laut.de-Kritik

Milde statt Sturm und Drang: Das Kollektiv wird erwachsen.

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Die Veröffentlichung des letzten Animal Collective-Studioalbums "Painting With" liegt mittlerweile sechs Jahre zurück. Das vierzigste Lebensjahr haben Avey Tare, Deakin a.k.a The Deaken, Geologist und Panda Bear bereits überschritten. Da beanspruchen Beziehungen, Elternschaft und Erwachsenensorgen auch mal die ganze Energie. Untätig war das Kollektiv aber trotzdem nicht, erschienen doch über die Jahre ein virtuelles Album, mehrere EPs sowie ein Soundtrack. 2020 fanden die vier Musiker schließlich die Zeit, Songs für ein neues Studioalbum aufzunehmen und von Marta Salogni mischen zu lassen. Das trägt den Titel "Time Skiffs".

Schon "Dragon Slayer" klingt vertraut, aber zugleich auch erwachsener als man es von den Amerikanern gewöhnt ist. Der Track lebt vom Zusammenspiel unterschiedlicher Stimmungen und Harmonien, vermittelt jedoch auch einen aufgeräumten Eindruck. Dabei strahlt die Stimme Avey Tares eine gewisse Milde aus, die sich auch durch die restliche Platte zieht. Das all zu Chaotische der letzten Alben sucht man auf diesem Werk vergebens.

"Car Keys" besitzt durch das schräge Keyboard- und Orgelspiel und die psychedelischen mehrstimmigen Gesänge trotzdem eine gewisse Schrulligkeit, die allerdings eher die Ausnahme denn die Regel bleibt. Songs wie "Prester John" oder "Walker" durchziehen nämlich vergleichsweise konventionelle Strukturen, so dass eine eingängige Hook im Vordergrund steht.

Ausbrüche aus diesem konventionellen Schema gibt es dennoch. "Strung With Everything" beginnt mit einem längeren Intro. Danach treibt der Song mit sommerlichen Calypso-Rhythmen gelassen vor sich hin, um in einem krachenden Finale aus polternden Percussion- und Pianoklängen sowie kraftvollen Gesangsausbrüchen zu münden. Ein Track, der den musikalischen Erkundungsdrang Animal Collectives hervorragend widerspiegelt.

In der zweiten Hälfte hält leider eine gewisse Behäbigkeit Einzug ins Soundbild. "Cherokee" kommt mit nostalgischen Syd Barrett-Harmonien und gesetztem Gesang nicht so richtig aus dem Knick und "Passer-By" eignet sich durch die langsamen Rhythmen und die melodische Abwechslungslosigkeit gleich als Einschlafhilfe.

Gut, dass danach mit "We Go Back" eine Nummer wartet, die jazziges Schlagwerk, schräge, aber dennoch eingängige Melodien, helles Glockenspiel und elektronische Effekte unter einen Hut bringt, bei aller Vielschichtigkeit jedoch stets auf den Punkt kommt. Mit "Royal And Desire" endet die Platte mit ruhiger Percussion, schwelgerischen Beach Boys-Harmonien und dunkler Gitarre auf angenehm melancholische Weise.

Jedenfalls hat man den Eindruck, dass das Kollektiv mit seinen Fans mitwächst. Trotzdem hätte insgesamt ein wenig mehr jugendlicher Sturm und Drang nicht geschadet.

Trackliste

  1. 1. Dragon Slayer
  2. 2. Car Keys
  3. 3. Prester John
  4. 4. Strung With Everything
  5. 5. Walker
  6. 6. Cherokee
  7. 7. Passer-By
  8. 8. We Go Back
  9. 9. Royal And Desire

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