laut.de-Kritik
Mit der Luftpumpe in die teutonische Metal-Hüpfburg.
Review von Ulf KubankeSeit 17 Jahren gibt es Die Happy mittlerweile. Fast ebenso lange sind die Ulmer um Marta Jandová nicht mehr aus der heimischen Rockszene wegzudenken. Höchst erfolgreich haben sie sich zum Aushängeschild gemausert. Wem muss man da noch etwas beweisen? Niemandem! Und genau so klingt auch das mittlerweile siebte Studioalbum "Red Box".
Positiv formuliert: Der Fan bekommt mutmaßlich, was er braucht. Negativ gesagt: Die Platte bietet mehrheitlich nichts als typisch faden Schrammelrock neudeutscher Prägung. Wer hier nach künstlerischer Entwicklung sucht, darf gleich weiter gehen. Wer das Berechenbare liebt, ist schon zu Hause.
Sicher, die immer auf die gleiche Weise hin geschmirgelten Gitarrenwände können geil sein. Schlussendlich taugen sie als Stilmittel aber nur, sofern die Tracks für sich genommen genug kompositorische Substanz aufweisen. Genau daran fehlt es der roten Schachtel leider. Am Ende landet sie als alte Schachtel im Eintopf der üblichen Verdächtigen. "Mesmerize" "Superstar", "Stay With Me", "Help Me" oder "Sweet Enemy" sind ganz typische Vertreter ihrer austauschbaren Art. Redlich bemüht sich die tschechische Sirene um Credibitity bei Indie- und Hartwurstfraktion. Das Schema F: In der Strophe die Luftpumpe geben, um im hingeschleuderten Durchschnittsrefrain in der teutonischen Metal-Hüpfburg anzukommen. Und nein: Das wiederholende Schreien beliebiger Worte und Sätze macht noch längst keinen guten Chorus.
Wer das nicht glaubt, soll nur mal Vergleiche anstellen mit massenhaft ähnlich arrangierten und komponierten Songs der Kollegen. Härtere Tokio Hotel-Tracks, typische Oomph!-Zutaten, Silbermondgewürz und Stürmerische Höhen vernichten jeden Ansatz, der auch nur entfernt über das Mittelmaß hinausreichen würde. Wer von den Bands welches Lied singt, ist eigentlich unerheblich. Man könnte fröhlich Sänger (z.B. Kaulitz/Jandová-Phrasierung in "Mesmerize") auswechseln und die Gitarristen (Ooomph!/Die Happy) rotieren lassen. Einen echten - im Sinne von relevanten - Unterschied wird man nur schwerlich erkennen.
Da verwundert es kaum, dass die Orsay-Hymne "Survivor" von Destiny's Child unfreiwillig das Dilemma aufzeigt. Nein, Leute, Bummsgitarren und konstanter Presswehengesang machen aus einem oberflächlichen Liedchen noch keinen knorke Rocksong. Ein Schelm, wer hier an des Kaisers neue Kleider denkt. Und dennoch ist der abgenudelte Klamottenladen-Gassenhauer im Albumkontext noch einer der Höhepunkte. Das will schon etwas heißen. Nur eben nichts Gutes.
Rein handwerklich kann man die Scheibe nicht kritisieren. Die Töne der Pragerin sind punktgenau gesetzt. Die Produktion bewegt sich am oberen Rand deutscher trendy Rockscheiben. Die Instrumente finden genau das richtige Maß zwischen Wucht und Zurückgenommenheit, um die aktuelle Popstars-Jurorin lässig in den Mittelpunkt zu stellen. Mit dem brachialen "Black Vicious Monster" und dem zumindest in der Strophe sensibleren "Anywhere Without You" wagt die Band zaghaft den angedeuteten Ausbruch aus dem selbst erwählten goldenen Käfig. Besonders die eingestreuten Backingvocals bei Letzterem bringen eine zusätzliche Nuance, die man hervorragend songdienlich ausbauen könnte. Also bitte weg mit der langen und weiligen Routine. Her mit der überfälligen künstlerischen Befreiung.
16 Kommentare
"Also bitte weg mit der langen und weiligen Routine. Her mit der überfälligen künstlerischen Befreiung." Nicht wahr, Herr Edele?
herr edele?
Ein Rezensent auf laut.de.
Die Alte soll mit dem Singen aufhören und sich lieber mal für Playboy oder Penthose nackig machen. Da warte ich schon seit mindestens 10 Jahren drauf.
Wie man ne höchstens mittelmäßige Rockband "berühmt" macht, ohne, dass man nur einen Song so richtig geil finden muss? Fronterin, die Pokern kann und Titten hat..
Das ist doch das Konzept von Die Happy, oder?
Eine Fronterin ohne Titten wär auch ne absolute Zumutung.