laut.de-Kritik
Die Wegbereiter für Rammstein und NIN.
Review von Daniel StraubMit dem Trio The Young Gods legt nun der vielleicht wichtigste Beitrag der Schweiz zur jüngeren Musikgeschichte eine umfassende Retrospektive vor. "XXY 1985 - 2005" nennt sich die zwei CDs umfassende Werkschau und dokumentiert den Aufbruch des Trios in eine neue Klangwelt, als brachiale Mischung aus Elektronik und Rockmusik. Damit wurden The Young Gods zu visionären Wegbereitern von Bands wie Nine Inch Nails oder Rammstein, die mit demselben Rezept den Mainstream eroberten.
1985 freilich waren Sampler noch exotische Instrumente, die nur Insider mit Musik in Verbindung brachten. Einzig in den Discos hatte die neue Technologie allmählich Einzug gehalten. An eine Brücke zwischen Gitarren und Sampler hat zu jener Zeit noch niemand gedacht. Mit Ausnahme von Franz Treichler (Gesang), Cesare Pizzi (Sampler) und Frank Bagnoud (Schlagzeug), die 1985 anfingen, gesampelte Gitarren, Drums und Vocals zu einem neuen Sound zu verbinden.
"Envoyé" war der erste wuchtige Paukenschlag, dem mit "L'Amourir" und "L'Eau Rouge" wenig später weitere folgten. Die ungeheure Kraft, mit der die gesampelten Gitarrenriffs auf die Zuhörer niederkrachten, sollten sich als stilbildende Entwicklung im Grenzbereich zwischen Industrial und Alternative-Rock erweisen. Und wie den allermeisten Pionieren blieb auch The Young Gods der ganz große Erfolg versagt.
Nine Inch Nails und Rammstein waren die Bands, die die Ideen der Schweizer im Mainstream verankerten. Und sie taten dies mit Format. Und so tauchten The Young Gods Mitte der 90er, als die Zöglinge das Regiment übernommen hatten, erst einmal ab. Nur wenig war noch zu hören vom charismatischen Sänger Treichler und seinen beiden Mitstreitern. Das Album "Heaven" war eines der seltenen Lebenszeichen.
Mit "Second Nature" läuteten The Young Gods das neue Jahrtausend ein. Ausgefeilte elektronische Sounds und eine gewisse Losgelöstheit war anstelle der bodenständigen Wucht früherer Tage getreten. Auf "XXY - 1985 - 2005" lassen sie die Gedanken in die Vergangenheit entgleiten. Als Bonbon für die Fans gibt es auf der zweiten CD einen ganzen Schwung feiner Mixe. Unter anderem auch von ihrem größten Hit "Skin Flowers", den man sich unbedingt im siebenminütigen "Brainforest Mix" anhören sollte.
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