laut.de-Kritik
Spezielles Livealbum von Ben Sharp und den Prog-Metallern.
Review von Alexander CordasNa da schau her. Der Mann, der niemals etwas auf einem Label releasen wollte und der nie auf Tour gehen wollte, wirft im Zuge dieser Veröffentlichung gleich beide Maxime über Bord. Zum einen begab sich Ben Sharp als Cloudkicker mit den Prog-Metallern von Intronaut als Backing-Band auf Tour durch die Vereinigten Staaten. Zum anderen erscheint nun ein Exzerpt dieser Zusammenarbeit auf dem Intronaut-Label Century Media.
Aber ein ganz und gar livehaftiges Album ist "Live With Intronaut" dennoch nicht, denn das Set wurde live im Studio eingespielt, aber eben nicht vor Publikum. Die Geräusche der Zuschauer wurden wohl separat aufgenommen. Wer sich mit Sharps Werk ein wenig auskennt, dürfte über die Tracklist stutzen. Songs mit dem Titel "Subsume" existieren eigentlich nicht. Da der gute Humorist Ben aber dazu tendiert, seinen Liedern episch lange Namen zu verpassen, macht sich eine Abkürzung an mancher Stelle aber ganz gut.
Hinter "Subsume Part 1" versteckt sich "The Warmth Of The Daytime Seemed Like A Dream Now", "Subsume Part 2" heißt im Original "A Weather Front Was Stalled Out In The Pacific-Like A Lonely Person, Lost In Thought, Oblivious Of Time", wohingegen sich "Subsume Part 8" eigentlich "You Could Laugh Forever But Never End Up Happy" schimpft. Allesamt sind sie aber auf dem letzten Cloudkicker-Album "Susbume" vertreten.
Über die Zusammenstellung der Tracklist kann man gepflegt streiten. Schade, dass das famose "Let Yourself Be Huge" lediglich mit dem härtesten Album-Track, "You And Yours", vertreten ist. Cloudkickers markantester Song, der wunderbare Riff-Orkan "Dysphoria", ist selbstredend essentieller Bestandteil der Setlist (man höre nur den Herrn am Ende: "holy mother of mary!").
Sollten die Songs wirklich eins zu eins in der Live-Situation aufgenommen worden sein, darf man den Beteiligten eine dicke Scheibe Rehspeck abschneiden. Das klingt alles recht eingespielt und bei weitem nicht so ad hoc, wie es den Anschein hat. Schön auch, den Sound eines echten Schlagzeugs zu hören, auch wenn sich Sharp bei der Produktion seiner Alben stets bemüht, die Klöppelei nicht allzu artifiziell klingen zu lassen. Aber das Spiel eines Menschen aus Fleisch und Blut (hier: Dave Timnick) klingt dennoch markanter und lebendiger.
Das feinsinnige Element kommt über Albumlänge etwas zu kurz. Die gitarrenlastige Wall Of Sound fräst munter fast die gesamte Dauer an der Schädeldecke. Lediglich "You And Yours" bricht aus dem Geflexe aus und tupft einen erholsamen Kontrapunkt ins Gesamtbild. Von dieser Sorte hätte es durchaus mehr sein können, was aber nur mäkeln auf hohem Niveau darstellt. In der Gesamtheit röhren Cloudkicker mit Intronaut stilvoll angeproggt und gepflegt durch die Walachei.
2 Kommentare
ich find den typen klasse. was der an sound engenieering, kompositorischem und technischem können im alleingang auf die reihe bringt, ist beachtlich. und cordas hat korrekt angemerkt: seine programmierten drums gehen erstaunlich klar, dafür dass ein gitarrist sie programmiert hat.
Übrigens: am 1. Dezember gibts neues Material von ihm.