laut.de-Kritik
Noch so superbe Beats machen die schwachen Lyrics nicht wett.
Review von Stefan JohannesbergHeutzutage entwickelt sich auch der reimende Arm der Hip Hop-Szene immer mehr Richtung Rapgame amerikanischer Prägung. Bounce, Battle, Beefs und Bitches dominieren. Eine wohltuende, aber mitunter etwas langweilige Ausnahme bildet der Hannoveraner Hip Hop-Head Spax.
Der Old School-Veteran steht auch mit seinem dritten Album "Engel und Ratten" im Rap-Geschäft nur nebenbei statt mittendrin. Zwar konnte er heuer gestandene US-Stars wie OC, LL Cool J und Guru verpflichten, Markschreiermentalitäten findet man in seinem Style jedoch genauso wenig wie Aufmerksamkeit erhaschendes Diss-Dropping in Form von einprägsamen Punchlines.
"Ich bin nicht im Mainstream large, doch frag deine Homeboys, wer die tightesten Live-Shows hat", rappt er beim coolen Gleichnis auf "Rocky III". Doch seine seit jeher sehr gute Publikums-Performance kann ihm hier nicht helfen - Songstärke ist gefragt. Und da schwächelt Spax seit jeher. Den Raps fehlt einfach die Live-Energie, den Lyrics die spannende Tiefe.
Die Poesie fällt ihm eben nicht so leicht wie Curse und flexen wie Kool Savas kann oder will er auch nicht. Zudem klingt sein Flow beizeiten arg arrogant. Nichtsdestotrotz wartet "Engel und Ratten" mit einigen interessanten Textansätzen ("Kriegstagebuch", "Neuseeland"), punktgenauen Scratches von Champion Mr. Burnz ("Burnz") und vor allem superben Beats aus dem MB 1000-Studio auf.
So eröffnet das selbsterkennende "Ego" den Soundreigen mit laid back Klavier-Loops und gepitchtem Vocal-Part frisch und modern. Auch "Wie alles begann" erzeugt mit Handclap-Snare und melancholischem 80er-Sample eine smoothe Stimmung, die vom nachdenklichen, soulgetränkten "Licht Und Schatten" noch starke Unterstützung erhält.
Eigentlich enttäuscht kein einziger Beat auf "Engel und Ratten". Eine Leistung, die auch nicht jeder Emcee bei seiner Beatauswahl zu Stande bringt. Hätte ein Spax einen etwas interessanteren Flow ohne Zeigefingermentalität, er würde längst den auf "Karma" gedissten "Rapstar"-Status innehaben.
1 Kommentar
Also ich find das Album ziemlich geil. Wie schon in der Rezension geschrieben steht, die Beats sind allesamt gut bis sehr gut. Und ich find die Texte, genau wie den Flow eigentlich überhaupt nicht langweilig oder qualitativ minderwertig.
Im Gegenteil, und auch die Themenvielfalt ist positiv anzumerken.
Meine Fav-Tracks:
Samurai, Kriegstagebuch, Blink Blink, Karma