laut.de-Kritik
Am Ende mehr Marktschreier als Magier.
Review von Ulf KubankeSind wir mal ehrlich: Trotz des sympathischen Wesens der drei Rocker und ihrer stets ein wenig demonstrativ zur Schau gestellten Political Correctness gehören Green Day nicht unbedingt zur hellen Seite der musikalischen Macht. Seit "Dookie" aus dem Jahr 1994 werfen sie den guten alten Kumpel Punkrock einer kindischen Teeniepop-Szene zum Fraß vor. Sie sind die verwässernde Mutter aller leprösen American Pie-Poppunk-Combos dieses Planeten.
Da liegt auch die Hauptschwäche des vorliegenden Live-Albums: Alles Pose! Armstrong genießt es ersichtlich, den breitbeinigen Stadionrocker raushängen zu lassen. Man würde sich mit dem Kalifornier jedoch viel mehr freuen, wenn er nicht flächendeckend unsere Ohren und Augen mit ebenso nervtötender wie penetranter Publikumsanimation malträtierte. Von Glasgow bis nach Japan immer wieder "Juuuump! Come on!" Am Ende mehr Marktschreier als Magier. Schade drum.
Kajalschwangeres Pathos und große Geste funktionieren im Genre, sofern die Lieder halten, was die Show verspricht. An diesem Punkt wird es hernach richtig eng für Green Day. Zwar gibt es die wenigen songwriterischen Sternstunden à la "Wake Me Up", "Know Your Enemy" oder " When I Come Around". Bei so gut wie allen anderen Tracks zeigt sich hingegen die Überforderung der mittlerweile Enddreißiger. Harmloser Schrammelpunk-Light langweilt mit Patina und krankt an den primitiven und letztlich langweiligen Melodien und Harmonien.
Spieltechnisch haben sie sich ohnehin nie so recht entwickelt. Im Stadionkontext führt der bandeigene - anscheinend aussichtslose - Wunsch nach Massenkompatibilität und Credibility gleichermaßen leider nur zu halbgarem Schweinerock zwischen allen Stühlen. Wer sich von Liedern wie "JAR" oder "Geek Stink Breath" gut unterhalten fühlt, dem darf man zu seiner kulturellen Duldsamkeit gratulieren.
Alle anderen stehen vor einem erstaunlichen Dokument totaler künstlerischen Stagnation. Moderner Punkrock geht anders, wie Rise Against oder Rival Schools derzeit auch textlich zeigen. Beim Thema Stadionrock brauchen GD dagegen Nachhilfe bei Onkel Bruce. Bis dahin gilt live die Devise: Wenig 'Awesome', viel 'F**ck'.
19 Kommentare
Guter Review, trifft genau den Punkt. Beim Blick auf die Tracklist habe ich auch den letzten Funken Hoffnung verloren, dass GD in diesen Tagen auch nur versuchen verzutäuschen, dass sie ihren Releases auch nur einen Hauch von künstlerischem Anspruch mit in die Wiege legen. Armselig. Offensichtlicher kann man den Kommerzgedanken einer eh schon arg überflüssigen Live-CD aus dem Hause GD nicht zur Schau stellen. Also los, liebe kreischenden Teens von Japan bis nach Deutschland: kaufen, kaufen, kaufen!
es liegt nichtmal an GD sondern am Punkrock wieso ich da immer nen Bogen drum mach. Das tönt einfach immer so, als sollten diese Bands noch ein wenig üben ^^
Kann mich nur anschließen. Green Day produzieren dieser Tage leider nur noch heiße Luft. Was die Songs und was die Präsentation dieser angeht. Das Cover mit dem pinken Häschen und den Rockerposen sowie der Möchtegern-Punktitel sind schön auf die Klientel der 15-jährigen zugeschnitten.
Diese Rockopern-Gehabe mit gesellschaftskritischen Texten ermüdet mich auf Dauer. Und ohne Bush als Feindbild wie noch zu AI, wirkt vieles einfach nur aufgesetzt. Musikalisch gesehen nichts Besonderes, aber perfekt aufs Formatradio getrimmt. Gitarren und Melodien, die keinem weh tun. Covern sie immer noch "We Are The Champions" auf ihren Konzerten? Passt ja zu ihrem theatralischen Gehabe....
"American Pie-Poppunk-Combos" schön gesagt.
Leute, wie könnt ihr alle PopPunk schreiben ohne auf die Tastatur zu kotzen ( moment , muss mal grad sauber machen ) Pop ist soweit weg vom punk wie deutsch von chinesisch. die machen einfach nur noch drei-riff´s-rockpop. ich habe echt versucht mich mit deren Musik anzufreunden (Schwester und exFreundin beschallung)aber es geht einfach nicht. Ein dreiköpfiger haufen Scheiße(Den konnte ich mir als Slipknotfan nicht verkneifen.......)Für mich gehören die in den selben Mülleimer wie Good Charlotte , sum41 und linkin park.
Ja, damals, Dookie, das war schon was. Hoffe nach wie vor, dass sie sich wieder auf die alten Zeiten zurück besinnen, mal die ganze Schminke weg lassen und sich wieder weniger auffallend kleiden. Und die ganzen kleinen Jungs und Mädels zum Teufel schicken.
Fand 'American Idiot' schon noch ziemlich gut, weils mich zum einen sehr gefreut hat, nach mehreren stillen Jahren wieder was von GD zu hören und andererseits die Zeit ja sehr politisch war und das Album daher einfach mal derb eingeschlagen ist. Da war die Message auch noch glaubwürdig. Mit dem letzten Album wirkte das dann aber doch alles ziemlich aufgesetzt, übertrieben und vor allem musikalisch nicht mehr so pralle.
Also, back to the Roots, den ganzen Begleitkrempel über Bord werfen und wieder mehr straighten FunPunk machen!