Seite 8 von 56

Dani Fromm

An jedem Jahresende dasselbe Genöle: Klar, nicht alle, aber viele Kolleg*innen greinen dann traditionell herum, was für ein erbärmliches das zurückliegende Jahr doch wieder gewesen sei. In vieler Hinsicht stimmt das, gerade beim Blick in die Nachrichten schütteln einen Frust und Verzweiflung abwechselnd durch, aber musikalisch? Also ... MIR hat gefallen, was da so alles drin war. Weswegen ich gerne noch einmal im Schweinsgalopp durch-lobhudle:

1. Lary - Stereo Noir

Schauderhaftes Cover, tut mir auch leid für die Bebilderung dieser Seite, aber ein fantastisches Album von einer großartigen Künstlerin. Wer Chanson für ein ur-französisches Ding hält, sollte hier dringend ein Ohr riskieren. (Schade um das schöne Interview dazu. Kein Plan, warum sie das nicht freigeben wollte.)

2. Jpegmafia - I Lay Down My Life For You

Hätte niemals gedacht, dass das passiert, aber: Dieser Nerdshit hat sich tatsächlich als unser Lieblings-Hip Hop-Album des Jahres herauskristallisiert. Kann ich nur feiern.

3. Bibiza - Bis Einer Weint

Auch sehr, sehr gelungen. Eigentlich hatte ich erwartet, dass Bibiza dem Hype von "Wiener Schickeria" ein Album hinterherschiebt, auf dem er sein Falco-Cosplay fortsetzt und ansonsten über die Schattenseiten des neu gewonnenen Erfolgs lamentiert. Falsche Freunde, Neider, Einsamkeit, diesdas, Sie wissen schon. Ein so variantenreiches, experimentierfreudiges, obendrein politisches Ding wie dieses hab' ich, ehrlich, nicht kommen sehen. Trotzdem einen Tick zu lang geworden.

4. Doechii - Aligator Bites Never Heal

Flowt wie Sau, hat obendrein die Hooks und die Attitude sowieso: Die Swamp Princess kann einfach alles. Doechii befindet sich auf bestem Weg, die in meinen Augen amtierende beste Rapperin des Planeten abzulösen.

5. Curse - Unzerstörbarer Sommer

Dass Curse mich noch einmal so erwischen könnte ... wer hätte das gedacht? Na, ich nicht. Dieser zauberhafte Nostalgie-Trip hat meine Gewissheit in Stücke gehauen, dass die Rückkehr irgendwelcher Rap-Mumien zwingend eine peinliche, verkrampfte, hängengebliebende Angelegenheit sein muss. Andererseits haben wir es hier natürlich auch nicht mit irgendeiner Rap-Mumie zu tun. Sondern mit dem verdammten Pharao. Minde(n)stens.

6. Little Simz - Drop7

Ja, hier hätten wir sie, die amtierende Championess: Little Simz reicht ein Haufen Skizzen, um ihre Bandbreite zu demonstrieren. Das hier hätte gern länger ausfallen können.

7. K.I.Z. - Görlitzer Park

Den K.I.Z.-Witz hielt ich eigentlich für auserzählt. Sie selbst offenbar auch, weswegen sie ihn hier im Schrank gelassen haben. Ohne das Sicherheitsnetz der Ironie, die sie gerne per Holzhammer verabreicht haben, gewinnen Nico, Maxim und Tarek K.I.Z. vielleicht nicht ungeahnte, aber doch zumindest unerwartete Tiefe.

8. The Bug - Machine

Oh, yeah, das war ein wirklich willkommener Rücksturz in meine Tourmanager-Tage. Damals, zu "Pressure"-Zeiten, LOUDEST ON STAGE SOUND EVER, JA, DANKE, MR. MARTIN! Gute zwanzig Jahre später garantiert The Bug noch immer noch Brachialkrach, wenn man welchen braucht. Manches ändert sich nie, und das ist auch gut so.

9. Kali Uchis - Orquídeas

Göttin, ich ufere aus. Das muss alles viel schneller gehen, hier. Ein Konzeptalbum über Blumen, weil: Warum nicht? Dabei klingt kein Track wie der andere. Warum auch? Orchideen gibts ja wirklich vielerlei.

10. Kendrick Lamar - GNX

Größter lebender Lyricist. Wenn der was veröffentlicht, kann das gar kein Vollschuss ins Knie werden - es sei denn, das Knie gehört einer kanadischen Heulsuse.

11. Maxim - Nachtigall

Hoffe, er überlegt sich das mit dem Ruhestand noch einmal. Falls nicht, hat Maxim mit "Nachtigall" einen wirklich zauberschönen, wenn auch traurigen Abschiedsgruß hinterlassen.

12. XG - Awe

Hierfür sag' ich artig danke an diesen Yannik™. Ohne den hätte ich das niemals entdeckt,

13. Tyler The Creator - Chromakopia

Bisschen unzugänglicher als Tylers letzte Alben. Aber es ist irgendwie wie mit diesen Knabberstangen für Nager: Futter, das man sich erarbeiten muss, hält länger vor.

14. Noga Erez - The Vandalist

Nee, das find' ich keineswegs nur des Titels wegen gut. Noga Erez hat mich spätestens mit ihrem Auftritt beim Reeperbahn Festival komplett vom Stuhl gerissen. Noch nie eine gesehen, der ihr körperlicher Ausnahmezustand so vollkommen wumpe war. Hätte mich nicht gewundert, wenn diese Frau ihr Baby zwischen zwei Songs auf der Bühne gekriegt, es irgendwem in den Arm gedrückt und gesagt hätte: Hier, halt mal kurz, ich muss eben schnell noch Zugaben spielen. Hammerhart.

15. KA - The Thief Next To Jesus

Der letzte Untergrundrapper, er lebt nicht mehr. Möge er in Frieden ruhen. Schnüff.

16. Apsilon - Haut Wie Pelz

Ihn hier hab' ich lange ignoriert, vielleicht auch, weil er mir ständig penetrant als "der sozialkritische Rapper Apsilon" hinterhergetragen wurde. Stellte sich raus: war dumm. "Haut Wie Pelz" ist wirklich hochgradig gelungen und, ja, tatsächlich gehaltvoll.

17. Dizzee Rascal - Don't Take It Personal

Der Mann hat vor Jahren schon auf den Punkt gebracht, was ihn ausmacht: "A heavy bassline is my kind of silence." Neues Album, alte Gewissheiten: Wir sollten alle viel mehr Grime hören. (Schade um das schöne Interview, die Zweite. Diesmal allerdings ganz allein meine Schuld, weil ich es nicht auf die Kette gekriegt habe, in lesbare Form zu überführen, was Mr. Rascal mir auf dem Weg zwischen zwei Tourstopps von der Rückbank eines Autos in die Handykamera diktiert hat. Shame on me.)

18. OG Lu - TKO

FRANK! FUUURT!!! Ja, schau an. Offenbar lass' ich mich ich nicht nur von Frankfurter Jungs, sondern auch von Mädels vom Main gerne auf die Bretter schicken.

19. Daoko - Slash & Burn

Das wär' mal ein Cover gewesen, mit dem sich diese Seite hier hätte ansprechend bebildern lassen ...

20. Denzel Curry - King Of The Mischievous South 2

Back to the roots mit Ansage? Ach, eigentlich kann der Typ machen, was er will. Kann mich nicht erinnern, dass er mich schon einmal nicht unterhalten hätte. Oder auch nur medioker. Denzel Curry geht immer.

Danke. Weitermachen!

Seite 8 von 56

Weiterlesen

Noch keine Kommentare