laut.de-Kritik
Tanzbar, besinnlich und wortgewaltig.
Review von Michael EdeleWas soll man eigentlich über Diary Of Dreams noch schreiben, außer dass sie in schöner Regelmäßigkeit ein erstklassiges Album nach dem anderen veröffentlichen? Man kann sich prinzipiell nur fragen, ob sie es geschafft haben, die Qualität von "Freak Perfume" noch zu übertreffen.
Diese Frage muss man wohl oder übel mit nein beantworten. Bevor jetzt aber das Geschrei losgeht, stelle ich klar, dass "Nigredo" deswegen keinesfalls ein schlechtes Album geworden ist. Es hat mitunter nur den Anschein, als ob sich Adrian seine Inspirationen schon bei sich selber holt. So klingt die Eingangsmelodie von "Kindrom" doch allzu bekannt, schafft aber recht schnell noch die Kurve zu einem sehr tanzbaren Song.
Wagte ich es noch, in der Review zur EP "Panik Manifesto" die Vermutung zu äußern, dass Adrian eine gewisse Vorliebe für die deutsche Sprache entwickelt habe, so straft mich der Mann auf "Nigredo" schon wieder Lügen. Lediglich die schon bekannte Single "Giftraum" und das spärlich instrumentierte "Krank:Haft" sind deutschsprachig. Zwar stehen im Booklet zu dem von einer Klaviermelodie Torben Wendts (Diorama) getragenen "Portrait Of A Cynic" noch einige deutsche Zeilen, doch kommen sie im Lied selbst nicht vor.
Während man zu Songs wie "Reign Of Chaos" oder "Psycho-Logic" durchgehend das Tanzbein schwingen kann, sind der überlange Opener "Dead Letter", "Tales Of The Silent City", das schon erwähnte "Portrait Of A Cynic" oder "Mask Of Shame" wieder eher Sachen für die besinnlichen Stunden. Der instrumentale Hidden Track ist bestimmt Geschmackssache, aber in Verbindung mit dem Booklet-Artwork (welches in Island entstand) ist die Atmosphäre doch recht fröstelnd.
Interessant ist auch das lyrische Konzept hinter "Nigredo", das zum Teil auf überlieferte Mythologien und auf Adrians eigener Phantasie basiert. Dass sich der Mann dabei wieder genauso wortgewaltig gibt, wie er es auf der anderen Seite mit seiner Musik vormacht, muss wohl nicht extra erwähnt werden. Auch wenn "Nigredo" den Vorgänger "Freak Perfume" nicht toppen kann, so sollte doch zumindest kein Fan der Band von diesem Album enttäuscht sein.
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