laut.de-Kritik
Vor den Toren von Detroit erklingen feine Electro-Sounds.
Review von Daniel StraubFünf Jahre Spectral, fünf Jahre minimalistisch experimentelle Elektronik aus Ann Arbor, Michigan. Dort, in einer der bekanntesten Universitätsstädte der USA, ist das Sublabel von Ghostly International beheimatet. Unmittelbar vor den Toren von Detroit gelegen hat sich das Label von Sam Valenti IV zu einem der anerkanntesten Techno-Imprints auf dem amerikanischen Kontinent entwickelt.
Auf der aktuellen Compilation "Spectral Sound Vol. 1" stellen sich die Artists des Labels vor und unterstreichen, warum Ghostly und Spectral zur Zeit in aller Munde sind. Neben den hauseigenen Gewächsen Matthew Dear, Osborne, Geoff White oder James T. Cotton haben sich über die ersten fünf Jahre hinweg auch eine ganze Reihe international renommierter Künstler auf Spectral die Ehre gegeben.
Der schwedische Allstar Hakan Lidbo alias The Vanisher gehört genauso dazu, wie Sender-Act Peter Grummich, Köln-Ikone Reinhard Voigt oder der Playhouse-Überflieger Isolée, der gerade mit seinem zweiten Longplayer einmal mehr sein feines Händchen im Studio unter Beweis gestellt hat.
Die erste CD lässt mit 13 einzelnen Tracks noch einmal die Label-Geschichte Revue passieren. Mit dabei natürlich Dears Clubhit "Dog Days", wenn auch leider in einem viel zu kompakten Radio Edit. Ebenfalls mit einem feinen Track zu hören ist Jeff Samuel.
In der Vergangenheit bereits mit hochklassigen Veröffentlichungen auf Trapez hervorgetreten, bringt "HeB.GBz" sein prägnantes Verständnis von Funk voll auf den Punkt. Damit liefert er eine der deutlichsten Huldigungen an den Dancefloor ab.
"Raw Dog" von Audion aka Matthew Dear steht diesem Anspruch in nichts nach. Als exklusiver Track auf "Spectral Vol. 1" zu hören, dürften die Plattendreher hier feuchte Augen bekommen. Dears Vorliebe für Köln und seine Produzenten ist unüberhörbar.
Da darf man auf sein demnächst erscheinendes Album "Suckfish" mehr als gespannt sein. Mit James T. Cottons "T-Y-O-C Painkillers" findet sich kurz vor Ende der ersten CD noch ein weiteres Highlight. Der Track klingt, als hätte sich Vangelis/Hypnosis' luftiger Italo-Klassiker "End Title" in den finsteren Vorstadtgürtel von Detroit verirrt.
Die zweite CD bringt dann noch einmal 33 Tracks der vergangenen fünf Jahre. Dieses Mal in Mixform. An den Turntables steht Matthew Dears DJ-Partner Ryan Elliott, der zwar eine gelungene Track-Auswahl vorstellt, sich aber durch die Vielzahl der gemixten Maxis keinen Gefallen tut. Weniger wäre hier auf alle Fälle mehr gewesen.
So wirkt der Mix an vielen Stellen zerfleddert, lässt die einzelnen Tracks sich nicht wirklich entfalten. Das ist schade. Dennoch bleibt "Spectral Vol. 1" ein feines Release, das unsere Ohren auch in Zukunft immer wieder nach Ann Arbor lenken wird.
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