laut.de-Kritik
Wild. Zusammenhanglos. Enttäuschend.
Review von Merlin EngelienMomentchen mal, haben wir nicht gerade erst "Pray For Paris" bekommen? Mit hervorragender Produktion, 1a Beatauswahl, grandiosen Features, einem interessanten Konzept, das sich durch das gesamte Album zog? Passend dazu mit Artwork von Virgil Abloh, das sich ebenso nahtlos ins große Ganze einfügte? Und dann kommt da jetzt schon direkt das nächste Projekt hinterher, keine drei Monate später?
Fangen wir vorne an, nämlich beim Cover: ein Foto von Westside Gunn, in Schwarz und Rot gehalten, eine grobe Anspielung an den Wrestler Scott Steiner. Soweit alles beim Alten, es bleibt auch nicht die einzige Wrestling-Referenz auf der Platte, wie man es eben gewohnt ist.
Die Befürchtungen, die sich direkt zeigten, als "Flygod Is An Awesome God 2" Ende Juni angekündigt worden war, verfestigten sich bei den ersten Durchläufen des Albums immer weiter. Kann ein Album so schnell nach Release seines Vorgängers überhaupt gut durchdacht sein? Nach so einem starken Projekt liegt die Latte, unter der Westside Gunn diesmal gekonnt auf dem Boden hindurch robbt, natürlich sehr hoch. Beinahe jedes zu bewertende Attribut unterbietet "Pray For Paris" dann auch. Kohärente Produktion? Nein! Zusammenhängendes Konzept? Nicht vorhanden!
Einzig lyrische Finessen und starke Features sind auch hier wieder mit dabei. Neben den beiden mittlerweile alten Bekannten Benny und Boldy James hat Westside Gunn in der Vergangenheit ja schon öfter einer breiten Masse eher unbekannteren Rappern Raum auf seinen Alben gegeben. Crimeapple, Estee Nack, Eto, Flee Lord - alles mittlerweile klingende Namen des Untergrunds, die sich schon auf Westsides Platten verewigt haben.
Auch diesmal ist es nicht anders: Rome Streetz bekommt im letzten Track "Steve Behr" seine Chance und überzeugt, wie auch zuletzt auf seinem kürzlich erschienenen Album "Noise Kandy 4". Armani Caesar gibt in "Lil Cease" ihr Griselda-Debüt und lässt erstmals nach ihrem Signing vor ein paar Monaten aufhorchen. Ob sie weiterhin auf solcherlei JR Swiftz-Beats rappen wird, die perfekt staubig und rumpelnd klingen, als fände man beim Aufräumen auf Omas düsterem Dachboden alte Schätze, ist jedoch fraglich. Ihre bisherige Diskografie geht ja doch eher in Richtung Trap und Autotune. Aber Armani Caesar auf Boom-Bap funktioniert einwandfrei. "Armani here to stay, you bitches fast fashion!"
Stove God Cooks kommt sogar auf drei verschiedenen Songs zu Wort und beeindruckt vor allem auf "One More Hit". Ein passender Titel, wenn man bedenkt, dass Stove God Cooks selbst mit "Reasonable Drought", komplett von Roc Marciano produziert, einen heißen Anwärter auf das Rapalbum des Jahres im März ins Rennen geschickt hat.
Apropos "One More Hit": Der Track, genau wie "Bubba Chuck", ist selbst schon über ein Jahr alt und wurde für "Flygod Is An Awesome God 2" mit dem Feature von Stove God Cooks einfach nur ein wenig aufpoliert. Überhaupt hat man das Gefühl, man höre eher einen zusammengewürfelten Haufen an Songs, die keine Einheit bilden. Dazu passt auch noch, dass das fragwürdige "Drive By Love" ("You dick-suckin' while I'm holdin' my Uzi") zumindest von der Spotify-Variante des Albums im Nachhinein komplett entfernt worden ist. Stattdessen findet man jetzt "Greatminder", ein zwei Jahre altes Tribute an Madvillains "Meat Grinder", produziert von Sadhugold, ganz ohne Raps von Westside Gunn. Klingt verwirrend? Genau das ist es auch, und genau so wild und durcheinander wirkt auch das gesamte Projekt.
In der "Renaissance", wie AA Rashid das aktuelle Rapgeschehen im "Praise God Intro" bezeichnet, nimmt "Flygod Is An Awesome God 2" sicherlich keine herausragende Stellung ein. Das Ganze erscheint einfach nur lieblos zusammengestellt. "Ach, das habe ich noch rumliegen? Packen wir rein! Das da auch noch, hier noch ein Feature ... fertig! Ach, wir brauchen auch noch Skits und Interludes, stimmt ja!" Unter den 14 "Songs" sind zwei Interludes von Sadhugold. Drei, wenn man das später hinzugefügte "Greatminder" noch hinzuzählen mag. Richtig schöne Interludes sogar, aber eben auch nur Interludes. Dann haben wir noch ein Intro und zwei Skits. Also fünf beziehungsweise sechs Songs ... sind gar keine vollwertigen. Da helfen auch wirklich gute Features nichts. Wild. Zusammenhanglos. Enttäuschend. Westside Gunns schlechtestes Werk.
4 Kommentare mit 34 Antworten
Jo, leider eher vergessenswert.
"Stove God Cooks kommt sogar auf drei verschiedenen Songs zu Wort und beeindruckt vor allem auf "One More Hit". Ein passender Titel, wenn man bedenkt, dass Stove God Cooks selbst mit "Reasonable Drought", komplett von Roc Marciano produziert, einen heißen Anwärter auf das Rapalbum des Jahres im März ins Rennen geschickt hat."
Echt eins der wenigen Highlights, vllt noch der Track mit Armani Caesar und Rome Streetz.
Und ja, Reasonable Drought ist wirklich geil! I like Stove God!
scott steiner tribut--> ungehört 4/5
So schlecht finde ich das jetzt nicht. Ist eben kein „vollwertiges“ Album, sondern ein klassisches Griselda Mixtape mit der gewohnten Kürze und Streuung in der Qualität. War vor dem Hype nicht anders, da war auch nicht jede Adolf in Designerware Episode ein Klassiker. Stove God reißt vieles raus, auch wenn mir hier deine Crackküchen-Drake Gesangsversuche fehlen.
Genau das. Es ist ein Mixtape, kein Album.
Genau. Das entschuldigt alles.
Halt einfach den Rand.
Herzlichen Glückwunsch, wieder 5 Kommentare und wieder nur beschränkter Stuss. So hast du zwar deine Nische gefunden, nur braucht die leider keiner... Und nun verpiss dich wieder
Hab grad auch durchgeklickt und habe mir bei Jedem überlegt, ob ich da IRGENDWAS dazu schreiben sollte, aber das ist Alles so uninspiriert und stumpf dumm, dass das selbst mir zu blöd ist. Erbsenessen ist einfach ein Hurensohn.
Ich habe mich mal vor 2 Wochen durch seine Kommentare geklickt und es waren einfach alle Kommentare so, wie diese. Kein Inhalt, nur erbärmliche Versuche, sich als "elitärer" Rap Hörer zu präsentieren. Wäre er wenigstens gewitzt oder sonst was, könnte man ja darüber hinwegsehen, aber so kann man nur zu dem Schluss kommen, dass er komplett beschränkt sein muss.
Ein Hoch auf den inklusiven Charakter dieses Forums
Erbsenessen ist Mirko, oder?
Nein, ich glaube nicht. Einfach ein weiterer Dirnensproß im Internet. Darauf hat Mirko leider nicht das Monopol.
Das wäre in der Tat eine allumfassende Bedrohung.
Voll gut dass Du Dich so für mich interessierst, lieber Budda.Du scheinst viel Zeit zu haben. Hab auch nix besseres zu tun.
Was eine Witzfigur.
Ach Mannfrau... Du ja auch .
Die degenerierte Hurensohnweltmeisterin steht auf mich
Ihr zwei seit echt die größten Lappen hier im Forum.
Sagt der stalkende adHS
Wer
verstehe den hype bis heute nicht. die stimme ist unerträglich. wenn man lust auf oldschool hip hop hat, dann die doch lieber die originalen sachen aus den 90ern. revivals und das glorifizieren von alten stilrichtungen hat einer musikrichtung noch nie gut getan, siehe die indiewelle der 2000er, die zum endgültigen untergang von gitarrenmusik als kulturelle kraft führte.
der straßenbewohner von heute hört trap. boombap bzw. retro hip hop ist mehr so zu einem liebhaberding von elitären und nerdigen weißbroten über 35 verkommen.
Gib dir heute gehypten Affen-Trap mal in 10 Jahren, dann Boom-Bap und staune darüber, was zeitloser klingt
Außerdem degeneriert Rap bzgl. Lyrik/Technik generell ganz klar seit weiß was ich wieviel Jahren (irgendwann gings aber auch nicht mehr höher), dein Indie-Beispiel ist da nicht ganz passend imo.
"Gib dir heute gehypten Affen-Trap mal in 10 Jahren, dann Boom-Bap und staune darüber, was zeitloser klingt"
This. #teamdjango #djangobrudi #apollobrownreviewnow
Kuss auf Eischel, Brudah!
Die Stimme ist nicht das Problem, nur die Ad-Livs nerven wirklich. Aber die hat er zum Glück etwas reduziert.
Und der Sound ist ja keine reine Imitation, sondern deutlich abstrakter und teilweise roher als der 90er Boom Bap. Maximal noch mit RZA vergleichbar, aber deutlich stärker durch Roc Marciano oder Ka geprägt.
Was ja nur zwei weitere Beispiele dafür sind, dass der Sound kein persönlicher Spleen von Gunn ist, sondern sich inzwischen eine stattliche Szene entwickelt hat, mit Leuten wie Freddie Gibbs, Boldy James, Alchemist, Flee Lord, Knowledge The Pirate, Mayem Lauren etc.
Features von Cormega, Styles P oder Raekwon zeigen ja, dass die Jungs durchaus in der Szene ernst genommen werden.
Vielleicht sind "nerdige alte Weißbrote" am Ende tatsächlich die Haupteinnahmequelle. aber vielleicht ist die Hörerschaft, die sich darüber freut, dass es noch Rap abseits vom ewig gleichen Trapbeat gibt, doch etwas breitgefächerter.
Natürlich Word an Dio - Roc Marci hat den Drumless Loop-Samen gesäht, würde ich auch sagen. Schon anderer Vibe als 'Standard'-Boom Bap.
"Außerdem degeneriert Rap bzgl. Lyrik/Technik generell ganz klar seit weiß was ich wieviel Jahren"
Naja, aber neuzeitigen trappigen Rap an Technikstandards von traditionellerem Rap zu messen, ist doch auch nur ungefähr so sinnvoll, als würde man traditionellen Hiphop an instrumentalmusikalischen Standards von Melodie messen (Grüßen an den Schwinger), oder nicht? Der musikalische Fokus ist halt einfach ein anderer
"der straßenbewohner von heute hört trap. boombap bzw. retro hip hop ist mehr so zu einem liebhaberding von elitären und nerdigen weißbroten über 35 verkommen."
Sagt das elitäre und nerdige Weißbrot über 35.
Spaß beiseite, ist vollkommener Quatsch, den du da schreibst. Rechne mal 25 Jahre runter vom Alter deiner imaginierten Weißbrote und schau, in welchem Jahr die leben. Und welche Musik da gerade angesagt ist. Hat offensichtlich null mit Elitismus zu tun sondern liegt daran, dass die Musik der Jugend immer einen besonderen Platz im Leben eines Menschen hat.
"revivals und das glorifizieren von alten stilrichtungen hat einer musikrichtung noch nie gut getan, siehe die indiewelle der 2000er, die zum endgültigen untergang von gitarrenmusik als kulturelle kraft führte."
Eine allgemeingültige Aussage geschlossen aus dem Einzelfall. Muss ich dazu noch was sagen? Wobei, doch, ich denke sogar das eine Beispiel kann man ziemlich gut anzweifeln. Warum sollte die "Indiewelle der 2000er [...] zum endgültigen untergang von gitarrenmusik als kulturelle kraft" geführt haben? Alternative Erklärung: Gitarrenmusik wurde in den 50er und 60er Jahren groß, auch wenn es neue Entwicklungen gibt, mit der Zeit ist die Musik der Alten für die Jungen nicht mehr attraktiv. Und wenn die Alten wegsterben verliert die Musikrichtung ihre "kulturelle Kraft"
"straßenbewohner"
Srsly?
mal srsly, was denkt ihr, wohin wird sich trap entwickeln? irgendwann ist sicherlich wieder over, was kommt dann?
straßenbewohner ist natürlich augenzwinkernd zu verstehen, um das klarzustellen ;D
ein von mir geschätzter kritiker auf dieser seite hat diesen roc-marciano-stil mal als rotwein-rap bezeichnet, was ich ziemlich passend finde. mir persönlich sind roc marciano oder ka einfach zu monoton, kann aber den appeal verstehen. freddie ist natürlich noch mal eine ganz andere ebene. der kann ja auch auf trap beats glänzen.
westside gunn sagt mir einfach null zu. zum einen bin ich, wie angesprochen, kein fan dieses roc-marciano-stils. zum anderen höre ich dann doch lieber die originale, wenn es um streetkram geht.
westside gunn und griselda schielen mit ihrer musik halt mehr auf die rap connoisseure. die themen, die sie behandeln, sind klassisch gangster und street, benutzen aber als musikalische untermalung recht unkoventionelle beats. generell setzten griselda aber rapvorwissen voraus. es ist halt weitergedachter boom bap aka grown man rap.
ich habe ja an sich nichts gegen diese stilrichtung und die leute, die diese musik mögen, werde aber mit dieser musik einfach nicht warm.
kann mir nicht vorstellen, dass trap verschwinden wird. vielleicht wird die dominanz zurückgehen aber das ist ein etablierter sound, auf den viele stehen.
hab neulich wieder ds2 gehört. das ding ist so gut gealtert und hört sich immer noch richtig gut an.
Trap wird verschwinden wie Dupstep....interessiert auch niemand mehr und war und ist wie Trap nur Müll
Muss da schon immer schmunzeln, wenn ich so Kommentare wie den von Django lese. Als ob quasi die gesamten Rap-90er total gut gealtert sind.
Interessant ist halt auch, dass diese "Nerds" wie zB Django, lauti oder auch der Chef-HS Erbsenessen da immer eine Qualitätsfrage draus machen, dabei ist es einfach eine Geschmacksfrage: Ich kann mir keinen Track von Roc anhören ohne nach 1min mit dem Einschlafen zu kämpfen, weil mich das unendlich langweilt und die gesamte Griselda-Delivery finde ich sehr rumpelig. Ist das dann "besser" als DS2, weil Future da Autotune benutzt hat? Nur aus dem Blickwinkel von hängengebliebenen Realkeepern.
die meiste strssenbewohner pumpen immer noch azad und massiv trap und atuotune ist angesagt nur für kidz von reiche eltern
Nein, Craze, natürlich ist es eine Geschmacksfrage und keine Qualitätsfrage, letzteres wäre absurd.
ABSOLUT ABSURD:
"Außerdem degeneriert Rap bzgl. Lyrik/Technik generell ganz klar seit weiß was ich wieviel Jahren"
Natürlich eine komplette Schwachsinnsaussage vom Camp David Träger, aber das ist schon euer Mindset.
Die Aussage trage ich auch nicht mit, gibt immer wieder wahnsinnig gute Lyrik und Technik. Ggf. solltest Du Deine Kritik weniger pauschal formulieren, mein Lieber.
Es muss einfach in der Argumentation bzw. Argementation stimmig sein.
Wenn schon, dann degeneriert einfach alles.
Die Mannfrau versteht einfach kein Wort von Roc Marciano... ist natürlich ein Problem. Aber nicht verwunderlich.
Generell soll heißen, Ausnahmen bestätigen die Regel klar gibts noch die Kendricks, Coles und OG Keemos...dafür aber auch zigmal so viele Eros und Lil's. Die Anforderungen sind halt krass gesunken.
Dieser Kommentar wurde vor 4 Jahren durch den Autor entfernt.
So sehr es damals gefeiert wurde, die Labels wie No Limit, Cash Money oder die Bay Area Jungs den Eigenvertrieb quasi aus dem Kofferraum etabliert haben - so sehr vermüllt dieser Do It Yourself Ansatz eben seit der "Social Media-Era" das Genre. Jedes Drogenopfer holt sich drei generische YouTube xy-Type Beats, lässt sich das Gesicht mit Tinte verschandeln und hält sich für den nächsten Trap-Star.
Nicht dass es auch nicht auch weiterhin gute "Indie" Rapper geben würde... Aber die Labels waren doch ein gewisser Gatekeeper was die Qualität angeht. Selbst die kommerziellen Sachen waren objektiv betrachtet noch tragbar. So ein Ja Rule wirkt neben Lil Pump oder Trippie Red fast wieder wie ein Rapper.