Porträt

laut.de-Biographie

Tightill

"Es war und ist nie mein Bestreben gewesen, Rapper zu werden. Ich haben keinen Bock, nur eine Sache zu machen." Tightill probiert sich in den unterschiedlichsten Disziplinen aus. Der gebürtige Bremer verlässt früh seine Heimatstadt, um ein "Freak-Leben" zu führen. Er lebt in Zürich, Barcelona und Berlin, arbeitet mal auf Baustellen, tritt als Hausbesetzer in Erscheinung oder strippt in einem Casino. Während dieser neunjährigen Experimentierphase findet er nebenbei zur Musik. Zu spät, um sich noch Vorbilder zu suchen: "Da ist man aus den Teenie-Schwärmereien rausgewachsen."

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In seinem Umfeld erntet der Spätberufene zunächst Skepsis, wie er der Vice berichtet: "Anfangs haben meine Freunde immer gefragt, ob ich das ernst meine. Aber da ich einfach immer weitermache, fragt inzwischen keiner mehr." 2017 besucht ihn Doubtboy aus Bremen in der aktuellen Kreuzberger Heimat. Zusammen nehmen sie das Mixtape "RnB Anarchie" auf. Der Weser Kurier bezeichnet die Veröffentlichung als "eine halbstündige Teststudie zur Frage, wie viel Herbertgrönemeyerhaftigkeit der Refrain eines Rapsongs" vertrage. Tightill hat Blut geleckt.

Er kehrt nach Bremen zurück, wo er mit Doubtboy, Skinnyblackboy, Young Meyerlack, Florida Juicy und Jay Pop Erotik Toy Records gründet. Das Diffusmag lobt das Kollektiv, das sich "mit gefühlvollen, selbstironischen und authentischen Lyrics in unsere Herzen" singe. Doubtboy bezeichnet die Crew als "ganz normale Softies". 2018 veröffentlicht er mit Tightill "Deutsch-Amerikanische Schaft" und "The Lost Tapes". "Unsympathische, neoliberale Typen", die den Künstlern Angebote von größeren Labels unterbreiten, fangen sich hingegen Absagen ein.

Anfang 2019 erscheint Tightills Solodebüt. "Infinity" wartet mit Einflüssen aus der Neuen Deutschen Welle, Punk, Rap und Techno sowie einem Gastpart von LGoony auf. Die Vice lobt die "spleenige Mischung diverser Musikrichtungen und Epochen." Bereits im Sommer folgt "Ratzen & Rennen", auf dem er sich an der Seite von Donvtello ganz dem Memphis-Sound verschreibt. Er reist durch die USA, wo er unter anderem mit The Egyptian Lover in Los Angeles das Video zu "Vulkan" dreht. Neben "Wohin?" oder "Dealer" findet sich der Song 2021 auf seinem zweiten Album "Strassenpop".

Tightill - Strassenpop Aktuelles Album
Tightill Strassenpop
Das ist die neue Neue Deutsche Welle.

Mit seiner musikalischen Melange spielt sich Tightill auf die Bestenlisten. "Es geht darum, kreativ zu sein und dafür bezahlt zu werden. Das ist mein Ziel, gerade klappt das", erzählt er im Gespräch mit der Juice. Nach vielen Umwegen fürchtet er sich nun, den eingeschlagenen Weg des Künstlers zu verlassen: "Ich habe richtig Angst davor, wieder arbeiten zu müssen und eine 40-Stunden-Woche zu machen. Es ist natürlich trotzdem anstrengend und belastend, dass das Künstler-Sein so unsicher ist. Aber es ist auf jeden Fall der Lebensentwurf, der am besten dazu passt."

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