laut.de-Kritik
Lieder von und mit Eis und Feuer.
Review von Manuel BergerNerds, Historiker, Mystiker, Kulturinteressierte und Freunde episch-cineastischer Akustikmusik: aufgepasst! Einar Selvik präsentiert den dritten Teil seiner Runentrilogie.
In den letzten Jahren schlug das Projekt des ehemaligen Gorgoroth-Drummers doch deutlich größere Wellen, als man sie von einem Nischenprodukt dieser Art erwartet hatte. Dazu beigetragen hat sicher auch die Beteiligung am Soundtrack zur TV-Serie "Vikings", allerdings rechtfertigt die Musik schon für sich allein ein großflächiges Echo. So filmmusikartig sie auch daherkommt: Unterstützende Bilder hat "Runaljod – Ragnarok" gar nicht nötig. Die kommen beim Hören ganz von selbst.
Einar nimmt seinen Authentizitätsanspruch erneut sehr ernst. Neben der Verwendung einer Vielzahl traditioneller Instrumente scheut der Norweger auch nicht davor zurück, raus in die Natur zu gehen und seine Klänge direkt von dort zu beziehen. "Isa" etwa beschwört seine Kälte mit echter Eis-Percussion herauf. Dynamisch ergeben sich daraus faszinierende Effekte. Insbesondere dann, wenn das Arrangement den hohlen Kälteklang erst nur mit dem Hauch Linda Fay-Hellas kombiniert, dann aber natürlich doch noch Trommeln, Streicher und männliche Vocals anknüpfen.
Das Album prägt in erster Linie seine Rhythmik. Oft startet Einar mit Drumbeat in ein Stück, baut diese Grundlage im Anschluss immer weiter aus und entfaltet darum herum sein Klangnetz. Tierisches Grunzen ("UruR") findet hier ebenso seinen Platz wie ein Kinderchor ("Wunjo"), wobei auch sein eigener Nachwuchs ran darf ("Odal", "Wunjo") und die Intensität der Kompositionen nicht gerade schmälert.
Obwohl an sich beste Voraussetzungen gegeben sind, zu esoterischem Geplätscher zu verkommen und mehr peinlich denn ernst gemeint zu wirken, könnte "Runaljod – Ragnarok" kaum weiter davon entfernt bleiben. Wardruna bemüht sich, die gesamte einstündige Laufzeit wiederholungslos zu gestalten: Das gelingt. Während "Tyr" zu Beginn noch brachial und martialisch dem Kriegsgott huldigt, besticht "Pertho" mit zwingender Call-and-Response-Predigt. "Isa" breitet gen Ende einen Melodiebogen aus, der dem Taschentuch-Sektor des "König Der Löwen" Konkurrenz macht.
Auf ganz eigene Art und Weise setzen sich die Rhythmen und Melodien im Gedächtnis fest, sowohl ihre Stimmung als auch die Themen. Der hymnische "Odal"-Refrain (falls man das so nennen kann) erzeugt Bilder von nächtlichen Feuertänzen und Geschichtenerzählern. "Raido" mit seiner stetig wachsenden Struktur und einer markanten Flötenstelle verkörpert die Leichtigkeit, aber auch die Strapazen einer Wanderung.
Mag sein, dass diese Assoziationen total daneben liegen, dankenswerterweise betont Einar im Booklet die Interpretationsoffenheit des Futhark. Dort liefert er übrigens gleich einen kleinen Runenguide für Anfänger mit. Wem also die Musik noch nicht genügt, der bekommt noch etwas zu lesen. Die meisten dürfte das musikalische Angebot aber erst einmal zufrieden stellen. Einar Selviks Kompositionen bieten wahrlich genug Stoff für akustische Entdeckungsreisen. Es braucht eben nicht immer Modernes, um Spannung zu erzeugen.
2 Kommentare mit 2 Antworten
Besser geht's kaum noch. Die beiden sind Genies.
ganz in ordnung. aber ich glaube, diese skuggsja hat mir besser gefallen. aber wenn schon sowas... dann wongraven
Dark Folk/Nordic Folk und Dungeon Synth sind ja auch ein und dasselbe o:)
du kannst es nennen wie du willst. wongraven war trotzdem folk. und du damals safe noch fotzenschleim.