laut.de-Kritik
Verlängert den Sommer um locker sechs Monate.
Review von Michael SchuhMit Kompakt-Meriten und einem Spitzendebüt ausgestattet, trumpft Roosevelt auf "Young Romance" erneut auf. So richtig verwundern dürfte das niemanden. Marius Lauber, 28 Jahre alt, verdingt sich neuerdings als Zeremonienmeister für Party-Crowds von San Francisco bis Istanbul. Das Ego ist gewaltig, sein Gespür für den richtigen Sound zur richtigen Zeit zum Glück ebenfalls.
Schon der Opener rollt den Teppich vor dem Club aus: Kommen Sie herein, staunen Sie, begeben Sie sich direkt auf den Dancefloor. Denn dort wartet auch schon "Take Me Back" mit gewohnt staubtrockener Bassline, der sich dann rasch glitzernde Synthies anschließen. Deren Akkorde kreieren einen bewussten Spannungsbogen zum eigentlichen Auftakt, ähnlich wie zu Beginn der Jacko-Hymne "Thriller". Und warum auch nicht: Mit der fast schon unheimlich lässigen Single "Under The Sun" hat Roosevelt schließlich als Klimax ein As im Ärmel.
Nicht minder hitverdächtig: "Pangea", das ebenfalls als Musterbeispiel des Roosevelt'schen Pop-Verständnisses durchgeht. Wehmutsgetränkter Synth-Pop, getragen von Laubers zauberhaft uncharismatischen Stimme und mit so vielen überraschenden Details gesegnet wie die letzte Jamie xx-Spotify-Playlist. Dennoch dürfte ihm "Yr Love" den nächsten Single-Platz streitig machen. Der vielleicht tanzbarste Track der Platte verarbeitet 90s-Rave-Patterns, bevor der Indie-Rock-Liebhaber in "Illusions" komplett im Bandkontext angekommen ist.
Insgesamt fehlt "Young Romance" etwas der Drive des Debüts, was Lauber aber mit einem songorientierteren Ansatz wettmacht. "Forgive" mit Chillwaver Washed Out ist ein weiterer Ausnahmetrack seiner Diskographie geworden (allein die Cowbell), während man sich bei "Lucia" und der Ballade "Better Days" ruhig mal ein Kaltgetränk organisieren kann, ohne großartig etwas verpasst zu haben. "Young Romance" beherbergt dennoch genügend Perlen zwischen House-Pop, Italo-Disco und Strandbar fernab von Robin-Schulz-Drill-Monotonie und verlängert den Sommer somit um locker sechs Monate.
3 Kommentare
Review kann man so unterschreiben! Schönes Album
So eine Musik muss goldene Melodien enthalten und das schafft Rosoevelt, groß!
Da hat sich die Wartezeit gelohnt. 1A Pop-Album und für mich ein Highlight des Jahres.