laut.de-Kritik
Wahrhaftige Live-Momente in Bild und Ton.
Review von Sven KabelitzEs ist nicht unbedingt üblich, nach nur einem Album einen Livemitschnitt zu veröffentlichen. Wenn dies doch geschieht, geht das Projekt meist gehörig in die Hose. Zu beschränkt ist das Programm der Künstler, oft mit uninspirierten Coverversionen angefüllt, zu wackelig und kindlich noch die ersten Live-Versuche.
Ganz anders stellt es sich bei Zaz dar. Diese Vorgehensweise hat für die frühere Straßenmusikerin am Montmartre sogar eine bestechende Logik. Zaz ist zu viel Leben für ein Studio. Die Französin fühlt sich erst auf der Bühne zu Hause. Ihre Songs blühen hier endgültig auf, befreit vom den gestärkten Kleidern der Studioaufnahmen. Diese dienen nur als vages Gerüst, die Arrangements gestalten sich freier, Tracks wie "Prends Garde À Ta Langue", "J'aime À Nouveau" und "Dans Ma Rue" erhalten mehr Luft zum Atmen.
Zaz singt und dibbeldidodapt sich im Scat-Schritt durch sämtliche Lieder ihres gefeierten Debütalbums und beweist dadurch nochmals dessen Klasse. Mit den selbstgeschriebenen "Ma Folie", "J'arrive Pas", "Je Saute Partout", "Pray The Sunshine" sowie "Aux Sétenteurs" von Germain Guyot werten fünf neue Stücke zwischen Piano-Ballade und Funk das Programm auf und deuten an, wohin die Reise gehen könnte.
Über allem schwebt die widersprüchliche Stimme von Zaz – klar und rauchig, kraftvoll und verletzlich. Noten und Oktaven scheinen für sie nur ein Kinderspielzeug zu sein. Ihre kongeniale Liveband breitet ihr dafür einen kunterbunten und flauschigen Teppich aus. Der wichtigste Fixpunkt bleibt dabei aber immer Gitarrist Benoit Simon. Zusammen zeigen Musiker und Sängerin eine unendliche Natürlichkeit und Leichtigkeit. Selbst in den tragischsten Momenten erscheint es nichts einfacheres als das Leben und die Musik zu geben.
Die wirkliche Dimension eines Zaz-Auftritts wird aber erst mit der DVD deutlich. Diese enthält die gleiche Tracklist wie die CD, setzt an Intensität noch einen drauf und lässt einen den Live-Moment erst wahrhaftig miterleben.
Die Sängerin präsentiert sich als große Unterhalterin. Tänzelnd, Grimassen schneidend und flummiartig springt sie über die Bühne, spielt mit Fans und Band. Die Konzertorte wechseln zwischen kleiner bestuhlter Halle, Festival und Alm, der Sound erweist sich trotzdem aus einem Guss und mollig warm.
Noch keine Kommentare