laut.de-Kritik
Hier muss man von Metallica-Verhältnissen sprechen.
Review von Michael EdeleBei Mourning Caress muss man von Metallica-Verhältnissen sprechen. Weniger was die finanzielle Lage und die Gruppentherapie angeht (täte euch aber vielleicht auch mal gut Jungs ;)), sondern eher in Sachen Veröffentlichungszeitraum.
Immerhin liegt "Imbalance" schon schlappe sechs Jahre zurück. Und es ist dabei ja nicht so, als wären die Münsteraner vier Jahre oder mehr auf Welttournee gewesen.
Ganz im Gegenteil haben sich die Jungs auch an der Livefront relativ rar gemacht und nicht wenige werden die Band schon abgeschrieben haben. Doch mit Restrain Records haben sie endlich eine neue Heimat gefunden, mit Florian Albers einen neuen Gitarristen und mit "Inner Exile" einen Titel für ihre neue Scheibe. Doch in den vergangenen sechs Jahren hat sich nicht nur die Besetzung an einer Position verändert, sondern auch in Sachen Sound hat sich viel getan.
Zwar sind immer noch deutliche Einflüsse des melodischen Death Metals Marke Göteborg zu finden, doch geht man inzwischen deutlich breitgefächerter zu Werke.
Um den alten Fans nicht gleich zuviel zuzumuten, haben sie mit dem Opener "... Of Fortune And Failure" direkt mal ein ziemliches Brett am Start, das die Schiene des Debüts weitgehend weiterführt. Allerdings fällt auf, dass Gerrit seinen Gesang umgestellt hat und dadurch nicht mehr ganz so brutal wie früher klingt - was ich persönlich bedaure.
Dafür schleicht sich aber des Öfteren eine stimmliche Nähe zu Tankards Gerre ein, die dann doch überrascht. Auch "Corroded By Fear" lässt den Schwedentod noch hören, ist aber deutlich straighter und mit einem Chorus ausgestattet, der sich live gut mitshouten lässt.
Während "As Long As We Are One" schon andeutet, in welche Richtung es geht, zeigt "Nothing Is Lost" das Quintett erstmals von einer anderen Seite. Nach einem Einstieg mit Akustikgitarren geht es melodisch im Midtempo weiter. Das simple Drumming ist zwar ein wenig unspannend ausgefallen, die Melodielinie der Gitarre ist aber griffig und bleibt im Ohr.
Gerade in Sachen Melodien haben sich die beiden Gitarristen große Mühe gegeben, denn auch das mit einem coolen Drive ausgestattete "The Pessimist" und das an Sentenced erinnernde "Close To Collapse" weisen ein paar sehr schöne auf.
Die Jungs haben die Auszeit genutzt, um ein paar sehr abwechslungsreiche Songs zu schreiben. Die Einleitung von "Enter Today" zeigt, das sie in der Zeit auch gern mal bei Slayer reingehört haben, wohingegen ein Track wie "Too Deep Inside" vom Drive her fast schon in die Schweinerock-Ecke einsortiert werden muss. Das hat Stil, das gefällt.
In der Uptempo-Nummer "Sorrows" zeigen Benedikt und Florian, dass sie ein paar sehr geile Soli auf Lager haben und dass "Close To Collapse" eine tolle, melancholische Note hat, wurde ja schon erwähnt. Dennoch hätte man aus dem Track mit einem variableren Gesang noch mehr rausholen können.
Mit "Frustrations" zeigen sie sich noch mal von einer recht modernen, melodischen Seite, die was von In Flames hat und Mourning Caress wirklich gut zu Gesicht steht. Den Schlusspunkt setzen sie mit dem ebenfalls sehr melancholischen Titeltrack, bei dem Sänger Gerrit ein paar Experimente hätte wagen können.
Doch auch ohne ist "Inner Exile" sehr variabel und interessant ausgefallen. Und so bleibt nur zu hoffen, dass nicht wieder sechs Jahre vergehen, ehe sich Mourning Caress mit ihrer nächsten Scheibe zurück melden.
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