laut.de-Kritik
Die ideale Playlist für eine College-Party.
Review von Kerstin KratochwillBrachial, keineswegs "natürlich" bricht der Sound-Hybrid von Imagine Dragons mit dem Song "Natural" auf dem vierten Album der erfolgsverwöhnten Band aus Las Vegas über den Hörer herein. Nach solch gewaltigem Beginn ist man dankbar, dass das Kraftmeiernde im zweiten Lied "Boomerang" einer verspielten Melodie weicht. Von nun an sitzt man jedoch in der Falle der durchkonzipierten Playlist von "Origins" und hangelt sich von einem anderen Genre zum nächsten.
"Origins", das als eine Art Konzept- und Partneralbum zum Vorgänger "Evolve" gedacht ist, wartet mit der üblichen, durchaus mainstreamigen musikalischen Mischung von Imagine Dragons auf, bei der man sich permanent auf einer biergetränkten US-College-Feier wähnt: Irgendwo fährt einer mit dem Skateboard vorbei, im Hintergrund übergibt sich jemand, und getanzt wird ausschließlich mit den Händen nach oben.
Wie im Radioprogramm, ist "für jeden etwas dabei". "Machine" spielt mit monotonen Hip Hop-Beats. In "Cool Out" wird es erwartungsgemäß chillig. "Digital" kokettiert mit Prodigy-artigem Breakbeat. In "Only" erklingen cheesy Eigthies-Klänge. "West Coast" wartet wiederum mit zarten Country-Klängen auf.
Jedes Lied schwimmt jedoch in einer Alternative-Rock-Suppe, die erstaunlicherweise zugleich überwürzt und fad schmeckt: "Origins" ist weniger ein Album als eine Aneinanderreihung potenzieller Festival-Hits, die entweder zum Dauerhüpfen oder Dauerfeuerzeugschwenken einladen. Das ist alles ziemlich clever sowie clean gemacht, und wie jedes Produkt, das derart auf eine Zielgruppe zugeschnitten ist, macht dieser der Konsum auch sicherlich Spaß.
Nichts mehr oder weniger will "Origins". Das Album bietet die ideale Playlist für eine ausgelassene, angeheiterte Party. Die Neben- und Nachwirkungen eines dröhnenden Schädels und schalem Geschmack im Mund kennt jedoch eigentlich jeder (... und mir ist jetzt auch ein bisschen übel).
2 Kommentare mit 11 Antworten
Band für Leute, die Musik im tiefsten Innern hassen und nur konsumieren, weil das jeder so macht.
müsste ja dann bei rap-community wie bombe einschlagen
Sehr gewagte These
Ist halt kommerzieller Pop-Rock mit eingängigen Melodien für die Allgemeinheit. So zwischendurch gefallen mir einige Songs ohne dass ich Musik hasse,.. ganz im Gegenteil.
Kenne die "Imagine Dragons" nur als running gag - siehe CafPow vor ein paar Tagen, die Dragons haben aus irgendeinem Grund eine recht euphorische Anhängerschaft. Die Musik habe ich schon längst wieder vergessen, der Kommentar war daher weder ernst noch fundiert.
...und trotzdem wahr. :-O
ja ich kenn die echt nich, aber ich hör halt auch kein Radio.
Hab mir aber mal nen Song auf Youtube gegönnt weil, man soll ja mal hören.
weiss aber schon nicht mehr wie der Song hiess. Zumindest hat der Sänger ne anständige Stimme soweit ich das beurteilen konnte, aber scharf auf mehr hats mich nu auch nicht gemacht.
kann mit denen mal so gar nix anfangen, aber ich bin halt auch noch generation keks wiXXXen
Radioactive ist und bleibt für mich einer der besten Songs der letzten Jahre, hatten danach auch immer noch vereinzelt ein paar ganz ordentliche Songs, aber auf Albumlänge konnten sie mich noch nie überzeugen.
@maximus , Alles klar, Dir ein schönes WE
Danke, Dir auch!
@CafPow Dasselbe ist Mal einer österreichischen Radiomoderatorin passiert, die sinngemäßg meinte, die Amateurband im Nebenzimmer solle mit dem Krach aufhören. Daraufhin gab es dann einen "Skandal", da es sich um die Imagine Dragons handelte und sie die als Musikjournalistin nicht kannte.
Sancho feiert diese Scheiße.
sehr schön @mundi xD
na ich muss auch sagen, dass ich -wenns um aktuelle Chartsmusik geht- noch nie sonderlich sattelfest war. Bis heute kenne ich zum Beispiel bewusst nur 1 Lied von Justin Bieber ... einfach weil ich eh nie Radio hör.
Von daher darf man von mir da auch keine Kenntnis erwarten, ich bin halt in "meiner Sparte" zuhaus und da guck ich auch.
Zum Glück darf ja jeder hören was er mag.
Als Musikkritikerin sollte man natürlich vielleicht informierter sein, sofern man in der Chartmusik herum kritikelt.
Einzelne (Hit-)Songs von Imagine Dragons fand ich häufig durchaus gut geschrieben, arrangiert und produziert – das Album ist aber stinklangweilige Einheitssoße. [https://tagpacker.com/user/peterhbg?t=Imag…