laut.de-Kritik

Da lachen ja die Höhner!

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Kinder, vergesst Chemtrails, die Illuminaten und die Kirche! Die wahren Verschwörer, die das Land kontrollieren, schimpfen sich die Methämmer. Die setzen ihre Agenda mit Metal aus dem Setzkasten, einer duften Prise Mittelalter-Folk und schunkeligem Seemannsgarn durch.

Spinal Tap hätten es angesichts des humoristischen Niveaus heutzutage schwer, Gehör zu finden. Die in der Vergangenheit überspitzt dargestellte Realität überholt sich selbst. Was früher schockte, ruft heute nur mehr ein müdes Lächeln hervor. Ob die Komik nun freiwillig (J.B.O.) oder unfreiwillig (The BossHoss) stattfindet: Die Nische muss klar definiert sein. In der Summe lautet hier das Programm: Satire in Folkmetal-Tracht.

Feuerschwanz sind mittlerweile eine gut durchdachte Maschine, deren kommerzielles Potenzial durchaus zum Gelddrucken einlädt. Das Septett fischt keine platonischen Ideale aus dem Ideenhimmel ab, sondern fokussiert sich auf das Hier und Jetzt. Der Vorwurf, Lanzeflott und Co. sollten lieber an sich als an den Instrumenten herumspielen, lässt sich mittlerweile nicht mehr aufrechterhalten. Klar, das Ganze ist plakativ, mit der Pike versenkt und schon tausendmal gehört, aber halt auch ziemlich gut umgesetzt.

Die Pointendichte fällt extrem hoch aus. Nur selten blitzen ernste Themen durch, etwa Alkoholmissbrauch im Track "O Fortuna": "Es bleibt der Rausch und doch gewiss, dass dieser schlechte Liebschaft ist." Ansonsten treiben die Mannen die Sex-Drugs-and-Rock'N'Roll-Sau in Permanenz durchs Dorf. Als Comedians sind Feuerschwanz auf Dauer nervig. Treffen sie jedoch einen Nerv in bester kabarettistischer Manier, punkten sie auch, wenn sie zum Beispiel, wie im Titeltrack, Verschwörungstheorien verballhornen.

Die meisten Tracks sind professionell und ohne Makel umgesetzt, haben aber die Langzeitwirkung eines Kölschs. "Prinzessin" ist ein typischer Bela B.-Song, wie er sich auf einem der jüngeren Ärzte- oder Soloalben findet. An "Die Hörner Hoch" hätten Karnevalbands ihre hellste Freude. Da lachen ja de Höhner? Aber, hallo! Hier fidelt Johanna von der Vögelweide wie von Sinnen, und Prinz Hodenherz bläst zum Halali. Fehlt eigentlich nur das Sackpfeifenduett von Pimli dem Zwerg und Lenny Kitzlerminister. Ach, die beiden gibts noch gar nicht? Mann, färbt das ab!

"Methämmer" mischt Folkrock mit grimmigen Rammstein-Riffs. "Schubsetanz", ein waschechter Hit in bester In Extremo und Subway To Sally-Tradition, sollte auf keiner Mittelalter-Convention oder im Wacken Village fehlen. Der Ton von "Operation Drachensturm", heiß geschmiedeter Stahl im Stile von Krawallos wie Sabaton, lässt bei allen Power Metal-Anhängern die Sabber fließen. "Ein Held Ist geboren" geht rein instrumental glatt als Neuauflage des Blind Guardian-Klassikers "The Bard's Song" durch. "Liga Des Mets" wärmt dagegen Deutschrock der Marke Onkelz auf.

Der parodistische und aufgrund des übermäßigen Metkonsums mit Paradontitis versehene Ansatz rettet die die Erlanger Spaßkapelle vor einer reinen Kopie der genannten Bands. Vielmehr pflügen Hodenherz und Co. in Best-Of-Manier durch den Metalgarten, frönen ihrem typischen Humor und sind aufgrund der gezähmten Lyrics und Produktion vollends im Mainstream angekommen.

Trackliste

  1. 1. Methämmer
  2. 2. Schubsetanz
  3. 3. Die Hörner Hoch
  4. 4. Lustprinzip
  5. 5. Wikingerblut
  6. 6. Kinder Im Geiste
  7. 7. Oh Fortuna
  8. 8. Prinzessin
  9. 9. Der Geschichte Pfade
  10. 10. Krieger des Mets – Die Trilogie; op. 1: Von Göttern Und Drachen (Zwischenspiel)
  11. 11. Operation Drachensturm
  12. 12. Krieger Des Mets – Die Trilogie; op. 2 : Die Prophezeiung (Zwischenspiel)
  13. 13. Ein Held Ist Gebor'n
  14. 14. Krieger Des Mets – Die Trilogie; op. 3: Der Heilige Eid (Zwischenspiel)
  15. 15. Liga Des Mets

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