laut.de-Kritik
Mötley Crüe-Revival aus Skandinavien.
Review von Kai ButterweckNach den tränenreichen Abschieden von den Hellacopters und Gluecifer sowie der eher dürftigen Backyard Babies-Ausbeute der vergangenen fünf Jahre ist es um die einstmals gefeierte skandinavische Schweinerock-Szene merklich still geworden.
Die vier verschwitzten Rebellen von Hardcore Superstar gehören inzwischen zu den letzten verbliebene Speerspitzen eines Subgenres, das um die Jahrtausendwende für reichlich Zündstoff sorgte. In der Rolle der verbliebenen Revierkönige scheinen sich die Mannen um Frontsau Jocke Berg sichtlich wohl zu fühlen, denn auf ihrem neuen Album "C'Mon Take On Me" vereinen die Schweden wieder mal all das, was der Branche vor knapp fünfzehn Jahren weltweite Lobgesänge einbrachte.
Dreckige Riffs, eingängige Hooks, massenhaft Singalongs und eine Prise Herzschmerz: Wer auf breitbeinigen Mötley Crüe-Revival-Sound steht, der kommt bei diesem Album meist voll auf seine Kosten.
Bereits mit dem Einstiegs-Dreierpack, "C'Mon Take On Me", "One More Minute" und "Above The Law", wecken die Nordlichter mit krachender Sleaze-Attitüde Erinnerungen an Zeiten, in denen ihre Helden von einst noch Stadien auf dem ganzen Erdball zum Kochen brachten. Mit ordentlich Hall aufgepeppt brettern Breitwand-Gitarren nach vorne, während Jocke Berg in den Refrains den Massen-Dompteur mimt.
Doch die Hardrock-Horde aus Göteborg kann auch mit löchrigen Zähnen fletschen, und so kommt das folgende "Are You Gonna Cry Now" mit schleppenden Düster-Vibes um die Ecke, bei denen sich die feierwütige Gefolgschaft wohl eher achselzuckend zum Bierholen umdrehen wird.
Pünktlich zur Mitte der Veranstaltung holen Hardcore Superstar mit dem schmachtenden "Stranger Of Mine" die Rosen aus dem Backstage-Bereich, ehe man sich mit dem mystischen Doppel-Galoppierer "Won't Take The Blame" wieder an den Stromkreis anschließt.
Das letzte Drittel des Albums hat leider - einmal abgesehen von überraschenden Cowbell-Einsätzen und detailliert arrangierten Bridges - nur noch wenig Feuer zu bieten. Solide, aber bisweilen doch recht plump versuchen sich Standard-Filler wie "Because Of You" und "Too Much Business" an die Fersen der eröffnenden Knaller des Albums zu heften - allerdings ohne Erfolg. Auch die abschließende Ballade "Long Time No See" bittet vergeblich um Einlass in den Gehörgang.
Letztlich bleiben ein fulminanter Beginn, ein durchweg brauchbarer Mittelteil und ein eher durchschnittliches Finale – klingt ein bisschen wie der Werdegang des gesamten Skandinavien-Rock-Genres.
1 Kommentar
Für meinen Geschmack das schwächste Album seit der Reunion. Ich wär wahrscheinlich noch nen Punkt drunter geblieben, denn im Vergleich zum Vorgänger ist das echt zahn- und belanglos, wie ich finde.