laut.de-Kritik
Ein souveränes Pfund Runkelrüben.
Review von Michael EdeleWährend sie in Deutschland eigentlich eher im Fahrwasser von Nightwish zu einigem Erfolg gekommen sind, zählen Within Temptation im heimischen Holland schon zu den absoluten Superstars. Mit welcher Euphorie die Leute dort Sharon den Adel und ihre Jungs empfangen und abfeiern, kann nun auf der Doppel DVD "Mother Earth Tour" in Bild und Ton bewundert werden.
Auf insgesamt drei unterschiedlichen Konzerten, dem Rock Werchter, dem Pukkelpop und dem Lowlands Festival 2002 räumt das niederländische Quintett vor heimischem Publikum nach allen Regeln der Kunst ab. Zwar sehen die Gitarristen auch live in etwa so gefährlich aus, wie ein halbes Pfund Runkelrüben, und die furchtbar bösen Blicke erschrecken wahrscheinlich noch nicht mal meinen Hamster, aber richtig posen will ja auch gelernt sein. Auch der Bewegungsdrang von Madame den Adel ist gewöhnungsbedürftig, daran stört sich der Die-Hard-Fan aber sowieso nicht.
Die Stücke werden live absolut souverän vorgetragen, und auch wenn mir Sharons Gesang auf Dauer ein unangenehmes Ziehen in der Gehörmuschel besorgt, so ist die Darbietung doch absolut sehens- und hörenswert. Für "Farewell" gibt es ein Duett mit einer weiteren Dame und für "Deep Within" darf der Orphanage Sänger George Oosthoek auf die Bühne, der diesen Song schon auf dem ersten Album "Enter" mit Sharon zusammen intoniert hatte.
Von den drei Videos sind die beiden Clips zu "Ice Queen" und "Mother Earth" wohl inzwischen jedem Besitzers eines Fernsehers bekannt, da MTVIVA und Onyx diese hoch und runter genudelt haben. Dass das selbe nicht auch mit "The Dance" geschehen ist, halte ich persönlich für eine Gnade, denn der wirklich schlecht gezeichnete Cartoon, der auch noch eine an Klischees kaum zu übertreffende Geschichte erzählt, hätte bestimmt nicht zu weiterem Popularitätsschub geführt.
DVD Numero zwei bietet über eine halbe Stunde Impressionen der bisherigen (inter-)nationalen Abstecher der Band. Dabei werden auch diverse Backstage-Eindrücke eingefangen, die zeigen, wie bodenständig die Holländer bei all ihrem Erfolg geblieben sind. Jede Menge Informationen über das Bandleben und Lobhudeleien seitens der Presse kann man aus den 35 Minuten-Interview und Award-Auftritten bekommen, wobei mir ganz besonders die Akustik-Version von "Ice Queen" gefällt, die WT im Rahmen von 2MXL spielten. Sharon singt tatsächlich ein, zwei Oktaven tiefer und macht dabei ebenfalls eine ausgesprochen gute Figur.
Von der Eiskönigin gibt es auch noch eine Multi-Angle-Version im Rahmen des Auftritts in Broerenkerk Zwolle, wo die Band von einem ganzen Chor Unterstützung bekam. Für Fans besteht bei der DVD ein absoluter Kaufzwang, und auch Leute, die mit der Band bisher noch nicht so viel anfangen konnten, dürfen mal ein Ohr und ein Auge riskieren. Könnte sich durchaus lohnen.
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