laut.de-Biographie
Taby Pilgrim
Ihr Vorbild? "Meine Eltern, weil die beide mit ihrer eigenen Kunst so gekämpft haben mit dekadenlangen Absagen und Burnout", erzählt Taby Pilgrim dem Musikexpress, "Schon als Kind zu beobachten, dass die einfach durchziehen und weiter das machen, was sie machen wollen", sei "sehr hilfreich" gewesen. Tabea Hilbert wird 1996 in eine Essener Künstlerfamilie geboren. Als Kinderbuchautor feiert ihr Vater Jörg Hilbert Erfolge. Dem entsprechend habe sie sich "schon immer viel mit Gedichten und Reimen und Wortwitzen beschäftigt", wie sie 365 Female MCs erklärt. Optimal für eine Rap-Laufbahn.
Edgar Wrights "Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt" steht Pate für ihren Künstlernamen, den sie seit ihrer frühen Jugend als Pseudonym in der Online-Welt nutzt. In DIY-Manier veröffentlicht sie ab Herbst 2013 Cover-Versionen von Slipknot oder Ed Sheeran über YouTube. Millionen Klicks fährt sie mit einer mehrteiligen Serie von Alligatoah-Medleys ein, dem "heiligen Lukas", wie sie schreibt. Noch größeren Raum nimmt ihre Synchronarbeit ein. 2016 leiht sie insbesondere Anime-Figuren in "Yokai Watch", "Bleach", "God Eater", "My Hero Academia" oder "Girls und Panzer" ihre Stimme.
Ihr Studium der Anglistik, Amerikanistik, Kommunikations- und Medienwissenschaften an der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität schließt sie mit einer Arbeit über die Stigmatisierung von Krankheiten bei "Harry Potter" ab. In London schließt Hilbert einen Master in Soundproduktion und - design an. Das Sounddesign ihres Lieblingsfilms "Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt" steht im Zentrum ihrer Masterarbeit. "Die wollten, dass der Sound fiktional klingt, aber die Welt realistisch bleibt", fasst sie die Grundthese im Gespräch mit Dom Schott von OK Cool zusammen.
Ihren ersten eigenen Song als Taby Pilgrim veröffentlicht sie im Sommer 2019. In "Hauptsache Content (Alligatoah Tribute)" steigert sie sich mit jeder Menge Wortwitz und Querverweisen auf die Medienwelt in ihre parasoziale Beziehung zum "Triebwerke"-Rapper hinein. Dieser beehrt sie auch in dem vor Theaterkulissen gedrehten Video. "Da hab' ich erst gemerkt, wie viel Spaß es mir eigentlich macht, deutsche Texte zu schreiben und über irgendwelchen Reimketten zu brüten", berichtet sie 365 Female MCs davon, wie sie Blut geleckt hat "Damit wollte ich dann irgendwie nicht mehr aufhören."
2020 folgt ihr Debütalbum "Pilgerreise". Ab Herbst startet sie mit Rap-Kollegin Liser den Podcast "Der Boden ist Laber", in dessen letzter Folge sie ein gemeinsames Album ankündigen. Begleitet von einer sieben Teile umfassenden satirischen Mini-Serie erscheint "Ja" im Sommer 2022. Weitere Kollaborationen verschaffen ihre Aufmerksamkeit. Mit The Toten Crackhuren Im Kofferraum und Blond nimmt sie "Bau Mir Nen Schrank", mit Peat "Wario Ware" und mit Kora Winter "BBDDSSMM" auf. Aspekte holt sie für einen Auftritt mit Trille ins ZDF. "Nimmersatt" läutet 2024 ihr zweites Album "Nest" ein.
Dass der Weg als Rapperin kein Zuckerschlecken ist, gesteht sie im Interview. Viele Menschen, die ihr schreiben, seien "jung und wütend" und nutzen das Netz, "um angestaute Aggressionen rauszulassen", führt sie gegenüber OK Cool aus, "Was hat man davon? Ich werde es nie verstehen." Dennoch bringt sie gewissermaßen Verständnis auf. "Ich glaube, mein Publikum besteht hauptsächlich aus Pubertären. Und da nehme ich mir das einfach nicht so an, weil ich weiß, dass sie es nicht ernst meinen." Natürlich sei es uncool, Beleidigungen zu lesen, aber "da steht keine Gefahr hinter."
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