laut.de-Kritik

Spiritual Beggars-, In Flames- und HIM-Musiker im Konzeptrausch.

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An Konzeptwillen mangelt es We Sell The Dead nicht. Sie bezeichnen sich als wahr gewordener Bandtraum Jack The Rippers, haben den Anspruch das Viktorianische Zeitalter in ihrer Musik wieder aufleben zu lassen, basteln die Lyrics entsprechend zu diesen Vorstellungen und führen einen Grafiker (Dan Lind) als Bandmitglied, der ihre Vision in krudem prämillenialem Animationslook veranschaulicht. Der Wille war letztendlich der Lieferkraft ein Stück voraus, wie es scheint. Auf dem Papier klingt "Heaven Doesn’t Want You And Hell Is Full" sowohl in gesamtkonzeptueller als auch musikalischer Hinsicht beeindruckender als in der Realität.

Mit Niclas Engelin (In Flames, Engel), Gas Lipstick (Ex-HIM) und Apollo Papathanasio (Spiritual Beggars, Firewind) sind die Killer-Freunde recht namhaft besetzt. Die Genannten kommen aus völlig verschiedenen Bereichen des Hard'n'Heavy-Spektrums, im Ergebnis frönen sie einem Stil der sich von den Referenzbands aber deutlich unterscheidet.

Hauptsongwriter Engelin lässt zwar in den Leads seinen Melodic Death Metal-Hintergrund durchschimmern. Dominierend ist allerdings der klassische Heavy Metals der Sorte NWOHBM ohne Leugnung des Doom-Einschlags à la Black Sabbath. In gehobenen Härtegraden nimmt das auch mal Krux-Formen an ("Echoes Of An Ugly Past"). Wird es flotter, offenbart sich in Kombination mit Papathanasios Vocals Nähe zum Power Metal ("Imagine"). Allein schon aus thematischen Gründen schaffen We Sell The Dead eine düsterere Atmosphäre als in letzterer Spielart üblich, vergleichbar ist allerdings die omnipräsente Tendenz zur Epik.

Als spannendster Moment auf "Heaven Doesn’t Want You And Hell Is Full" erweist sich die Ballade "Too Cold To Touch". Akustikgitarre, Klavier und Streicher dominieren das Stück. Papathanasio glänzt im Refrain mit einer voluminösen 80er-Balladenrock-Melodie. Das ruhige Intermezzo wirkt leider etwas deplatziert und hätte besser auf eine atmosphärische Prog-Platte gepasst als zwischen all die eher traditionell gestrickten Metal-Tracks.

Richtige Ausfälle gibt es dabei keine zu verzeichnen. Riffs und Melodien sind durchweg gutqualitativ. Das gilt für Gitarren wie für Gesang. Gas Lipstick weiß das am Schlagzeug geschmackvoll zu ergänzen. Trotzdem riecht fast alles nach Routine. Zu brav und vorhersehbar spielen die verdienten Musiker ihren Stiefel runter, die Ausschläge über und unter die Durchschnittslinie verteilen sich demnach recht gleichmäßig. Stellen etwa "Echoes Of An Ugly Past" und "Too Cold To Touch" die Höhepunkte dar, geraten "Turn It Over" und "Pale And Perfect" bereits beim Hören wieder in Vergessenheit.

Ein typisches 3-Sterne-Album ist "Heaven Doesn't Want You And Hell Is Full" demnach geworden. Die Musiker sind zu erfahren und fähig, um Schrott zu liefern. Allzu viel aus der Inspirationsquelle gesoffen haben sie beim Schreiben aber nicht. Was erwartet man auch, wenn jemand ein zur Genüge durchgekautes Thema wie Jack The Ripper aufwärmt?

Trackliste

  1. 1. The Body Market
  2. 2. Echoes Of An Ugly Past
  3. 3. Leave Me Alone
  4. 4. Imagine
  5. 5. Turn It Over
  6. 6. Too Cold To Touch
  7. 7. Trust
  8. 8. Pale And Perfect
  9. 9. Silent Scream

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