Vom Bundesjustizminister bis zum Lokalpolitiker setzen sich Volksvertreter für den umstrittenen Partykracher von DJ Robin und Schürze ein.

Berlin (dol) - Der Streit um den Ballermann-Hit "Layla" hält auch das politische Berlin in Atem. Nachdem die Stadt Würzburg untersagt hat, die aktuelle Nummer eins der Charts auf dem Kiliani-Volksfest zu spielen, da "jede Art von rassistischem, sexistischem oder extremem Liedgut" unerwünscht sei, eilt nun die Bundespolitik zur Hilfe. Die Speerspitze bildet der amtierende Justizminister und Teilzeit-Produzent Marco Buschmann. "Man muss Schlagertexte nicht mögen. Man kann sie sogar doof oder geschmacklos finden", erklärt er über Twitter, "Sie aber behördlich zu verbieten, finde ich, ist eins zuviel."

Ganz ähnlich argumentiert Konstantin von Notz, Stellvertretender Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen. Das Publikum könne den Song über die "Puffmama Layla" von DJ Robin und Schürze gerne "ätzend, nervig, billig, unterirdisch und prollig finden". Verbieten käme für ihn aber nicht in Frage. "Das muss man in einer freien Gesellschaft aushalten." Dazu ergänzt er einen gewagten Vergleich mit der Debatte um Falcos "Jeanny". Buschmanns FDP-Kollege Martin Hagen, der vielen durch seinen Einsatz für Silvester-Böllerei bekannt sein dürfte, sieht Parallelen zur Spider Murphy Gang.

Ganz andere Blüten treibt die Diskussion bei den vorgeblich konservativen Politikern. Der im Oktober aus dem Bundestag ausgeschiedene CDU-Politiker Christian Natterer wähnt sich plötzlich im einem ganz anderen Land. "Wann genau ist in Deutschland aus 'Sex, Drugs & Rock'n'Roll' eigentlich 'Laktoseintoleranz, Veganismus & Helene Fischer' geworden?", schreibt er einigermaßen verwirrt bei Twitter. Vogelwilder geht es nur in der Lokalpolitik zu. Markus Patzke, Reserveoffizier und CDU-Politiker, hört mit der Würzburger Entscheidung bereits den Faschismus an der Tür klopfen.

Mittlerweile melden sich auch Stimmen aus dem Rap-Genre zu Wort, das über Jahre Erfahrungen mit Verboten sammeln durfte. Die Kunstfreiheit diene nicht dazu, jeden "stumpfen gesellschaftlichen Diskriminierungs-Move auch noch in die Charts zu pushen", bemängelt Sookee gegenüber dem BR. "Wie wenig Anspruch hat eine Gesellschaft an sich selber, dass sie die Kunstfreiheit bemühen will, als hohes Gut, um so einen Song zu rechtfertigen und zu schützen?" Schwartz verweist unterdessen vor dem Hintergrund eigener Erfahrungen lieber auf die ganze Absurdität der Debatte.

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