laut.de-Kritik

Im brüllenden Bikergalopp zur Ballade.

Review von

"Eye for an eye and blood for blood", die Worte nimmt man Chad Gray ohne zu zögern ab, sobald er Gift und Galle spuckend in den Refrain von "Sangre Por Sangre (Blood For Blood)" einsteigt. Vinnie Paul drischt die Felle ein zweites Mal tot. Tom Maxwell und Kyle Sanders schieben mächtige Riffbataillone durch die Lautsprecher: alles beim Alten im Hause Hellyeah!

Sucht man nach Groove, ist man hier definitiv richtig. Steht man auf Härte und schnörkellose, ehrliche Songs, um so besser. Sogar Abwechslung bieten die vier Amis. Zwischen knallharten Hookmonstern wie "Demons In The Dirt" und brüllendem Bikergalopp ("Gift") findet sich die gelungene Halbballade "Moth", die mit leicht an HIM und Stone Sour erinnernden Vocallines überrascht.

Auch das auf der Rausschmeißerposition platzierte "Black December" überzeugt mit langsamerem Tempo und getragenen, ruhigen Melodien. Feuerzeuge raus, Stimmbänder ölen, mitsingen!

Sowohl dieses, wie auch die brutaleren und schnellen Stücke prägt entscheidend Vinnie Pauls Schlagzeugspiel. Hart wie eh und je demonstriert der Texaner einmal mehr seine Ausnahmestellung. Dafür braucht er keine ausufernden Soloeinlagen, komplizierten Fills oder sonstigen Schnickschnack. Er zockt einfach unglaublich präzise seine Tracks runter, weiß ganz genau, wann er wie welche Gitarrenspur betonen muss, um die Riffs voranzutreiben, und bildet ein gnadenlos tightes Fundament. Seine Doublebassarbeit ist ohnehin legendär.

Die nutzt er unter anderem eindrucksvoll in "Say When". Die Drums tragen den Song über weite Strecken sogar alleine. Wegen der vielen Tempowechsel gerät der Track leider etwas holprig und orientierungslos.

Hellyeah geben sich auf ihrem vierten Studiomanifest keine Blöße, servieren Livehits am Fließband (der Titeltrack und "DMF" gehen jetzt schon als Evergreens durch), und das Wort 'Füllmaterial' kennt ein Vinnie Paul sowieso nicht. Sänger Chad Gray klingt stimmlich sehr viel voluminöser und kräftiger als noch auf "Band Of Brothers" und erinnert stellenweise sogar an Corey Taylor im Mittelaggressionsmodus.

Trotzdem bleibt das Gefühl, alles irgendwo schon einmal gehört zu haben. Die guten Balladen lockern das Ganze zwar ein wenig auf, bieten aber insgesamt zu wenig Überraschung, sind zu gewöhnlich, um "Blood For Blood" zu einem Must-Have upzugraden. Gelungen und rund ist das Album ohne Frage, Spaß macht es ebenfalls ohne Ende. Nur das gewisse Etwas fehlt, wie so oft, auch hier.

Trackliste

  1. 1. Sangre Por Sangre (Blood For Blood)
  2. 2. Demons In The Dirt
  3. 3. Soul Killer
  4. 4. Moth
  5. 5. Cross To Bier (Cradle Of Bones)
  6. 6. DMF
  7. 7. Gift
  8. 8. Hush
  9. 9. Say When
  10. 10. Black December

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2 Kommentare

  • Vor 10 Jahren

    Mal reinhören. Die letzten zwei Sätze der Kritik fassen für mich den Vorgänger Band Of Brothers ganz gut zusammen, eigentlich alles gut aber ohne Sahnehäubchen. Wobei ich zugeben muss, dass die doch eher simple Musik von Hellyeah für mich von der Produktion lebt. Ein Riff, das man sonst vielleicht mit nem Schulzerzucken abtun könnte, klang auf Stampede noch einfach dermaßen FETT, dass man es lieben musste. Dieser Punch war auf Band Of Brothers überhaupt nicht zu finden, nicht mal im Auto klingt die Platte gut. Zwischen den beiden Alben liegt ein Unterschied als würde bei einem Festival die PA ausfallen: Band Of Brothers ist nur noch Monitor. Von daher hoffe ich auf guten Klang, vielleicht ist es dann kaufenswert.

  • Vor 9 Jahren

    Was soll denn noch kommen? Ich erwarte keine besonderen Überraschungen mehr in diesem Genre. Das Album ist sehr gut, im Vergleich zu den anderen. Mir gefällt es, dass nichts "neues" ausprobiert wurde, wie z.B. Korn mit Dubstep Einlagen. :) Nur das Lied "Say When" passt leider überhaupt nicht ins Konzept des Albums. Aber trotzdem, man kann mit dem Kauf absolut nichts verkehrt machen.