laut.de-Kritik
Martin Landsky stagniert auf hohem Niveau.
Review von Gregory BritschBei Poker Flat Recordings - Label von Steve Bug und langjährige Institution in Sachen gepflegtem Minimalhouse - gehört es alljährlich zum guten Ton mittels einer CD-Compilation auf Releases des Hauses zurückzublicken. Darunter fallen hauptsächlich Tracks, die zuvor als 12"-Vinylscheiben erschienen sind. Ideal also für jene Musikliebhaber, die zwar keinen Plattenspieler besitzen, auf hochwertigen Clubsound aber nicht verzichten möchten.
Zusätzlichen Anreiz bieten noch sechs exklusiv für diese Veröffentlichung produzierte Beiträge sowie als Bonus einen auf die zweite CD gepackten DJ-Mix. Diesmal führt Steve Bugs Buddy aus Hamburger Tagen, Martin Landsky, Regie. Der betreute bereits die zweite Ausgabe der Poker Flat-Werkschau und erledigt seinen Job wieder souverän.
Minimal-Sound scheint in den Clubs, auch außerhalb der Grenzen Berlins, noch immer das Gebot der Stunde zu sein. Von daher kommt "Bets'N'Bluffs" wie geschaffen für den Liebhaber minimaler Klänge. Die Compilation zeigt aber auch die Kehrseite dieser Stilart elektronischer Tanzmusik. Denn trotz unterschiedlich ausgeprägter Handschriften der diversen Produzenten und einem qualitativ hohen Niveau geht manchem Track durch die auferlegte Reduktion auf Dauer das eine oder andere Spannungsmoment ab. In einem Zug durchgehört, wirkt das Ganze stellenweise ein wenig festgefahren.
In diesem Zusammenhang kommt Martin Buttrich wie gerufen. Sonst als Produzent von Timo Maas und Loco Dice tätig, setzte er 2006 mit "Full Clip" auf Carl Craigs Planet E ein großes Ausrufezeichen. Speziell Buttrichs hypnotisches "Cloudy Bay", das mit imposanten Streichern und Cello-Klängen aufwartet, verbreitet ein wunderbares Gefühl von Deepness. Sein anderer extra für "Bets'N'Bluffs" produzierter Beitrag "Snapshots" kann da nicht ganz mithalten.
Von den anderen exklusiven Stücken tritt "Onehundredandthree Eggs" als fruchtbares Ergebnis der Zusammenarbeit von Steve Bug mit Clé (Märtini Brös) positiv in Erscheinung. Das Stück lebt von der einnehmenden Bassline, die später mit einem fieberhaften Synthesizer eine Allianz von großer Anziehungskraft eingeht. Bitte mehr davon. "My Style Is No Style" spannt zunächst auf die Folter, steppt dann aber im typischen Tejada-Stil geradewegs vorne weg.
Guido Schneider ging zur Abwechslung mal wieder mit seinem Glowing Glisses-Partner Florian Schirmacher ins Studio. Heraus kam "Transmission", das als unverkennbarer Schneider-Track fast schon knochentrocken und mit dichtem Groove seiner bevorstehenden Veröffentlichung harrt.
Annähernd überzeugend auch Dan Berkson und James What mit "Asteroids", während der Poker Flat-Neuling Philippe Autuori "Petite Crique" einen dunkel-melancholischen Anstrich verpasst. Fazit: Im Vergleich zu den Vorgänger-Compilations macht Ausgabe Nummer fünf trotz gutem Niveau einen nicht ganz so starken Eindruck wie der Vorgänger.