laut.de-Biographie
Karate Andi
Im hiesigen Rapgeschäft aus der breiten Masse herauszustechen, gleicht einem schier hoffnungslosen Unterfangen. Ein witziger Künstlername kann da durchaus den Grundstein legen. Das weiß auch Karate Andi.
Der wurde laut seinem Management übrigens in Brooklyn geboren und in einem Wolfsrudel aufgezogen. Das kann man zwar als hirnverbrannten Nonsens abtun, spiegelt aber den Humor des Bosses vom Hinterhof bestens wider.
Sein Markenzeichen: ironisch-verballerter Battlerap, der sich explizit gegen deine Mutter richtet und ausschließlich mit der nötigen Dosis Billigbier intus vorgetragen wird. Karate Andi würde man landläufig wahrscheinlich als Kneipenlegende bezeichnen.
Noch weit von jedwedem Status entfernt, beginnt die Laufbahn des Knaben im beschaulichen Göttingen. Dort fängt er im losen Verbund mit Freunden an, unter dürftigen Bedingungen erste Raps aufzunehmen. Sie nennen sich Human Traffic, vertreiben mit der Musik ihre Langeweile und rauchen dazu jede Menge Gras. Die mehr oder minder ambitionierten Songs veröffentlichen sie jedoch nie.
Richtig ernst wird es für Karate Andi erst nach seinem Umzug nach Berlin. Der Legende nach soll sich dort folgendes zugetragen haben: Sternhagelvoll besucht Andi das Battlerap-Format "Rap am Mittwoch". Eigentlich will er nur zusehen, aber seine Kumpels schubsen ihn auf die Bühne - und er freestylt seinen Gegner mal eben in Grund und Boden.
Es folgen weitere Auftritte, von denen sich neben zahlreichen Besuchern auch ein gewisser 7Inch beeindruckt zeigt. Der Produzent, der schon für Kool Savas, Prinz Pi und auch Lil Wayne Beats schraubte, versteht sich auf Anhieb mit dem Boss vom Hinterhof. Die Idee, ein gemeinsames Album aufzunehmen, entsteht bereits nach einigen Studiosessions.
Dieses soll wenig später den famosen Titel "Pilsator Platin" tragen und auf irrwitzige Art und Weise das Bild eines jungen Mannes zeichnen, der ausnahmsweise nicht seine fehlende Orientierung beklagt, sondern seiner Generation mit reichlich Sarkasmus und noch mehr Unverständnis gegenübersteht.
Eine Punchline nach der anderen schießt Karate Andi locker aus der Hüfte, sämtliche Gepflogenheiten interessieren den "abfuckten Asi-Junk" nicht die Bohne. Im Deutschrap-Kosmos lässt er sich wahrscheinlich irgendwo zwischen dem derben Humor von K.I.Z. und dem Selbstverständnis vom Retrogott verorten.
2014 erfolgt ein großer Sprung auf der Karriereleiter: Spekulationen, er ziehe demnächst ins Trailerpark-Camp ein, zeigt Andi gekonnt den Mittelfinger. Der realtighte Breakdance-MC unterschreibt beim Düsseldorfer Erfolgslabel Selfmade Records, wo 2016 sein zweiter Longplayer "Turbo" erscheint. Der Aufstieg des Karate Andi scheint so unaufhaltsam wie deine fette Mutter, wenn sie wütend ist. Oder so ähnlich.
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