price' neu, allerdings spart das Box-Set einschneidende Lieder wie "Lola", "Apeman" und "Sunny Afternoon" aus und riskiert einen alternativen Zugang zum riesigen Repertoire.

Angesichts vieler Retrospektiven, die schon zur Einführung der CD auf den Markt kamen, hinterfragt Ray: "Ob diese 'Reise' wirklich notwendig ist? ... Und ob!" "Part 1" der Werksschau befasst sich mit der Zeit der europäischen Hits-Welle der Kinks und ihrem Schaffen bei den Labels Pye, Reprise und RCA Victor, bevor sie dann im zweiten Teil ihrer Reise die USA eroberten und stilistisch wandelten.

Im August 2023 stirbt John Gosling, in den 70ern erster Keyboarder der Londoner. Er ist von "Lola Versus The Powerman And The Moneygoround" bis einschließlich "Misfits" auf insgesamt elf Alben der Band zu hören, darunter "Muswell Hillbillies + Everybody's In Show-Biz". Nach seinem Ausstieg stellte Ray sich kurzzeitig selbst an die Tasten, bis mit dem inzwischen ebenfalls verstorbenen Ian Gibbons ein Nachfolger bis zur ewigen Band-Pause übernahm.

The Kinks bleiben auch im Rückblick neben den Stones und The Who eine der drei ganz großen Londoner Bands, die dem Liverpool-Sound die Stirn boten, musikhistorische Maßstäbe setzten, ähnlich wie Daltrey und Townshend große, überspannende Stories auf Platte bannten und zudem das Level für lyrische Ansprüche an Rockmusik hoch setzten.

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Surftipps

  • Fansite

    Mehr Infos, als man sich jemals wünschen würde.

    http://www.kindakinks.net/
  • Ray Davies

    Offizielle Ray-Site.

    http://www.raydavies.info/
  • Dave Davies

    Offizielle Dave-Site.

    http://www.davedavies.com
  • Die ganze Band

    Offizielle Jubiläums-Page zu 6 Jahrzehnten The Kinks.

    https://www.thekinks.info
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    https://kastoffkinks.co.uk

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