Porträt

laut.de-Biographie

Velvet Revolver

2004 kommt plötzlich Bewegung in die darbende klassische Hard Rock-Szene: Zwei neue Supergroups laden durch. Verschmelzen bei Audioslave die Alternative/Crossover-Pioniere RATM mit Soundgarden-Chef Chris Cornells 70er-Organ, treffen sich bei Velvet Revolver Hardrock und Grunge - zumindest auf dem Papier. Fast ein Jahr dauert es, bis die Ex-Gunners Slash (Gitarre), Duff McKagan (Bass) und Trommler Matt Sorum gemeinsam mit Ex-Stone Temple Pilots-Sänger Scott Weiland sowie dem Gitarristen Dave Kushner (früher Wasted Youth und Dave Navarro) ein Album an den Start bringen. Weilands Drogeneskapaden hätten das zarte Pflänzlein vorher fast im Keim erstickt.

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Im Frühjahr 2002 besinnen sich Slash, Sorum und McKagan beim Jammen in Los Angeles auf ihre gemeinsamen Tage bei Guns N'Roses. Die Chemie stimmt wieder und erstes Song-Material entsteht. Ein Jahr später hält das Trio unter dem Namen The Project erste Auditionen ab, die VH-1 sogar filmt. Ein Frontmann vom Kaliber Billy Idols käme gerade recht. Der Funke springt aber beim prominenten Grungerocker Weiland über (Wunschkandidat Mike Patton soll vorher inoffiziell abgelehnt haben). Kandidaten wie Josh Todd (Buckcherry), Kelly Shaefer (Neurotica) oder Sebastian Bach (Ex-Skid Row) haben das Nachsehen.

Kushner heuert mittlerweile als zweiter Klampfer an. Mit dem neuen Leadsänger, der die Combo kurzerhand in Reloaded umtauft, entstehen der schnelle Rocker "Set Me Free" für den Streifen "The Hulk" und das Pink Floyd-Cover "Money" für den Soundtrack zu "The Italian Job".

Die musikalischen Karrieren der einzelnen Bandmitglieder, vor allem Slashs Gitarrenstil, hört man den Stücken deutlich an. Die Rock-Akkus wirken dennoch frisch aufgeladen und versprechen kompromisslos energiegeladene Live-Shows. "Ich will an der Spitze der nächsten Rock'n'Roll-Bewegung stehen", tönt Slash dazu großspurig. Obwohl Weiland im Mai 2003 offiziell zum Frontmann ausgerufen wird und sich die Band im Juni endgültig in Velvet Revolver umbenennt, kommt die neue Supergroup nicht recht in Fahrt. Zwischenzeitlich droht sie trotz eines Plattendeals mit RCA sogar zu scheitern.

Velvet Revolver - Libertad
Velvet Revolver Libertad
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Während die anderen für den Rest des Jahres ein Album zimmern, muss Weiland wegen permanenter Alkohol- und Drogenprobleme (1999 saß er deshalb im Gefängnis) auf richterliche Anordnung in Reha. Zu allem Überfluss wird er noch zweimal wegen Verkehrsverstößen unter Drogeneinfluss fest genommen. Nach mehrfacher Termin-Verschiebung erscheint im Juni 2004 endlich das Debüt "Contraband". Zuvor bieten Velvet Revolver ihre erste Single "Slither", die Erinnerungen an Alice In Chains weckt, für 99 Cent zum Download an. Den dazugehörigen Clip dreht Kevin Kerslake (u.a. Nirvana, Red Hot Chili Peppers und Iggy Pop). Für den Dreh darf Weiland genau neun Stunden lang die Reha verlassen.

Im Mai 2004 startet das Quintett, das bis dato nur eine einzige Show gespielt hat, die erste US-Tour, im Sommer folgen auch in Deutschland die ersten mitreißenden Live-Konzerte. Ein Jahr darauf hinterlassen Velvet Revolver bei Rock am Ring/Rock im Park allerdings einen zwiespältigen Eindruck und wirken ziemlich erschöpft. Kurz darauf kündigen sie an, ihre Europa-Tour abkürzen zu wollen. Ein Wunder ist das nicht. Liegt doch ein wahres Rock'n'Roll-Jahr hinter ihnen, das mit fast ununterbrochenem Touren, einem Chartseinstieg auf Platz eins und einem Grammy für die beste Hardrock-Performance so ziemlich alles zu bieten hatte, was ein Musiker sich wünschen kann.

Der mit Vorschusslorbeeren überhäufte Zweitling "Libertad" (2007) entpuppt sich als enttäuschende, wenig inspirierter Abklatsch des Debütalbums. Kommerziell unerfolgreich, zeigt die folgende Tour bald, dass die Chemie innerhalb der Band nicht mehr stimmt. Bei einem Auftritt in Glasgow im März 2008 kündigt Weiland an, dass es sich um die letzte Tour der Band handle. Im Internet und in Interviews ätzen sich Sänger und der Rest der Band gegenseitig an, am 1. April kündigen sie die Trennung an. Wenige Wochen später steht Weiland wieder mit Stone Temple Pilots auf der Bühne.

Seitdem hat sich bei Velvet Revolver nicht mehr viel getan. Der Plattenvertrag ist aufgelöst, die Suche nach einem neuen Sänger dauert an. Verschiedene Mitglieder beteuern aber nach immer wieder, dass es weiter gehen werde.

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Velvet Revolver - Libertad: Album-Cover
  • Leserwertung: 2 Punkt
  • Redaktionswertung: 2 Punkte

2007 Libertad

Kritik von Eberhard Dobler

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