laut.de-Kritik
Die Kap Verden - fast so exotisch wie Hawaii!
Review von Kai KoppDie Kap Verden! Das klingt fast so exotisch wie Hawaii. Baströckchen spielen auf der Inselgruppe vor der Westküste Afrikas zwar keine Rolle, dafür lauert auch nicht hinter jedem Busch Thomas Magnum und schnüffelt auf verdächtigen Anwesen.
Bei Cesária Évora würde er auf stets offene Türen und eine schier grenzenlose Gastfreundschaft stoßen, heißt es über die bekannteste kapverdische Musik-Botschafterin. Sie trägt die faszinierend reichhaltige Musiktradition des Inselarchipels seit den 90ern weit über dessen Landesgrenzen hinaus.
In ihre Fußstapfen tritt ein Jahrzehnt später neben Lura und Sara Tavares auch Mayra Andrade. "Ich bin keine explizit kapverdische Sängerin. Ich bin einfach Sängerin und Punkt. Musik war schon immer Teil meines Lebens. Und ich finde, wenn ich kapverdische Songs mit anderen Klängen und Einflüssen kombinieren will, habe ich jedes Recht dazu."
Im Jahr 2009 muss man dieses Recht nicht mehr einfordern, aber gegen irgendetwas muss man ja rebellieren, wenn man in Kuba das Licht der Welt erblickt. In der Heimat ihrer Eltern indes geht man seit jeher gelassen mit der Vermengung musikalischer Hörweisen um.
Über 50 Arten folkloristischer Musik halten die bewohnten Inseln der Kap Verden zum Entdecken bereit. Dieses reichhaltige Erbe stößt bei der Weltenbummlerin Mayra Andrade auf fruchtbaren Boden. "Im Senegal, in Angola oder Deutschland, wo ich auch lebte, habe ich viel dazugelernt, vor allem, meine Heimat mit anderen Augen zu betrachten."
Doch damit nicht genug. "Stória, Stória" hält eine Latte versierter Musiker und wundervoller Klangfarben aus Brasilien, Portugal, Frankreich, Kamerun und Kuba bereit. In 13 Songs tobt sich Mayra Andrade künstlerisch aus und führt damit mal eben das Etikett Weltmusik zur Vervollkommnung.
Die treibende Rhythmik eines afrikanisch inspirierten Grooves, gepaart mit Jazzklavier, akustischer Bossa Nova-Gitarre und fadoeskem Gesang wie auf "Konsiénsia" verdeutlicht ebenso exemplarisch ihr songschreiberisches Vermögen, wie der MPB-Beat, die Flamenco-Gitarre und die Mariachi-Bläser, die mit Gastsänger Kelvis Ochoa auf "Turbulénsa" um die Wette eifern.
Zugegeben, "Konsiénsia" und "Turbulénsa" gehören zu den stärksten Nummern von "Stória, Stória". In ebenso hohen Tönen könnte man jedoch von "Tchápu Na Bandera", "Juána", "Mon Carrousel", "Badiu Si …", Turbulensa" und dem Titelstück "Stória, Stória" schwärmen. Die musikalischen Zutaten variieren, das Ergebnis ist stets das gleiche: hervorragend!
10 Kommentare
Ich ignorier mal die Tatsache dass du ne gewaltige Geschmacksverstauchung hast ... auf Platte (ich bezieh mich aufs Debüt) fand ich sie tatsächlich auch etwas lahm, live aber hab ich mich unsterblich in sie verliebt (und sie sich in mich, aber vielleicht hab ich mir das auch nur eingebildet), so dass ich hier bestimmt reinhöre. Liest sich sehr ansprechend, Kainobi.
ob man musik als lang- oder kurzweilig empfindet, liegt natürlich ausschließlich im ohr des hörers ...
und dir, venom, viel spaß beim reinhören ... ich finde, es sind lediglich 2-3 albumfüller dabei ... und mein lieblingssong ist stück nummer 5, da wird meine jazzleidenschaft am klavier so richtig ausgelebt ...
Klingt nach nem guten Tipp, wird reingehört!
die gefällt dir doch bloß, weil ihr den selben frisör habt.
also wenn ihr sagt, dass dieses album noch besser als das erste ist, dann freue ich mich aber gewaltig.
jedenfalls passte die rezension auch zur ersten scheibe.
übrigens: das sechste lied finde ich ganz toll. das habe ich auf der leider recht durchwachsenen platte von Idan Raichel gehört. Darüber habe ich Mayra Andrade auch erst kennengelernt.
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Kann den Jubelpersern nur beipflichten. Habe sie im Radio gehört (Nr. 5: Badiu si..) und mich sofort in diese Stimme verliebt. Daneben hat sie auch eine ausgezeichnete Band, die meinem Ohr mit einer dezent ausgefeilten Harmonik schmeichelt.