laut.de-Kritik

Orks, Feen und Zauberer stehen auf Trap und G-Funk.

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In der ersten Netflix-Produktion dieser Größenordnung entführt der Regisseur David Ayer den Zuschauer in ein von Orks und Feen bevölkertes, alternatives Los Angeles, dessen Stadtbild sich nur marginal von seinem Vorbild unterscheidet. Will Smith spielt einen LAPD-Officer, der nach einer Schussverletzung in den öffentlichen Dienst zurückkehrt. Zu seinem Missfallen wird ihm der erste Ork-Cop überhaupt, gespielt von Joel Edgerton, zur Seite gestellt. Vorurteile und Missgunst bestimmen die Gespräche während der Streife durch das kriminelle L.A.

So weit, so vorhersehbar. Doch dass süße Feen und Orks mit mächtig viel Bling Bling allein nicht ausreichen, den Zuschauer von heute vor den Bildschirm zu locken, wissen auch die Produzenten. Ein Budget von 100 Millionen Dollar soll Ayer zur Verfügung gestanden haben, L.A. in ein Disneyland 2.0 umzuwandeln. Neben der wahrscheinlich beträchtlichen Gage, die Smith einstreichen wird, wurde auch an der musikalischen Untermalung nicht gespart.

Machine Gun Kelly, YG, Migos, Future, Snoop Dogg, Ty Dolla $ign, A$AP Rocky und viele weitere Superstars geben sich die Klinke in die Hand. Ayer, der wie schon in seinem vorigen Film Suicide Squad auf die Zusammenarbeit mit Grammy-Preisträger Kevin Weaver setzt, legt laut eigener Aussage viel Wert auf den Soundtrack: "Mein engster Verbündeter als Geschichtenerzähler ist die Musik. Der richtige Song, der richtige Beat, die richtige Stimmung können die Szene auf magische Weise zu etwas Spektakulären machen."

Wirklich spektakulär fällt das Ergebnis nicht aus, doch immerhin abwechslungsreich. Neben den genannten Gästen sorgen dafür Künstler wie Portugal. The Man, alt-J, Sam Hunt, Tom Morello und, huch, Neil Young. Letzterer stellt wohl zusammen mit Big Baby DRAM die auf den ersten Blick überraschendste Kollabo auf. Die beiden haben jedoch schon während der Aufnahmen zu Neil Youngs Album Earth zusammengearbeitet.

"Campfire" macht jedenfalls gehörig viel Laune, wobei vor allem der in München geborene DRAM mit einer zwischen Theatralik und Egozentrik schwankenden Stimme punktet, die an André 3000 gemahnt. Darüber hinaus steuert er einige der einprägsamsten Zeilen bei: "Off of the shore and into the waves of the water/ I spotted souls that were drowning/ But didn't want to be bothered." Treffer und versenkt.

Dass A$AP Rocky dem Crossover schon immer zugetan war, ist kein Geheimnis. Dank Tom Morellos Gitarrenarbeit geht "F**k The World" ordentlich nach vorn und überzeugt mit catchy Hook. Für den nötigen Nostalgie-Faktor erklärt sich Snoop Dog zuständig, der gemeinsam mit Meek Mill und YG seinen G-Funk-Classic Still Dre neu aufwärmt und in gemeinsamer Sache mit der East Side dem Rest der Welt den Mittelfinger entgegenstreckt: "I'm on the eastside rollin' with my westside niggas." ("That's My N****")

Ein Film, der so offensiv den grassierenden Rassismus und die Polizei-Gewalt in den USA thematisiert, kommt natürlich nicht ohne das nötige Quäntchen Pathos aus. Bereits die vorab veröffentlichten Singles "Home" und "World Gone Mad" geizten nicht an übergroßen Posen.

Besonders das Video zu "Home" fällt ziemlich ärgerlich aus. Machine Gun Kelly repräsentiert das gute weiße Amerika, das sich mit den sozial weniger Privilegierten solidarisiert. Zwischendurch werden im fröhlichen Beisammensein Chicken Wings mit den Händen verspeist, ehe man sich geschlossen gegen die bösen, weißen Cops formiert. Schön, wenn man sich so eindeutig einer Seite zugewiesen weiß.

Nachdem sich nun alle einhellig in den Armen liegen, stimmt Sam Hunt zum krönenden Abschluss das altehrwürdige "This Land Is Your Land" an, das spätestens seit Lady Gagas denkwürdigen Superbowl-Auftritt seine Renaissance erlebt. Fistelstimme und Autotune entfernen den Song jedoch ziemlich weit von der Eindringlichkeit seines Originals.

Und so hinterlässt "Bright: The Album" einen insgesamt gemischten Eindruck. Der Soundtrack unterhält, wo er nicht zu offensichtlich politische Ressentiments bedient. Der dominierende Trap-Sound und einzelne kleine Überraschungen in der ansonsten stark am Mainstream orientierten Songauswahl entschädigen jedoch für Pathos und Kitsch.

Trackliste

  1. 1. Logic, Rag'n'Bone Man - Broken People
  2. 2. Bastille - World Gone Mad
  3. 3. Machine Gun Kelle, X Ambassadors, Bebe Rexha - Home
  4. 4. Camila Cabello, Grey - Crown
  5. 5. Ty Dolla $ign, Kiiara, Future - Darkside
  6. 6. Migos, Marshmello - Danger
  7. 7. Meek Mill, YG, Snoop Dog - That's My N****
  8. 8. Steve Aoki, Lil Uzi Vert - Smoke My Dope
  9. 9. A$AP Rocky, Tom Morello - FTW (F**k The World)
  10. 10. Portugal The Man - Cheer Up
  11. 11. Alt-J - Hares On The Mountain
  12. 12. DRAM, Neil Young - Campfire
  13. 13. Sam Hunt - This Land Is Your Land

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1 Kommentar mit 5 Antworten

  • Vor 6 Jahren

    ist der Film wirklich so scheiße? nicht das mich das Setting jetzt total juckt, aber das Inet ist da ziemlich einhellig

    • Vor 6 Jahren

      Will Smith halt. :kotz:

      Nee, aber im Ernst. Noch nicht gesehen. Das Setting klingt cool. Angeblich blieb aber von der Grundidee des Autors am Ende wenig übrig. Ich fand, nach Sichtung des Trailers, dass es einfach nicht nach einem coolen Fantasy Streifen aussieht. Einfach bloß ein weitere Film mit Will Smith. Und davon gibt es wirklich genug. Da kam mir als ähnlicher Film direkt iRobot in den Sinn.

    • Vor 6 Jahren

      Langweilig und voraussehbar. Jep der Film ist scheisse.

    • Vor 6 Jahren

      Nee, der Film ist vielleicht 20 Minuten zu lang, aber als reine Unterhaltung durchaus brauchbar. Wird zum Ende hin wesentlich besser und Smith ist top.

    • Vor 6 Jahren

      Bin da bei Baude, fand ihn jetzt so rein als seichte Unterhaltung auch gut.

    • Vor 6 Jahren

      nuja, gemessen am 100 millionen $ budget war der jetzt schon eher mäßig, obwohl die idee eigentlich potential hat.
      die komplette optik hat mich an mittelprächtige serien erinnert, die charaktere wirken recht flach, dialoge teilweise schon übelst cheesy, zündende gags auch fehlanzeige, und als buddy-movie hat das ganze genauso wenig funktioniert wie als cop-oder fantasyfilm.
      würde mir für den zweiten teil einfach nen billigeren protagonisten suchen, die großen tage des fresh prince sind eh gezählt, dafür aber dann mehr kohle in story, dialoge, fx/kulisse pumpen.
      außerdem sollte jmd, der dreck wie suicide squad und fury verbrochen hat, eh keine fime mehr drehen dürfen.