laut.de-Kritik
Fieberfantasien und Moshpits in der Gummizelle.
Review von Yan VogelTwelve Foot Ninja stammen aus Down Under und präsentieren ihren Prog-Metal im Pop-Pelz, was die Songstrukturen und Melodien angeht. "Shock To The System" steht paradigmatisch für den Stil der verrückten Aussies: Einem EDM-Part zertrümmern tief gelegte Djent-Gitarren die Keramik, bevor Fusion und Tango eine nocturne Liebelei eingehen.
Das Quartett ergeht sich gerne in Synth-ästhetischen Ausflügen. Dominierten auf dem Vorgänger "Outlier" noch stramme Djent-Riffs, klingt das Resultat auf "Vengeance" deutlich austarierter zwischen den Stilen. "Gone" surft die New Wave, bevor ein breitbeinig gespielter Refrain übernimmt.
Die pointiert gesetzte und sinfonisch arrangierte Brass-Sektion in "Long-Way-Home", die an "Voice Of Trespass" von Between The Buried And Me erinnert, kombiniert das Kollektiv mit einer dissonierenden Tonfolge, die so auch einer Arnold Schönberg in seiner grauesten Theorie entworfen haben könnte. Tex Mex meets Tech Death erklingt - nomen est omen - im Song "Culture War" und sorgt für einen Moshpit in der Gummizelle. Scifi-Drones und fette Beats spendiert der Titeltrack und evoziert Synth-ästehtische Fieberfantasien im Hörer-Hirn.
Twelve Foot Ninja verbinden den Crossover-Gedanken von Faith No More mit dem spieltechnischen Vermögen von Devin Townsend und der durchgeknallten Vision von System Of A Down. Sänger Kin Etik trägt seinen Namen nicht ohne Grund. Immer in Bewegung verbindet er wie Mike Patton Stimmgewalt und emotionalen Ausnahmezustand.
Zwischen Pinball und Postmoderne agieren die hyperenergetischen Vertreter der Arcade-Generation und setzen wie The Intersphere oder Hypno5e auf multimediale Wirkmacht. Vengeance erscheint flankiert von einem Videospiel, einem Comic und einem Roman.
4 Kommentare mit 3 Antworten
Eine der wenigen Progbands, die wirklich progressiv sind. Absolut einmalig, die Truppe, sollten auch Genrefremde sich zumindest mal einen Song lang geben.
Technisch schon recht nice, aber infantiles Songwriting. Was ok wäre, wenn irgendwas im Ohr bliebe.
Ich fand den ersten Hördurchlauf ganz spannend. Stichwort infantil, vieles klingt nach heftigem Augenzwinkern, aber für mich meist nicht so, dass es albern wirkt. Hör ich nochmal, ist ja auch recht kurz.
Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.
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Die Scheibe wird immer besser, je öfter man sie hört. Ich habe tatsächlich jeden Tag seit einer Woche irgendeinen Ohrwurm davon.
Meine Favourites sind Start the Fire, Gone, Culture War und Tangled.
Das letzte Album Outlier war einfach eine 10/10, da kommt Vengeance nicht ganz ran. Aber für mich als TFN "Fan" ist es locker eine 8/10.
Wird angehört, der Vorgänger ist top.