laut.de-Kritik
Psychedelischer Heavy-Trip in Mittelerde.
Review von Julian FischerNach dem zu kurz geratetenen Debüt von Gone is Gone folgt mit "Echolocation" das erste Full-Length Album. Wie schon beim Vorgänger konnten die vier Herren die Einflüsse ihrer bisherigen Bands nicht ganz abschütteln, müssen sie auch nicht, handelt es sich mit Queens Of The Stone Age (Troy Van Leeuwen, Gitarre), Mastodon (Troy Sanders, Bass Gesang) und At The Drive In (Toni Hajjar, Drums) ja nicht gerade um die peinliche Jugendsünden, die man vertuschen möchte. Auch nicht zu überhören sind die Ausflüge von Tony Hajjar und Gitarrist Mike Zarin in die Welt der Filmmusik.
Sphärische, weite Gitarrensounds erinnern das ganze Album hindurch an Sci-Fi-Filme mit surrealen Landschaften. Alleine steht man mit diesen Bildern wohl nicht da, denn auch das Video zu "Sentient", der ersten Single des Albums, zeigt eine Collage aus Gaming-Ästhetik und psychedelischen Landschaften. Ein ausgedehntes Intro schlägt am Anfang der Platte entgegen, der Synthie steigert sich zusammen den Gitarren über eine Minute, bevor ein massives Sound-Ungetüm darüber zusammenbricht, langsam und schwer. Bloß keine Zweifel aufkommen lassen. Zumindest bis der Vers einsetzt, der dieses Biest zähmt. Trotzdem bricht der Song nach fünf Minuten gefühlt zu früh ab, bevor er seine wirkliche Power entfalten kann. Aber als Opener mehr als solide.
Die elektronischen Klänge ziehen sich durch viele der Songs. "Dublin" setzt ebenfalls auf ein langes Intro, mit verfemdeten Drums, sanfter Stimme und viel Reverb auf den Gitarren. Auch hier baut sich wieder viel auf was sich nicht wirklich entlädt. Düster bleibt es allemal. "Roads" wabert dann doch schon recht ordentlich, während Sanders sanft "We got a war to fight" von ganz, ganz weit weg sanft ins Mikro haucht. Der Sound zieht einen regelrecht in die Tiefe, wirkt fast bedrohlich. In Filmbildern: Paranoider Knabe nach schlechtem Acid-Trip läuft schwitzend durch die hektische, nur von Autolichtern und Straßenlaternen beleuchtete Großstadt.
Aber Gone Is Gone können auch anders. "Gift" beginnt in bester Qotsa-Manier, gebrochene Drums, schweres Riff, bevor Sanders mit seiner massigen, kratzigen Stimme und fetter Unterstützung von van Leeuwen und Zarin einsetzt. Hier groovt die Bande ordentlich. Die Melodie läuft gegen den Rhythmus von Hajjars Drums, alles bricht und fügt sich wieder. Es ist einiges los in den vier Minuten. Power-Sounds, Breaks - unruhig, aber nicht hektisch und nie zu viel.
"Resurge" will viel, Alternative-Anleihen klingen durch. Das satte Riff wird durch die Melodie des anderen Sechssaiters entschärft. Manchmal fühlt es sich an, als würde das ganze Stück ausbrechen wollen, At The Drive In klingt durch, durchsetzt mit bedrohlicher Schwere. "Ornament" klingt ähnlich, aber deutlich druckvoller und holt einen dort ab, wo Resurge die Puste ausgegangen ist. Und mit "Pawns" gibt's noch eine dicke Ladung Heavy-Rock obendrauf. Zwischendrin schrammeln Van Leuwwen und Zarin dann ordentlich rum und lassen ihre Amps ordentlich Feedack ausspucken.
Ein bisschen Konzept hat sich auf dem Album mit "Slow Awakening" und "Fast Awakening" auch eingeschlichen. Ersteres fängt mit einem erdigen Riff an. Geht gut rein. Dann aber driftet der Song ab, in die weiten der Gone-Is-Gone-Progressive-Sphären. Die Snare kracht mit Reverb. "Fast Awakening" hingegen wirkt im Gegensatz zum Rest der Platte richtig knackig, fast zu schnell im Vergleich zum Rest, aber auch wieder auf überraschende Weise nicht deplatziert - facettenreich könnte man auch sagen.
Dann kurz vor Ende ein letzter Aha-Moment bei "Resolve". Akustische Töne erklingen aus den Boxen. Ganz wohldosiert schwebt Sanders Gesang über dem Stück. Für einen kurzen Moment wird die schwere vom Debut-Album durchbrochen. "Echolocation" bringt als letztes Stück noch mal alles zusammen, was in den Elf Songs davor passiert ist, und das ist viel: Elektronisches, Sphärisches, satte Riffs, treibendes Schlagzeug und viel Power. Die zwölf Songs sind definitiv eine Weiterentwicklung zur EP, vielschichtig aber manchmal ohne den gern gesuchten roten Faden.
5 Kommentare
Gift als erstes Anspielen war schonmal ganz nett, LAbum wird noch komplett Probe gehört.
Der Gesang nervt leider.
Ist die Mische so beschissen wie aufm Debüt oder geht's diesmal?
Klingt etwa wie Mogwai mit Anleihen aus den Stammbands.
Teilweise ganz stimmige, sphärische Sachen (Dublin, Roads), teilweise druckvoll (Ornament, Gift), manchmal episch, oft aber nicht herausragend. So stimmige Sachen wie Starlight, wo alles auf den Punkt kommt, fehlen.
Der Sound ist gut, vor allem der Bass gefällt mir stellenweise hervorragend (z. B. Ornament).
Schlagzeug-technisch ist nach einmal Druchhören garnichts hängen geblieben.
Troys Stimme überzeugt nicht durchgehend, da zu wenig Tiefe und Abwechslung. Funktioniert eben am besten im 3-stimmigen Kontext von Mastodon.
3,5/5 sind es wert. Luft nach oben.
Musik für den Lautuser