Porträt

laut.de-Biographie

Kero Kero Bonito

Wie viele gute Dinge in der Musikwelt sind daraus entstanden, dass zwei junge Europäer in einem Internetforum spezifisch nach einer Asiatin gesucht haben? Eine. Kero Kero Bonito. Am Anfang der 2010er tun sich zwei Londoner Hobby-Produzenten mit den Namen Gus und Jamie zusammen, um sich über ihre Faszination für das halb vergessenen City Pop-Genre auszutauschen.

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"Wäre es nicht witzig, wenn das irgendjemand mit moderner Electro-Produktion kombinieren würde?", muss einer von beiden irgendwann gesagt haben. Der andere stimme unter dem Einwand zu, dass es trotz des Japan-Fetisch des Vaporwave-Genres vermutlich so bald niemanden geben werde, der dies in Angriff nehme. Also nimmt man die Dinge selbst in die Hand und erstellt einen Forumthread auf einer einschlägigen Website.

Die erste eingeladene Sängerin entpuppt sich prompt als Treffer ins Schwarze. Sarah Perry, eine Britin mit japanischen Wurzeln, die sich vorgenommen hat, ein bilinguales Musikprojekt ins Leben zu rufen, versteht sich auf Anhieb mit den beiden Jungs, und das Trio beginnt, an Songs zu arbeiten. Getrieben vom Internet-Humor und in der Blase exzentrischer Londoner Produzenten entsteht bald ein ganzes Mixtape.

"Intro Bonito" ist weird. Weird, aber auch ein kleines bisschen fantastisch, so dass dieses monothematische, fast Meme-Status erreichende Projekt mit Songs wie "Intro Bonito", "Bonito Intro", "Kero Kero Bonito" oder "Bonito Jingle" direkt ein paar Hits im Netz landet. "Flamingo" zum Beispiel, ein absurder Dance-Pop-Kracher, der mit Flötensolo im Drop und einer aufgedrehten Sarah so etwas wie ein Toleranz-Anthem zum Faszinationsobjekt der Vine-Kultur darstellt. Das Resultat sind fast dreißig Millionen Aufrufe, ohne überhaupt ein Musikvideo gedreht zu haben.

Der Nachfolger kommt bald: "Bonito Generation" hält Humor, Ästhetik und Spaßfaktor hoch, entwickelt Songwriting und Produktionsaufwand aber unerwartet stark weiter. Die Drops klingen hier warm, füllig und hervorragend ausproduziert, die Beats durchlaufen zahlreiche und vielfältige Phasen, ohne je langweilig zu werden, Einflüsse von City Pop bis PC Music gerieren ein Album, das zurecht Aufmerksamkeit von Blogs weltweit erhält.

Kero Kero Bonito - Time 'n' Place Aktuelles Album
Kero Kero Bonito Time 'n' Place
Britischer J-Pop: eine der Überraschungen des Jahres.

2018 wendet sich der Stil von Kero Kero Bonito, als die "The One True Path"-EP aus heiterem Himmel einen Schwenk in Richtung Indierock ankündigt. Ganz gehen sie diese Entwicklung dann doch nicht zu Ende, aber das nächste Album "Time 'n' Place" bringt einen der spannendsten und experimentierfreudigsten Genre-Hybriden des Jahres hervor, der die Band aus ihrer Nische heraus in einen Enfant Terrible-Status katapultiert.

Wo oder wie genau man das Trio nun verortet, bleibt schwer zu sagen. Ihre fast aufdringlicher Positivismus, die elektronischen Beats, der mal mehr, mal weniger präsente Zynismus und die regenbogenbunte Pop-Affinität verhindern es, sie auch nur in die Nähe irgendeiner Schublade zu rücken. Stattdessen tourt das Trio mal durch Asien oder spielt Shows mit Londoner DJs oder Princess Nokia. Vielleicht werden sie niemals ein wegweisend kulturelles Monument sein, aber andererseits beweisen sie, wie fruchtbar die Blüten dieser musikalischen Ära sind, in denen Weirdos aller Coleur Genres durcheinander werfen dürfen, wie es ihnen gerade gefällt.

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  • Homepage

    Kero Kero Bonito online!

    https://kerokerobonito.com/

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