laut.de-Kritik
Authentisches Familienalbum zur Soap.
Review von Eberhard DoblerWer hätte das gedacht? Auf seine alten Tage wird Madrocker Ozzy Osbourne zum gefeierten TV-Star und diniert mit US-Präsident George W. Bush. Als Governor von Texas hatte er den Fledermaus-Vertilger 1982 noch des Staats verwiesen, weil der an ein Denkmal pinkelte. Ozzys spätere Ehefrau und Managerin Sharon hatte den Ende der Siebziger bei Black Sabbath rausgeflogenen Heavy da bereits in einen erfolgreichen Solokünstler verwandelt. Der größte Coup der Eheleute könnte aber die MTV-Familiensoap "The Osbournes" sein, zu der jetzt ein "Familinenalbum" vorliegt.
In der Show, gewissermaßen eine Reality-Gruselkomödie im Stile der unsterblichen The Munsters, lassen sich Ozzy und Sharon ganz nach Big Brother-Manier 24 Stunden unter die Bettdecke schauen. Mit von der Partie sind die beiden Kinder Kelly (17) und der 16-jährige Jack - die älteste Tochter Aimee hatte keinen Bock auf Seelenstriptease. Neben Original-Zitaten aus der Show zwischen den Tracks und Kommentaren der Familienmitglieder zu ihren Lieblingssongs präsentiert sich vorliegende Compilation als konsensfähiges Potpourri. John Lennons "Imagine", "You Really Got Me" von den Kinks oder "Drive" (The Cars) oder Eric Clapton kennt wirklich jeder.
Der swingende Titeltrack "Crazy Train" (Pat Boone) fehlt genau so wenig wie die musikalischen Ergüsse des diabolischen Meisters selbst: Ozzy steuert mit "Dreamer" (für John Lennon), "Mama, I'm Coming Home" (Sharons liebstes Ozzy-Stück) und einem "Crazy Train"-Cover (Zitat Ozzy: "Kein Familienalbum ohne diesen Song") gleich drei Stücke bei. Der Songtitel des schwer rockenden Bonus-Tracks "Family System" des Chicagoer Brüder-Trios Chevelle spiegelt insofern die ungeschminkte Wahrheit wider. Einige der besten Songs sind Cover-Versionen. System Of A Down machen Black Sabbath, den "Begründern" des Heavy Metal ihre Aufwartung und zeigen einmal mehr, warum sie eine der Bands 2001 waren.
Auch Kellys Single-Debut "Papa Don't Preach", ein Madonna-Cover überzeugt (demnächst nimmt Kelly ein ganzes Album auf). Unterstützt von den Alternative-Rockern Incubus rotzt sie mit verzerrter Stimme im Uptempo los wie eine Alte - ganz der Papa. Unveröffentlichtes Material gibts von Starsailor (live) und Dillusion, einem neuen Rock-Act. Die Osbournes beweisen mit der Compilationauswahl durchaus musikalische Authentizität. Ozzys Kinks-Kommentar: "It was the first song I heard that had a great guitar riff. It turned me on to rock music". Na bitte!
Noch keine Kommentare