laut.de-Biographie
Kate Tempest
"Wow!" (Chuck D). Das Ein-Wort-Zitat auf der offiziellen Homepage zeugt von der Reichweite von Kaes Spoken Word-Kunst: Wer den Miterfinder von sozialkritischem Hip Hop sprachlos macht, sticht definitiv aus der Kulturmasse des 21. Jahrhunderts hervor. In der Tat steht Kae Ether Tempest (geboren 1986) für vieles, aber sicher nicht für die gewöhnliche Popstar-Geschichte.
Hineingeboren in ein wenig betuchtes Elternhaus in einem wenig angesehenen Südlondoner Stadtteil, ermutigt der Englischlehrer Kae, sich der Poesie zu widmen. Er bringt Kae in Kontakt mit inspirierenden Büchern und liest aus Gedichtbänden vor. Mit 16 arbeitet Tempest in einem Plattenladen und legt den Grundstein der Karriere im Battlerap und auf Poetry Slams.
"Ich hing herum und rappte beispielsweise gegen die Polizei an", beschreibt Kae die holprigen Anfänge. Die Entdeckung von Wu-Tang Clan, Roots Manuva und diversen örtliche Grime-Acts befeuert die Leidenschaft für Sprache und Rhythmus noch weiter. Bald geht Kae an die Brit School for Performing Arts, feiert das Live-Debüt in einem kleinen Hip Hop-Store und studiert schließlich Englische Literatur am Goldsmiths College.
Um dann mit Mitte zwanzig bereits auf eine beeindruckende Laufbahn zurückblicken zu können. Um 2004 herum adelt Kae zunächst GZA höchstpersönlich, als er (damals noch) sie backstage als Poetin bezeichnet: "If I could do it to him – who is my god – then I can do it to anyone", ist Kaes Resümee.
Es folgen Gedichtbände. Darin verflechten sich rohe Gesellschaftskritik und ehrliche Alltagsbeobachtungen, fusionieren auf intime Weise Hip Hop-Agitation und traditionelles Poesie-Handwerk. Die größte Gabe bleibt allerdings Tempests unwahrscheinliches Talent auf der Bühne. Es dauert nicht lange, da berichtet die New York Times überschwänglich von den Darbietungen.
Kaes Texte über Armut und Konsumismus bestechen mit gebrochener Schönheit, die sich mit leichter Hand gleichermaßen im Hier und Jetzt wie in antiker Mythologie bedient. Zu den Einflüssen zählt Tempest Virginia Woolf, Samuel Beckett, James Joyce und den Wu-Tang Clan.
Der Guardian vergleicht die Tempest mit dem frühen Mike Skinner und Beat-Poet Allen Ginsberg. Hochkulturelle Anerkennung wird Kae indes 2013 mit dem Ted Hughes-Innovationspreis für das Stück "Brand New Ancients" zuteil, den zuvor noch kein Künstler unter 40 Jahren erhalten hatte. Bei "Brand New Ancients" handelt es sich um eine einstündige "Spoken Story" mit orchestraler Begleitung, in der Tempest sich dem Gedanken einer Welt widmet, in der jeder Mensch göttlich ist.
"Ich habe einfach angefangen, laut zu lachen, als mein Name fiel", kommentiert Tempest die Preisverleihung völlig unprätentiös. Seit der Kindheit hätten Bücher wie auch Musik auf spezielle Weise zu Kae gesprochen. Die ewige Conditio Humana macht Tempest auch in Novellen und Theaterstücken zum Nukleus der Arbeit.
Schließlich liegt die Wurzel des Theaters im mündlichen Vortrag. Diese vergessene Tradition belebt Tempest auf unwahrscheinliche Weise wieder – durchaus im Sinne des Conscious Rap und über das Hip Hop-Label Big Dada (Roots Manuva, Speech Debelle). Selbstredend, dass dort im Mai 2014 das zweite Album "Everybody Down" erscheint.
Nicht nur damit positioniert sich Tempest abseits eines eindeutigen Kanons. Kooperationen mit Institutionen wie der BBC, der Yale-Universität und der Royal Shakespeare Company bestätigen, dass Kae sich damit nicht nur auf dem richtigen Weg befindet, sondern gleich neue Pfade im Kunst- und Mediendschungel einschlägt.
Im selben Jahr erscheint mit "Let Them Eat Chaos" ein Meilenstein, ein Klassiker des Spoken Word. Es ist eines dieser Alben, von denen man schwärmt, aber bestenfalls zwei Titel namentlich nennen kann, da das Ding immer in einem Rutsch durchläuft. Ein lyrisch wie musikalisch geschlossenes Werk, das trotz aller Komplexität mit einer recht simplen Botschaft daherkommt: "Wake up / And love more."
Im Juni 2019 legt Tempest - zu der Zeit noch mit dem Vornamen Kate - nach. "The Book Of Traps And Lessons", unter Mithilfe von Produzent Rick Rubin entstanden, gerät musikalisch weit reduzierter als sein Vorgänger. Das zentrale Gefühl, das Tempest auch hier wieder virtuos in Worte fasst, heißt nicht mehr Wut, sondern Ermüdung. Das Leben in einer Welt am Abgrund kann eben ganz schön schlauchen.
Im Sommer 2020 ändert Tempest den Vornamen von Kate zu Kae und erläutert diesen Schritt auf Facebook: "Hello old fans, new fans and passers by - I'm changing my name! And I'm changing my pronouns. From Kate to Kae. From she/her to they/them." Das siebte Album "The Line Is A Curve" ist im April 2022 das erste, das unter dem Namen Kae Tempest erscheint.
Kae Tempest ist eine Ausnahmeerscheinung. Kaes großes Storytelling-Talent und die pointierten Lyrics über die gesellschaftlichen Missstände kommen nicht nur auf musikalischer Ebene zum Ausdruck, sondern anderweitig am Theater und in "Buchform.
29 Kommentare mit 22 Antworten, davon 27 auf Unterseiten
Und ich dachte sie hieße Kae Tempest
"In der Tat steht Kae Ether Tempest (geboren 1986) für vieles, aber sicher nicht für die gewöhnliche Popstar-Geschichte."
Tante Kaeethe also?
"Im Sommer 2020 ändert Tempest ihren Vornamen von Kate zu Kae."
Klugscheißen und dann das falsche Pronomen nutzen.
Falsches Pronomen?
Achso, das meinst du. Hab den Artikel nun erst gelesen. Fazit: Titel nach wie vor falsch. "Ihr siebtest Album "The Line Is A Curve" ist im April 2022 das erste, das sie als Kae Tempest veröffentlicht." Falsches Pronomen benutzt.
Ja, da sollte man nochmal dran arbeiten. Liegt halt daran, dass der Artikel alt ist. Aber du warst hier immer noch die Person, die hier am klugscheißen war und selbst einen Fehler gemacht hat. Das sieht halt immer etwas blöd aus. Ätschbätsch. Der Name der Bio selbst lässt sich aber leider nicht ändern, was in einem solchen Fall natürlich ein Problem darstellt.
Der Name der Bio selbst lässt sich aber leider nicht ändern, was in einem solchen Fall natürlich ein Problem darstellt.
IT-Mastermind CAPSI fährt schon mal den Güllelaster vor
Wau wau
Tja Sven, leider habe ich das Pronomen aus der Review übernommen, welche ich vorhin las und wo mir auch die Diskrepanz zwischen Biographietitel und Künstlername der Review auffiel. Über euer Bastel-CMS hüllen wir lieber mal den Mantel des Schweigens.
Wirklich schöner Artikel, aber warum werden für Kae immer noch weibliche Pronomen benutzt, obwohl sogar aufgegriffen wird, dass Kae jetzt andere Pronomen benutzt. Was ich übrigens gut finde. Aber bitte geht doch dann den letzten kleinen Schritt und setzt das auch so im Artikel. Wir müssen wirklich lernen damit bewusster umzugehen. Ich hoffe sehr ihr nehmt meinen Kommentar als Anreiz, es beim nächsten Mal einfach besser zu machen . Einfach nur um auszuschließen, versehentlich andere Menschen zu verletzten. Liebe Grüße.
Hast ja recht. Das war bisher wohl noch niemand aufgefallen. Gruß zurück.
Noch niemandem aufgefallen... hmm...
https://www.laut.de/Kate-Tempest/Kommentar…
Und wenn ihr schon dabei seid, in der Review wird er auch misgendert:
https://www.laut.de/Kae-Tempest/Alben/The-…
Hatte ich ebenfalls vor neun Monaten drauf hingewiesen. Und da kann auch niemand sagen, dass das dem Alter des Artikels geschuldet wäre, da er das Album schon als Kae veröffentlichte.
Tatsächlich schaffe es offenbar selbst ich nicht, JEDEN deiner Kommentare zu lesen ;-
Mensch sollte meinen, dass es hätte genügen können, dass der Kabelitz es gelesen hat
"Ich hoffe sehr ihr nehmt meinen Kommentar als Anreiz, es beim nächsten Mal einfach besser zu machen . Einfach nur um auszuschließen, versehentlich andere Menschen zu verletzten."
Recht so, Alice. Im Interesse der gegenseitigen Rücksichtnahme: Setze zukünftig bitte kein Leerzeichen mehr vor und nach Punkte.
Hat Alice ja direkt im nächsten Satz gemacht, was zusammen mit der sonst fehlerfreien Grammatik und Ortographie auf ein Versehen im vorherigen Satz schließen lässt
Außerdem: Du setzt einen grammatikalischen Fehler mit der Verwendung falscher Pronomen für trans-Menschen gleich?
"Außerdem: Du setzt einen grammatikalischen Fehler mit der Verwendung falscher Pronomen für trans-Menschen gleich? "
Fuck no.
Leerzeichen zuviel ist ja auch kein grammatischer Fehler, sondern ein orthographischer. Aber hast schon recht, war wohl ein Versehen, da hab ich meiner Empörung die Augen nicht hinreichend aufgesperrt.
*in meiner Empörung, hihi
"Leerzeichen zuviel ist ja auch kein grammatischer Fehler, sondern ein orthographischer.'
Äh... Zeichensetzung gehört zur Grammatik?