laut.de-Kritik
Von hinten durch die Brust ins Ohr.
Review von Yan VogelPyogenesis beschließen mit "A Silent Soul Screams Loud" ihre Steampunk-Trilogie über kulturelle und technische Innovationen des 19. Jahrhunderts. Auf den ersten Blick knüpft das Quartett an die beiden Vorgänger "A Century In The Curse Of Time" und "A Kingdom To Disappear" an. Das Artwork fällt ähnlich brillant aus, jedoch etwas düsterer und weniger auf Fortschritt ausgerichtet. Die Dialektik der Aufklärung lässt grüßen.
Flo V. Schwarz und Co. decken wieder sämtliche Schaffens-Phasen ab, agieren sehr abwechslungsreich und fahren wieder das Programm einer klassischen Vinyl: 8 Songs, 40 Minuten. Dabei ergeben kleine, unbeugsame Melodien, die sich von hinten durch die Brust ins Ohr schleichen, den Unterschied.
Neben The Intersphere oder The Hirsch Effekt sind die Wahl-Hamburger die belesenste Band aus Deutschland. Literarische Werke wie Mary Shelleys Frankenstein, das Kapital von Karl Marx oder wissenschaftliche Entwicklungen wie die Evolutionstheorie und Freuds Psychoanalyse bilden den philophischen Unterbau. Auch die Verzahnung von Konzept, Artwork, Texten und Musik verstärkt die Sogwirkung.
Gallige Black Metal-Blast Beats wie in der Pyogenesis-Frühphase galoppieren bei "Mother Bohemia" gehetzt durch den Track, dessen Lyrics sich wertschätzend mit der osteuropäischen Mentalität auseinandersetzen. "High Old Times" mit seinen raumgreifenden Drums und Stadion Rock-Atmo der Marke Biffy Clyro oder Foo Fighters dürfte Live für Furore sorgen.
"Modern Prometheus", ein Duett mit Lord Of The Lost-Sänger Chris Harms, verbindet Downstroke-Headbanging-Passagen mit elegischen Melodien. Das Spiel mit den Extremen steht "Will I Ever Feel The Same" gut zu Gesicht. Power Pop flirtet mit Death Metal-Growls in guter alter Metalcore-Manier.
Karl Marx', Klassenkampf und Kapital-Akkumulation bilden den Unterbau für das episch angelegte "The Capital". Pastorale Chöre stimmen auf einen hoch energetischen, himmelhochjauchzenden Refrain ein. Diesen intoniert Flo V. Schwarz mal Fäuste reckend, mal pathetisch. Der Morricone-Mittelteil mündet in ein Crescendo, das zum Finale Dreck und Glanz als zwei Seiten einer Medaille verbindet.
"A Silent Soul Screams Loud" beschließt die Trilogie in Würde und lädt ein, sich mit allen Alben in Gänze zu beschäftigen. Jetzt fehlt nur noch die zweieinhalbstündige Vollbedienung mit einer Live-Umsetzung auf der Bühne. Mit Großprojekten kennt die Gruppe sich mittlerweile bestens aus.
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Falsch! Es ist düpdüpdüpdüpdüpdüpdüpDÜDÜÜÜdüpdüpdüpdüpDÜDÜÜÜdüpdüpdüpdpDÜDÜÜdüpdüpdüpdüp.DÜÜÜ
So ein tolles Album!