laut.de-Kritik
Die Augäpfel feiern Geburtstag.
Review von Daniel StraubThe Residents zählen zu den sonderbarsten und rätselhaftesten Geschöpfen, die die Oberfläche des Planeten Pop bevölkern. Ihre Köpfe haben das Aussehen eines überdimensionalen Augapfels. Gekrönt wird dieser aparte Anblick durch die zeitlose Eleganz von Frack und Zylinder. Moderne Dandys ohne Gesicht, möchte man meinen. Irgendwo gefangen in einem Paralleluniversum, in welchem alles aus den Fugen geraten ist, die Gesetzmäßigkeiten höchstens noch spielerischen Charakter haben. "Demons Dance Alone" stößt in dieser tagträumerischen Welt eine neue Tür auf.
In ihrer ganz eigenen Parallelwelt halten sich The Residents seit nunmehr 30 Jahren bevorzugt auf und erfreuen ihre Fans mit der Botschaft musikalischer Subversion. Die stieß im kalifornischen Berkeley, einer Universitätsstadt bei San Francisco, auf offene Ohren. Hier im Zentrum der amerikanischen Studentenbewegung machten sich The Residents fortan über die Musikgeschichte her und schlachteten eine heilige Kuh nach der anderen. Ob die Beatles oder Hank Williams, sie alle wurden seziert und als audiovisuelles Spektakel sorgsam neu arrangiert, zuletzt in Form von CD-Rom-Musikspielen. Kein Wunder, dass die Residents im Ruf stehen, die Popband der Postmoderne zu sein.
Vergleichsweise konventionell begehen sie die Feierlichkeiten angesichts ihres 30. Geburtstages. Eine einfache CD tuts in diesem Falle auch; Mulitmedia-Spielereien sind Fehlanzeige. "Demons Dance Alone" haben The Residents ihr Geburtstagsständchen betitelt, ganz so als seien sie die letzten Schatten einer lange untergegangenen Zivilisation. Dementsprechend dunkel nehmen sich die Lieder aus, kippen jedoch nie ins Bedrohliche um. Der Gesang stets mit viel Hall belegt, getragen von zart-schrägen Synthieflächen, unterlegt mit dem sanft hüpfenden Rhythmus eines Merry-Go-Round, geben "Honey Bear" oder "Mickey Macaroni" die Marschrichtung von The Residents anno 2003 vor. Fast scheint es, als würden die Augäpfel mit jedem Ton den Geist von Timothy Leary heraufbeschwören oder wollten mit Alice ins Wunderland entfliehen. Musik aus Träumen, Musik zum Träumen. Aber Vorsicht, Albträume nicht ausgeschlossen.
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