laut.de-Kritik

Hört auf das Album, nicht auf die Tweets!

Review von

"The sky says I'm still alive", sagt Noname gegen Ende ihres neuen Albums "Sundial". Die Frau aus Chicago hatte schon immer gedankenspiralige, melancholische Vibes. Aber nicht nur ihre Twitter-Präsenz oder das Cover-Artwork haben angedeutet, dass sie sich in den letzten Jahren ein paar graue Haare hat wachsen lassen. Schon im Vorfeld ihres dritten Tapes war sie auf Krawall gebürstet, verteidigte die Inklusion von Jay Electronica trotz der Antisemitismus-Vorwürfe. Das flog ihr bei seinem sehr fragwürdigen Verse auch prompt komplett um die Ohren. Aber während "Sundial" gerade im Schutt einer Twitter-Schlammschlacht zu versinken droht, will ich dazu anhalten, dem Album noch einmal neutral zu begegnen. Es wäre schade, wenn man sich nur an die Kontroversen darum erinnern würde.

Das Ding ist: Noname in ihrer Musik ist ein sehr anderer Mensch als Noname auf Social Media. Es war ja schon immer so ein bisschen ihre Brand, ein sozialistischer Schlaukopf zu sein, der sich an gruselig komplexe Themen wagt. Themen, für die das Tweet-Zeichenlimit nicht ausreicht. Aber ein Sechzehner? Noname kann damit arbeiten wie kaum jemand sonst.

"When the world blow up, that's it / Spinning into oblivion / Motherfucker, I don't care, I'ma talk my shit", fasst sie auf dem Closer "Oblivion" den Ansatz dieses Albums zusammen. Der bedeutet das Gegenteil von Verdrängung. Mit einer fast archivarischen Klarheit über Theorie und Praxis stellen sich ihre Parts der Schwere der Welt, und Noname will es mit Gusto und mit Direktheit tun. Sie will ihren Shit talken, sich ihre Haltung nicht verbiegen lassen, auch wenn sie sich der Fehlbarkeit ihrer Position sehr bewusst ist.

Das ist vielleicht der größte Unterschied zwischen Noname und Twitter-Noname: Auf diesem Album ist die Frau sich darüber schmerzhaft im Klaren. Oft wird sie inzwischen ja als dieses Paragon der Fraktion Wokeness inszeniert, aber in den Verses sind die Kerben von Einwänden vieler Seiten eingraviert. Ein wiederkehrender Konflikt ist es, die Stärke zum eigenen Willen und zur eigenen Position in einer Echokammer des immerwährenden Einspruches zu behalten, während man zu navigieren versucht und zu entscheiden, welche Kritik gerechtfertigt ist und welche man abperlen lassen kann.

Entsprechend ist Noname in ihrer Musik von Empathie und feiner Beobachtungsgabe zu charakterisieren. Kaum ein anderer Rapper spinnt eine so große Pluralität von Ansichten, Positionen und Kontrapunkten in einen Verse. Oft falsch aufgefasst wird zum Beispiel Nonames Jab an Beyoncé auf "Namesake": Erst wirkt es so, als feinde sie prominente schwarze Musiker*innen für ihre kapitalistischen Ausschweifungen an. Die Perspektive wird allerdings prompt darauf relativiert, wenn sie die Bridge mit den Lines "Go, Noname, go, Coachella stage got sanitized / I said I wouldn't perform for them / And somehow I still fell in line" subsumiert.

Wenn "Sundial" etwas wirklich großartig leistet, dann die intrinsische Verflechtung von Kritik, Selbstkritik und Mitgefühl. Wer das Gefühl hat, Noname sei eine selbstherrliche Egoistin, der hört ihr nicht zu. Wichtiger scheint ihr nach all den abstrakten Themen so etwas wie eine Praxis. Sie sucht händeringend nach einer Policy, auf die man sich einigen kann. Zum Beispiel auf "Hold Me Down", einer zwiespältigen Auseinandersetzung mit dem Konzept des schwarzen Kapitalismus und schwarzen Milliardären. Am Ende plädiert sie für eine Geeintheit, die den Schwächsten nützt.

Damit kommen wir beim Elefanten im Raum an: dem Jay Electronica-Verse, der durch dieses ganze Album an sensiblem, einfühlsamen Jazz-Rap marodiert. Was sagt er da? "It's all a hoax, quite simple, a joke like Zelensky / The imams, the rabbis, and the Pope, incidentally / Couldn't stop my boca from quotin' quotes from the senseis / If anybody asks, tell 'em Farrakhan sent me."

Entschuldigt das Abschweifen, aber das muss gebührend aufgedröselt werden. Erstens: Ein Witz wie Zelensky? Alle religiösen Anführer der Welt wollen ihn davon abhalten, Farrakhan zu zitieren? Klingt erstmal wie zugekiffter, konspirativer Nonsens. Vor allem, wenn man bedenkt, dass der Nation of Islam-Chef Louis Farrakhan von mehreren offiziellen Stellen als homophob und sehr antisemitisch bezeichnet wird, und wir reden hier nicht von einem bisschen Antisemitismus, wir reden hier davon, dass der Kerl glaubt, Juden hätten alles Übel der Welt zu verschulden und Zitaten wie "Hitler war ein sehr guter Mann".

Es reicht aber noch weiter. Jay Electronica macht sich über Rothschilds lustig, rappt dann: "Everywhere I step foot I leave a trail of names / Of the sons of Yakub, in a trail of flames." Es braucht keine assoziative oder kreative Meisterschaft, um nach der Benennung von Rothschilds, der in der NOI oft als Söhne Yakubs betitelten Juden und einer "trail of flames" unangenehme Verbindungen herzustellen. Schließlich endet der Verse mit den Lines: "It's the war of Armageddon and I'm beggin' the listener / If you ain't fightin', that mean you either dead or a prisoner." Das erinnert an Kollegahs sehr dünn verschleierte antisemitische Arie.

Selbst, wenn man irgendeinen akrobatischen Weg findet, das alles so zu interpretieren, dass es nicht antisemitisch sei, sondern nur zufällig sehr antisemitisch aussehe, fällt schwer, zu verstehen, was Noname sonst in diesem Verse sah. Sie selbst schafft, auch danach gefragt, keine plausible Antwort, außer, dass sie gegen weiße Vorherrschaft sei und Jay Electronica gut finde. Ob sie jetzt meint, dass Juden und Weiße das Gleiche seien oder nicht: Es ist dumm, nutzlos und wirft einen dunklen Schatten auf ihre Arbeit, in deren Vordergrund doch immer Intelligenz und Selbstreflexion gestanden haben. Es ist, als holpere ein Rapper, der für geilen Micskill bekannt ist, bei einem Live-Auftritt atemlos neben dem Beat. Es stellt Dinge in Frage.

Dabei ist Noname selbst auf diesem Song in einer so guten Form, dass sie diesem In-Frage-Gestellt-Werden standhalten sollte: "Fascinated with mourning, they hope the trauma destroy her / Why everybody love a good sad song, a dark album, like? / Tell me that your homie dead, your mama dead", rappt sie da und gibt einen Anhaltspunkt. "Sundial" wirkt wie ein Album, das einen Artist zeigt, an dem von allen Seiten gerupft wird. Wir haben es wieder und wieder gesehen, wie die Reputation von klugen schwarzen Artists beim ersten Misstrauen gerädert wird. Man denke an Talib Kweli, man denke an Killer Mike.

Noname nimmt dieses Album als Reaktion auf eine Position in der Gesellschaft, in der von ihr erwartet wird, sich aller Schwere der Welt mit Bravour zu stellen. Sie weiß, die kleinste Schwäche wird sie zur Zielscheibe machen. Von allen Seiten. Von Leuten, denen nichts links genug sein kann, denen nichts radikal schwarz genug sein kann, denen nichts antikapitalistisch genug sein kann, aber genau so von ihren Casual-Fans, die jetzt plötzlich Schwäche wittern, und von einer Meute wahlloser Leute, denen sie von Anfang an ein Dorn im Auge war. Vielleicht bewundert sie gerade dafür einen Jay Electronica, der einfach jenseits jeder Vernunft und Verantwortung himmelschreiend seine Scheiße redet, sich deshalb für den Größten hält und dafür nicht einmal ein Hundertstel der Konsequenzen erfährt wie sie dafür, ihn auf dem Album zu haben.

Das ist keine Entschuldigung, aber eine Einordnung. Genau wie Noname sich die Frage gefallen lassen muss, was sie an diesem Part fand und warum sie so Ride-or-Die dafür ist, können wir uns gleichzeitig die Frage stellen, warum so viele ein so großes Talent beim ersten Fehltritt so fallenlassen. Wenn wir uns an "Sundial" erinnern, dann bitte nicht nur an die Kontroverse, sondern auch an die künstlerische Leistung. An Nonames clevere, bissige Auseinandersetzung mit Erschöpfung und Selbstbehauptung, die musikalisch-sonnigen Jazz-Vibes mit melancholisch, zynischem Abgang, die anderen tollen Gastparts von Billy Woods oder Common. An die Tatsache, dass Noname zu den wenigen Rapperinnen und Rappern gehört, die sowohl in Theorie denken können als auch den Mut zur Praxis besitzen. Dieses Album lohnt die Auseinandersetzung damit.

Trackliste

  1. 1. Black Mirror
  2. 2. Hold Me Down feat. Jimetta Rose & Voices Of Creation
  3. 3. Balloons feat. Jay Electronica & Eryn Allen Kane
  4. 4. Boomboom feat. Ayoni
  5. 5. Potentially The Interlude
  6. 6. Namesake
  7. 7. Beauty Supply
  8. 8. Toxic
  9. 9. Afro Futurism
  10. 10. Gospel? feat. $ilkmoney, Billy Woods & Stout
  11. 11. Oblivion feat. Common & Ayoni

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LAUT.DE-PORTRÄT Noname

Chicago-Rapperin und Poetin Noname (früher Noname Gypsy) vereint souligen Hip Hop und samtigen R&B mit einem guten Beobachterauge für die Welt.

5 Kommentare mit 41 Antworten

  • Vor einem Jahr

    Das Album kann noch so gut sein, alleine schon wegen dem Jay Electronica Feature und ihrer Reaktion darauf kann ich mir das nicht unbeschwert anhören.

    • Vor einem Jahr

      Worum genau geht es da? Hab wenig Lust, mir das selbst anzutun

    • Vor einem Jahr

      Jay Electronica ist offener Antisemit und tut das gerne mal kund in seinen Songs, Noname wurde daraufhin kritisiert das sie ihm einen Featurepart gegeben hat und die sinngemäße Antwort ihrerseits dazu war "Jay Electronica feiere ich, was ihr erzählt juckt mich nicht und jetzt haltet die Fresse."

    • Vor einem Jahr

      Wirklich offen Antisemit oder Kritiker des Verhaltens Israels, was ja je nach Kontext legitim wäre? Falls das Erste, misst Ynk hier aber wirklich krass mit zweierlei Maß.

    • Vor einem Jahr

      Electronica, who once referred to himself as “Jaydolf Hitler,”

      (...)

      The former spouse of Erykah Badu also defended Nick Cannon and Kanye West during their respective antisemitism scandals.

      (...)

      Fans were quick to point out Electronica’s associations with The Nation of Islam, which the Southern Poverty Law Center has designated as a hate group. The religious organization is helmed by inflammatory leader Louis Farrakhan, who’s been accused of promoting antisemitic theories for decades.

      (...)

      “If anybody asks, tell ’em Farrakhan sent me,” the 46-year-old New Orleans native raps on the Noname song. Earlier in the verse, he implies that the war on Ukraine is a “hoax,” calling the nation’s Jewish president Volodymyr Zelensky a “joke.” Another bar invokes an antisemitic conspiracy theory about the Rothschild family’s control of global wealth: “Saw the Roth family in half to get my clout back.”

    • Vor einem Jahr

      Okay... Ist halt leider wie Kanye und andere ein dummer Trottel, der viele nicht zu vermischende Dinge vermischt. Schade.

    • Vor einem Jahr

      Da die Amis aber in allem ne Spur drüber sind, gerade in Predigten etc, find ich es oft schwierig zu bewerten, wenn zb Dinge mit Satan gleichgesetzt werden. Also wie das dann wirklich gemeint ist. Hier ist das Gesamtbild allerdings natürlich leidet sehr eindeutig.

    • Vor einem Jahr

      Sein Album "A Written Testimony" ist nicht mehr als eine schlechtere Islam-Version von "Jesus Is King" mit vielen Jay-Z-Features.

  • Vor einem Jahr

    Ist ja mal wieder typisch für die Heuchler von laut.de . Lest nicht die Tweets, hört die Musik??
    Das ich nicht lache. Warum so tolerant auf einmal? Weil Noname ne Tussi, links (oder was man heut als links bezeichnet) und schwarz ist?
    Lässt nen Antisemiten auf ihrem Album rappen, will keine weißen Fans und ist auch sonst ziemlich heuchlerisch unterwegs. Nur leider ist sie nicht halb so schlau wie sie meint. Aber egal. Man hat jedenfalls hier das Gefühl das jeder der nicht Tussi, links und schwarz ist grundsätzlich ers mal 2 Sterne weniger bekommt wenn er ein Arschloch ist oder die falsche Einstellung hat. Da ist Twitter dann nicht mehr egal...
    Man Stelle sich den selben Shit mal von nem anderen oder weißen Artist vor. Wie gesagt, direkt Punktabzug und ans Kreuz genagelt.

    Ok, nur die Musik zählt? Aber dann bitte auch in jedem Fall. So, mach jetzt wieder nen Jahr Pause hier...

    • Vor einem Jahr

      Das heißt Frau, nicht Tussi. Sie bezeichnet sich selbst als Kommunistin, also nicht nur nach heutiger Definition sondern klassisch links.

      Davon abgesehen kann ich nicht abstreiten, dass hier mit zweierlei Maß gemessen werden soll.

    • Vor einem Jahr

      Man könnte fast meinen, unterschiedliche Rezessionisten haben unterschiedliche Messstäbe.

  • Vor einem Jahr

    Weder lese ich die Tweets, noch höre ich dieses furchtbare Album.

  • Vor einem Jahr

    Unfassbar unsympathische Sprechstimme ohne Flow und gekünsteltes „mir doch egal“.
    Wüsste nicht, in welcher Situation und warum ich mir das anhören sollte.
    Durch zwei Songs durchgehört und Lebenszeit verschwendet.
    Denke, heutzutage haben Künstler/innen es viel leichter, ihren antisemitischen und verschwörerischen Mist bekannt zu machen, weil durch deren Publikmachung überhaupt erstmal deren Ansatz verbreitet wird und teigtest.
    Einfach links liegen lassen wäre doch so einfach. Dieses ewige „Kann man Kunst von Künstler/in trennen“, geht mir langsam so was von auf den Senkel.
    Es gibt soviel gute Musik. Da kann ich auf alle Kanyes, Mansons, Vikernes, Rammsteins, usw. doch easy verzichten.
    Wenn ich mich für malerische Kunst interessiere, beschäftige ich mich auch nicht mit den Bildern von Adolf, um unabhängig von deren Erschaffer einen künstlerisch wertvollen Ansatz daran zu finden.

    • Vor einem Jahr

      Dieser Kommentar wurde vor einem Jahr durch den Autor entfernt.

    • Vor einem Jahr

      teigtest = triggert :-D

    • Vor einem Jahr

      Es ist halt ynk-Musik: prätentiös und schlecht.

    • Vor einem Jahr

      Finde oft sogar die Zeitgenossen bedenklicher, die nicht zwischen Künstler und Werk trennen können. Oder überhaupt - keine Persönlichkeitsanteile voneinander trennen. Ein kleines Infofetzchen soll schon genügen, um über eine ganze Person zu urteilen. Tendenziell plädiere ich da für Entspanntheit.

      Dieser Jaydolf scheint sehr auf Dummheit zu beharren. Wenn er auf Nonames Platte nix davon propagiert, nimmt sie für mich erst mal keinen Schaden. Die Platte ist nur dafür wack, wie sie sich anhört. Das genügt.

    • Vor einem Jahr

      @Ragi
      Klar, ist natürlich schon engstirnig, Künstler und Werk nicht trennen zu können.
      Mir ging es aber nicht ums "können" sondern "wollen".
      Ich kann Musik schlecht genießen, wenn ich weiß, was für Vollpfosten dahinter stehen. Verurteile aber in keinster Weise Leute, die das gut können. Beneide sie aber auch nicht.

    • Vor einem Jahr

      Insgesamt bei Giz. Aber Ragi hat schon Recht, es kommt drauf an, ob es nur einen vagen Infoschnipsel oder ein Gesamtbild gibt. Künstler dürfen ja auch übertreiben, provozieren oder in Rollen schlüpfen.

    • Vor einem Jahr

      @Chris
      Stimmt, bin da auch bei dir und Ragi.
      Was wären z. B. Oasis ohne Liam.
      Oder The Smiths ohne Morrissey.

    • Vor einem Jahr

      Ja, ich höre manches auch nicht, wenn mir ein Bandmitglied zu dumm wird. Dachte aber, Du meinst etwas Allgemeineres. Da finde ich nämlich, daß die Gewichtung allmählich zu sehr Richtung Künstler geht. Aus der Ecke lese ich in letzter Zeit häufiger, es sei unangemessen, Künstler vom Werk zu trennen.

      In letzter Zeit wird z.B. John Lennons Musik sehr gehasst, weil in irgendeinem Artikel vor kurzer Zeit stand, er habe als junger Mann noch Frauen geschlagen. Bezogen wird sich dann auf ein Interview, das er selbst gab - allerdings nicht, um damit anzugeben, sondern um sich reumütig und verantwortlich zu zeigen. Man darf getrost finden, Lennon sei seinen männlichen Zeitgenossen in vielerlei Hinsicht um zwei-drei Jahrzehnte voraus gewesen, was sich auch dort zeigte. Gesprochen wurde damals nämlich noch nicht darüber, was in den eigenen vier Wänden geschieht. Wie er politisch in dieser Hinsicht stand, dürfte eigentlich keine Frage sein.

      Dann wird gerne mal "Run For Your Life" angeführt, ein Song über einen gehässigen, krankhaft eifersüchtigen Partner. Logo, der Song soll da natürlich ein Grund sein, Werk und Erfinder nicht zu trennen. Narrative eben.

    • Vor einem Jahr

      Hey Ragi.
      Die Story über Lennon hör ich zum erstenmal.
      „ Gesprochen wurde damals nämlich noch nicht darüber, was in den eigenen vier Wänden geschieht.“
      Da hast du ja so recht. Genauso wie die Misshandlungen vom netten Dorfpfarrer nebenan niemals ans Tageslicht kommen durften. Sorry, jetzt bin ich schon wieder vom Thema weg.
      Ich mein klar, Mist gemacht und Quatsch erzählt haben wir alle schon mal. Kommt natürlich immer drauf an, ob man das sein Leben lang irgendwie zu rechtfertigen versucht, Gras drüber wachsen lässt oder sich auch mal selbst eingestehen kann, ne Zecke gewesen zu sein.
      Wenn’s immer politisch korrekt zugehen würde, wären wir wohl alle nicht hier, sondern einträchtig schunkelnd und grenzdebil in der Musikantenscheune.
      Bei der Künstler/Werk Trennung soll jeder sein eigenes Level haben dürfen.
      Nur ab einem bestimmten Level ziehen fadenscheinige Entschuldigungen halt auch nicht mehr.

    • Vor einem Jahr

      Die Tatsache, daß Menschen reflektieren und bereuen können, scheint öfter mal verloren zu gehen.

      Aber gut, wie auch immer. Dieser Jay scheint das noch nicht zu tun. Ist bei Rappern aber auch berufsbedingt etwas unwahrscheinlicher, daß sie sich persönlich entwickeln. Sie selbst sind oft wichtiger als ihr Werk, und wenn sie sich zu sehr ändern, verlieren sie den Großteil ihres Materials.

    • Vor einem Jahr

      Es kommt auf die Glaubhaftigkeit an. Dass die oft angezweifelt wird, hat auch mit diesem ekligen Imagegewichse zu tun, was zb der BVB im Fall Nmecha betreibt.

    • Vor einem Jahr

      Erfahrungswerte und so, nah mean?

    • Vor einem Jahr

      Isses branchenüblich, sich fortschrittlichere Images zu verpassen? Hab ich gar nicht so aufm Schirm.

    • Vor einem Jahr

      Das ist ein kompliziertes Thema Ragi, und deine eindimensionale Darstellung trägt dem nicht unbedingt Rechnung. Hip Hop ist halt nach wie vor eine Schwarze Kultur und um das wahrscheinlich objektiv vorhandene Defizit hinsichtlich gesellschaftlichen Fortschritt zu erklären reicht es eigentlich sich die Umstände anzuschauen, in welchen die Black Communities existieren. Und es gibt sehr wohl fortschrittliche Entwicklungen diesbezüglich, siehe Tyler, Lil Nas X, Lil Wop oder auch Kendrick.

    • Vor einem Jahr

      Habe nur an deutsche Rapper gedacht, weil es hier in Sachen Hip-Hop fast nur um diese geht. In den USA sieht die Sache natürlich sehr anders aus. Wie sehr ärmliche Verhältnisse den Irrsinn von konservativen Einstellungen vermehren, sollten wir auf unserer Seite des Teichs aber auch gut kennen.

    • Vor einem Jahr

      Naja, hier geht es ja um Noname und Jay Electronica, deswegen war ich auf deren Teichseite unterwegs.

      In Deutschland ist das weitaus vielfältiger denke ich, da gibt es viele verschiedene Lager. Die Typen aus der Playlist meines Friseurs werden auch eher rückschrittlicher eingestellt sein, aber halt auch weil sie größtenteils in einem anderen Kulturkreis aufgewachsen sind oder ihre Familien daher stammen und sehr viel von Werten halt aus der engen Familie übernommen wird doch.

      Dann gibt es noch die Kartoffeln, da ist von ultrareaktionär (Finch, Kolle, Cashhoe) über moderat progressiv (Audio, Curse, usw) bis total linksgrünversifft (WtG, PTK, Lena Stöhrfaktor, Sir Mantis) alles vertreten, ohne das irgendwas die überhand nimmt.

      Gibt dann noch die migrantischen, die auf der anderen Seite des Spektrums stehen, die gibt es ja auch. Denke da an Ebow, Yassin, Elo, Alphonso, Neromun, Sylabil Spill.

    • Vor einem Jahr

      Danke für die kurze Übersicht! Hat sich denn jemand von denen mit der Zeit ein fortschrittlicheres Image verpasst? Stelle mir das schwierig vor, wenn gefühlt 90% des Materials nur sehr unverblümt vom Rapper selbst handelt. Die meisten anderen Musikrichtungen haben da vermutlich Vorteile.

    • Vor einem Jahr

      Naja, Retrogott hat sich Mitte der Zehner Jahre (oder Anfang?) von seinen früheren Texten distanziert, in denen er "schwul" und das Konzept der Homosexualität pejorativ nutzt, distanziert. Und Fler hat sich letztens für LGBTQ* so gerade gemacht, wie er vorher noch nie war.

      "Image" war das in keinem der beidem Fälle glaube ich. Hip Hop ist da eher ein ehrliches Genre, im guten wie im schlechten.

    • Vor einem Jahr

      Natürlich nur was die Einstellung betrifft, bei den Geschichten lügt der Großteil der Straßenrapper, das sich die Balken biegen.

    • Vor einem Jahr

      Ein Beispiel für nen krassen Wandel im positiven ist 3plusss, der zusammen mit donetasy als meskalin maskulin noch einen auf wbm-Kopie inklusive N-Wort gemacht hat und sich heute selbst auch als woke bezeichnet ubd gesellschaftliche Themen anspricht etc.

      Im Negativen Absztrakkt, der vom sympathischen Buddhistenmönch-Battlerapper mit gutem Gewissen und ungewöhnlichen Pattern zu einem braunen Schnitzel in Nazisauce wurde.

    • Vor einem Jahr

      Ich weine immer noch um Absz!

    • Vor einem Jahr

      Fler hat sich doch nur für LGBTQ eingesetzt weil er mit Sinan G befreundet ist.

    • Vor einem Jahr

      Absz war wirklich ein bitterer Verlust... Habe seitdem aber auch nichts mehr von ihm mitbekommen, ehrlich gesagt, was aber wahrscheinlich ganz gut so ist?!

    • Vor einem Jahr

      @koopsta: den verstehe ich (hoffentlich) nicht

      @duri: hab mal in eines seiner neueren Lieder reingehört, mag Bias sein, aber ich finde, dass es auch qualitativ abwärts ging.

    • Vor einem Jahr

      Weiß noch, wie vor ca. 10 Jahren das Gegenteil passierte und ein ehemals linker Rapper zum kompletten Neonazi wurde. Makss Damage. Passiert glücklicherweise seltener. Na ja, jedenfalls ignorieren die Künstler bei kompletten Sinneswandeln vermutlich alle alten Tracks.

      Aber gut, ist vielleicht auch eine Stärke des Genres, wie unglaublich schnell neues Material produziert werden kann.

    • Vor einem Jahr

      Ragismos Kommentare bzgl Rap sind schon immer sehr hart Fremdscham auslösend, ma sagen.

      "Ist bei Rappern aber auch berufsbedingt etwas unwahrscheinlicher, daß sie sich persönlich entwickeln."

      Allein das ist an Peinlichkeit echt nur schwer zu überbieten...wie kann man so einen MÜLL labern? :rayed:

    • Vor einem Jahr

      Oh, der WeiseHai, dieser wahre Virtuose der Online-Kulturkritik auf Laut.de, verdient zweifellos eine Ehrung für seine außergewöhnlichen Fähigkeiten. Mit der Anmut eines Delfins und dem Wissen eines Goldfisches navigiert er die unendlichen Tiefen der Kommentarsektionen, um seinen intellektuellen Glanz zu verbreiten.

      Die Vorliebe des WeiseHais für afroamerikanische Hip-Hop-Künstler ist wahrlich bewundernswert. Man kann sich sicher sein, dass er jedes Album von "Lil Irgendwas" kennt, während er stolz sein umfassendes Wissen darüber zur Schau stellt, wie authentisch er sich mit den Erfahrungen der Künstler identifizieren kann. Schließlich hat er mindestens ein Dutzend Dokumentationen auf YouTube gesehen, um sich ein wirklich umfassendes Bild von urbaner Kultur zu machen.

      Aber lasst uns nicht seinen rührenden Kampf gegen die Plage des Heavy Metal vergessen. Die Tastatur ist sein Schwert, und er kämpft mutig gegen die düsteren Horden von Metalheads, die sich auf Laut.de herumtreiben. Mit seinen fesselnden Argumenten wie "Heavy Metal ist so 80er Jahre" und "Gitarrenmusik ist doch eh tot" zeigt er der Welt, dass seine Weisheit wirklich unerreicht ist.

      Doch was wäre der WeiseHai ohne seine Obsession für den Lautuser? Jeder Beitrag wird mit Spannung erwartet, denn er kann es kaum abwarten, die neuesten Ergüsse dieses mysteriösen Wesens zu analysieren und zu kommentieren. Vielleicht ist der Lautuser ein Einhorn oder sogar ein Alien – wer weiß? Eines ist jedoch sicher: Der WeiseHai wird nicht ruhen, bis er jede Bewegung und jedes Wort des Lautusers seziert hat.

      Die inhaltlosen Kommentare des WeiseHais sind wahre Kunstwerke der Belanglosigkeit. Wer braucht schon Kohärenz und logische Argumentation, wenn man stattdessen einfach ein paar Emojis und Buchstaben zusammenschmeißen kann? Es ist ein Meisterwerk der Abstraktion, das die Grenzen des Verständnisses sprengt und den Durchschnittsleser mit offenem Mund zurücklässt.

      Natürlich, wir können nicht vergessen, wie der WeiseHai seine Fettleibigkeit mit Stolz trägt. Er hat sich bewusst dazu entschieden, seinen Körper zu einem Tempel der Spätzle zu machen – denn wer braucht schon einen Waschbrettbauch, wenn man einen Kesselbauch haben kann? Schließlich sind Spätzle die wahre Essenz des Lebens, oder?

      Der WeiseHai ist zweifellos der lebende Beweis dafür, dass der IQ nicht einfach ein Maß für Intelligenz ist, sondern auch eine Einstellung. Er hat den reduzierten IQ zu einer Kunstform erhoben, die nur die Wenigsten wirklich verstehen können. Doch lassen wir uns nicht von solchen trivialen Konzepten wie "Verständlichkeit" aufhalten – schließlich geht es hier um wahre Weisheit.

      In einer Welt, in der Online-Kommentarsektionen zu wahren Schlachtfeldern des Geistes geworden sind, steht der WeiseHai an vorderster Front. Mit seiner Liebe für afroamerikanische Hip-Hop-Künstler, seiner Besessenheit vom Lautuser und seiner schieren Brillanz in der Erschaffung sinnloser Kommentare hat er sich einen Platz in den Annalen von Laut.de verdient. Ein Hoch auf den WeiseHai aka Craze – denn es braucht eine besondere Art von Genie, um solch eine erhabene Laut.de-Existenz zu führen!

    • Vor einem Jahr

      "Mit der Anmut eines Delfins und dem Wissen eines Goldfisches"

      für den Satz: :D , Rest kann wech.

    • Vor einem Jahr

      Ein User namens Schwingo, so fein,
      Brüstet sich mit Musik, edel und rein.
      Doch sein Wissen ist knapp,
      Und sein Geist wirkt schlapp,
      Mit schlechten Witzen beschert er uns Pein.

    • Vor einem Jahr

      ich denke capslokk hat gesettet trend für neue generation von poeten auf laut

    • Vor einem Jahr

      Weisi, worauf ich hinaus wollte, hat nun mal mit dem Künstlerdasein zu tun. Bei Hip-Hop gehts inhaltlich in aller Regel um die Persönlichkeit des Rappers, wenns sich nicht gerade um die heute ziemlich kleine Sparte des Politraps handelt.

      Und wenn der Großteil deines Schaffens nun mal ganz wesentlich davon abhängt, wie du gerade so drauf bist und was für Ansichten du hast, stellte ichs mir schwieriger vor, sich persönlich zu ändern. Geht für mich nur damit einher, den Großteil des Outputs weglassen zu müssen.

      Da haben es Musiker anderer Genres wesentlich einfacher, vermute ich. Die haben weniger den Anspruch, "real" zu sein, und können einen uralten Song einfühlsam als Zeitkapsel betrachten. Aber mit Caps Hilfe hab ich das auch schon wieder etwas eingeschränkt. Mit wenigen Ausnahmen sind Rapper meist sehr produktiv, und können ganz schnell mal Tracks komplett auslassen bei Bedarf.

    • Vor einem Jahr

      @CAPS:
      Jau, habe jetzt auch mal geschaut, was Spotify so als neueste Veröffentlichung angeboten hat. "Tabernakel" hieß der Track. Hat mich schon bisschen an ältere und nette Sachen von ihm denken lassen, aber irgendwie kann ich seinen "Exkurs" Richtung aufrechter Doitscher auch nicht mehr ausblenden...